Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
LIEBE UND LÜGE
In den herrlichen schneeweißen Federn, auf denen ich geschlafen hatte, glitzerten goldene Diamanten. Eine Hand strich sanft wie ein Sonnenstrahl über meine Wange. »Guten Morgen«, flüsterte Nathaniel.
»Mhh …« Ich kuschelte mich an seine Brust.
Er lachte leise. Seine Finger schoben eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. »Es tut mir jedes Mal leid, dich zu wecken«, sagte er. »Ich sehe dir gern beim Schlafen zu.«
Engel schliefen nicht. Das war nur eines der vielen seltsamen Dinge, die ich bisher über Nathaniels Welt erfahren hatte.
»Du siehst so friedlich aus«, flüsterte er. »Außer wenn …« Sein Blick ruhte gequält und fragend auf meinem Gesicht.
Ich erriet, was er befürchtete.
»Keine Albträume«, versicherte ich und stützte mein Kinn auf seine Brust. »Lazarus lässt sich nicht blicken.«
Nathaniel runzelte die Stirn. »Noch nicht«, murmelte er düster. »Es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit …«
Ich legte einen Finger an Nathaniels Lippen und er verstummte. Dann zog ich meine Halskette hervor und hielt den Anhänger vor sein besorgtes Gesicht.
»Ich habe Melindas Anker, schon vergessen?« Der kleine Kristallstift mit dem funkelnden schwarzen Kern baumelte an meiner Hand.
Nathaniel ignorierte meinen Versuch, ihn zu beruhigen. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Lazarus angreift «, beendete er seinen Satz. »Wenn es so weit ist, wirst du einen machtvolleren Schutz brauchen als eine Halskette. Selbst, wenn sie das Fragment eines Erzengels enthält.«
»Diese Halskette hat es mir ermöglicht, Lazarus auszutricksen.«
Nathaniel schloss die Augen. »Erinnere mich bloß nicht daran! Wenn ich mir vorstelle, dass du einen Dämon reingelegt hast …«
»Wenn ich es nicht getan hätte, dann wärst du jetzt nicht mehr hier. Die Erzengel hätten dich verdammt. Mir wird noch immer ganz schlecht, wenn ich nur daran denke.« Ein Schauer lief durch meinen Körper und Nathaniels Arme schlossen sich enger um mich.
»Ich weiß«, flüsterte er. »Und ich werde dir für deine Hilfe ewig dankbar sein. Aber du hättest Lazarus' Zorn nicht auf dich ziehen dürfen. Nicht meinetwegen. Ich bin dein Schutzengel. Ich sollte derjenige sein, der dich beschützt.«
»Hätte ich etwa dabei zusehen sollen, wie sie dich in die Hölle verbannen? Die Vorstellung, dass du dort zwischen all den Dämonen und Inferni …« Ich verstummte und drückte mich an ihn.
»In der Hölle zu sein, wäre nicht das Schlimmste daran gewesen«, sagte er. »Aber ich hätte es nicht ertragen, von dir getrennt zu sein.«
»Mir geht's ebenso.« Ich murmelte die Worte gegen seine Brust, damit er nicht bemerkte, wie rot ich dabei wurde.
»Du wirst diese Ängste nie wieder durchstehen müssen«, versprach er leise.
Die Strahlen der Morgensonne brachen sich auf seiner golden schimmernden Haut und in seinen glitzernden Schwingen, die uns umgaben wie weiße Wolken voller kleiner Diamanten. Nachdenklich betrachtete ich sein wildes, blondes Haar und seine hellbraunen, golden gesprenkelten Augen.
Er ist wunderschön …
»Danke«, schmunzelte er.
»Manchmal wäre es mir lieber, wenn du meine Gedanken nicht hören könntest«, brummelte ich. Mit feuerroten Wangen löste ich mich aus seiner Umarmung. Ich setzte mich auf und drehte ihm den Rücken zu.
Eigentlich müsstest du schon unglaublich eingebildet sein, so oft wie du hörst, was ich über dich denke, murmelte ich in meinem Kopf.
»Das bin ich doch«, grinste er. »Ein eingebildeter, selbstverliebter und natürlich wunderschöner …«
»Spinner!« Ich warf ihm ein kleines Kissen an den Kopf.
Nathaniel fing es mühelos und lachte. Sein umwerfendes Lachen ließ mich für einen Moment alles vergessen. Ich starrte ihn einfach an, vollkommen eingenommen von seinem Anblick.
Wieder einmal war ich unendlich dankbar dafür, dass er nicht alle Gedanken hören konnte, die in diesem Moment wie ein Feuerwerk in meinem Kopf explodierten. Ich war dankbar für den geheimnisvollen Schild, der meine verbotenen Gefühle vor ihm und allen anderen Engeln abschirmte … obwohl ich nicht begreifen konnte, dass er diese Gefühle nicht gerade jetzt in meinen Augen lesen konnte.
Ich war unsterblich in Nathaniel verliebt. Und wenn er das jemals erfahren sollte, waren wir beide verloren.
»Ich sehe es in deinen Augen«, sagte Nathaniel plötzlich.
Ich erstarrte. Eiseskälte breitete sich in mir aus.
»Du siehst … was?« Meine Stimme klang auf einmal heiser.
Nathaniel setzte
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