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Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Titel: Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Australien die Spitze der Charts und gelangt sogar in den Vereinigten Staaten auf Platz 6, nachdem ABBA dort als Einspieler in der „Mike Douglas Show“ und „Merv Griffin Show“ aufgetreten sind. ABBA haben in die Sendung auch schon das im Mai veröffentlichte Album „Waterloo“ eingebracht, das mehrere positive Kritiken einheimst, doch in den Billboard 200 nur Platz 145 erreicht. Denn ABBA werden in Amerika als eine Band von vielen wahrgenommen, eher als europäische Kuriosität als eine Kult-Band, deren Platten man besitzen muss.
    Im Rauschgefühl von Brighton ist es erstaunlich für alle, dass Agnetha nach ihrer ersten Reaktion eher eine nüchterne Einschätzung der Lage gibt. Das eine hat eben mit dem anderen nichts zu tun. Für Agnetha ist der Erfolg sehr schön, aber sie hebt dabei nicht ab. Ihr Pressestatement wird zum Leitmotiv der kommenden Jahre werden und letztendlich zum Hemmschuh für die Karriere der Band.
    Agnetha: „Ich mag es, Musik zu schreiben. Ich komponiere lieber, als dass ich Musik auf die Bühne bringe. Ich bin lieber kreativ. Aber selbst da vorne zu stehen und zu singen ist mir nicht wichtig, obwohl ich das für die Gruppe tun muss. Alles hat seine Zeit. Ich glaube nicht, dass ich mein ganzes Leben lang auf der Bühne stehen und um die Welt reisen werde. Wenn man ein Familienleben möchte, ist das unmöglich.“
    Die Presseleute sind etwas konsterniert bei dieser Aussage, und sie rätseln. Ist es Bescheidenheit, oder Furcht, die Agnetha so sprechen lassen? Ist das denn der Optimismus und Ehrgeiz eines aufstrebenden Popstars, wie man ihn sonst von anderen gewöhnt ist? Eher nicht. Hier spricht eine Frau, die ihre Rolle in der Mutterschaft gefunden hat und im Grunde genommen keinen großen Wert darauf legt, im Rampenlicht zu stehen. Agnetha mag schon in dieser Frühzeit als Star von ABBA wahrgenommen werden, aber die sonst mit dieser Rolle oft verbundene narzisstische Persönlichkeitsstörung hat sie nicht. Die Aufmerksamkeit und der Ruhm geben ihr nichts. Ähnlich wie Björn und Benny ist Agnetha eigentlich nicht so sehr daran interessiert, selbst Popstar zu sein und die Lieder, die sie schreibt, auch zu interpretieren, sondern sie kann sich gut vorstellen, Musik für andere zu schreiben, die dafür die Lorbeeren einheimsen. Die einzige, die aus dem Vierergespann herausfällt, ist Frida. Sie giert nach der Liebe des Publikums oder zumindest für das, was sie für dessen Liebe hält. Eine Energie, die ihr das gibt, was ihr die Kindheit und Jugend vorenthalten haben. Frida ist nach dem Auftritt von Brighton völlig euphorisch und kann es kaum erwarten, weiterzumachen, vor einem immer größeren Publikum aufzutreten, die Augen in der Menschenmenge auf sich ruhen zu sehen und den Applaus immer größerer Konzertsäle entgegenzunehmen. Sie raucht nach dem Erfolg eine Zigarre, wie sich das für eine Frau mit cojones gehört. Frida ist sichtlich die einzige, die für die ABBA-Mania der nächsten Jahre gewappnet ist.
    Dass Agnetha sich schon so früh so skeptisch über ihre Karriere äußert, liegt vor allem an der Reaktion ihrer Tochter Linda, als ABBA von ihrem Triumph nach Hause zurückkehren. Sie waren zwei Wochen weg, und das Kind ist jetzt ein Jahr alt.
    Agnetha: „Björn und ich sehnten uns wahnsinnig nach Linda, jeden Tag, jede Stunde. Und wir gingen davon aus, dass es ihr genauso gehen würde, dass sie sich nach uns verzehrt hätte, dass sie sich uns in die Arme werfen würde, als wir endlich nach Hause kamen. Aber als wir in der Tür standen und dann auf sie zugingen, erkannte sie uns gar nicht! Sie war schüchtern und hatte Angst und suchte bei dem Kindermädchen Schutz vor uns, ihren Eltern! Ich brach in Tränen aus. Wir waren alle so erschöpft und fertig, deshalb war ich vielleicht besonders angreifbar an dem Tag. Trotzdem schworen Björn und ich uns, dass wir nie wieder Linda so lange allein lassen würden.“
    Agnetha erkennt durch diese Reaktion des Kindes, dass sie den dauernden Wünschen Björns nach verstärkter Mitarbeit in der Band nicht nachgeben kann. Er ist zwar auch geschockt durch die Entfremdung von seiner Tochter, doch diese ist ja nur vorübergehend und er hält das Ganze für nicht so dramatisch. Agnetha denkt da ganz anders. Sie hat das Gefühl, dass sie alles zu verlieren droht, was ihr wichtig ist, wenn sie Linda wieder so lange allein lässt. Die nächsten Jahre werden vom Kampf Agnethas um ihr Familienglück bestimmt werden. Sie wird diesen Kampf verlieren,

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