Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
nach Marstrand hinüber. Sie wirken nach außen hin ruhig und glücklich, doch in letzter Zeit hat ihre Beziehung deutliche Risse bekommen. Auch sie streiten nach der schrecklichen Japan-Tournee nicht mehr, setzen sich nicht mehr mit dem anderen auseinander, leben eher nebeneinander her.
Bosse: „Früher, auf einer Tournee, konnte es schon einmal passieren, dass Frida so wütend wurde, dass sie Benny das Gesicht zerkratzte. Dann kam er zu mir und sagte: Ich kann das nicht länger ertragen. Er bekam dann ein anderes Zimmer und mit ein bisschen Make-Up konnte man das übertünchen.“
Frida fährt jetzt immer häufiger weg, um sich selbst zu erfahren. Sie spürt, dass diese Sehnsucht nach Einsamkeit eigentlich nur der Wunsch ist, aus der Beziehung herauszukommen.
Frida: „Es war eine schrecklich frustrierende Zeit. Wir wollten beide etwas anderes und trotzdem, weil wir in der gleichen Musikgruppe waren, erwarteten alle, dass wir uns in der Öffentlichkeit glücklich und zufrieden zeigten. Dabei war es längst so, dass wir eigentlich nur mehr gemeinsam weggingen, um nicht Zuhause aufeinander zu hocken und den anderen ertragen zu müssen.“
Auch Agnethas Beziehung mit Dick steht leider unter keinem guten Stern. Dass es schon innerhalb einiger Wochen Probleme gibt, bekommt die Zeitung „Aftonbladet“ mit und schreibt darüber. Merkwürdig an der Sache ist nur, dass Agnetha über Polar Music folgendes Statement an die Presse weitergibt: „Wie in vielen anderen Beziehungen gibt es auch bei uns einige Unterschiede. Wir haben beschlossen, nicht so intensiv wie bis jetzt miteinander auszugehen, aber lassen wir doch die Zukunft entscheiden, wie es zwischen uns werden wird.“
Nun, wie auch immer sie das gemeint hat: Einige Tage später steht fest, dass die beiden ihre Beziehung beendet haben.
Das Video von „ The Winner Takes It All “ kommt zu einer Zeit, in der die Scheidungsraten höher und höher gehen und der Film „Kramer gegen Kramer“ mit Dustin Hoffmann und Meryl Streep gerade das Drama einer Trennung erfolgreich auf der Filmleinwand darstellt. Das Lied wird als Vorschau auf das neue ABBA-Album im Juli veröffentlicht und erregt weltweites Aufsehen. Agnetha spielt hier mit dem Image von ABBA, mit dem traurigen Ende der Gruppe. Es ist sentimental angelegt, als Rückschau auf eine große Liebe und eine große Band.
Das Video beginnt mit Schwarzweißbildern von den Konzerten von ABBA. Dann wechselt es auf Farbe. Ein Close-Up von Agnetha mit übertrieben hellblau geschminkten Augen und einem traurigen Gesicht erlaubt ihr, in die Kamera zu schauen und zu singen: „Ich will nicht davon reden / davon, was wir miteinander durchgemacht haben“. Das Video zeigt Agnetha im hellroten Kostüm am Wasser, gemeinsam mit den anderen, dann wieder allein. Die Bilder sind von einer Authentizität, einer Wucht, die einen umhaut. Und auch das Lied, die Musik, ist direkt und eindringlich. Und Agnethas Stimme geht mehr ans Herz denn je. Man glaubt, ihren Schmerz herauszuhören. Und sie hat auch Worte, diesen Schmerz punktgenau zu schildern, bevor sie mit einem verbitterten, wie abwesenden Blick neben die Kamera schaut. Ein ungeschützter Gesichtsausdruck, wie man ihn noch nie im Fernsehen gesehen hat. Mit diesem einzelnen Video gehen ABBA in die Geschichte des Pop ein, schütteln das Image einer Spaßband endgültig ab. Was bislang manchmal auch einen Hauch von Kitsch erkennen ließ, zeigt sich nun so nackt und ehrlich wie das nur große Kunst zuwege bringt. Spätestens jetzt reihen sich ABBA auf immer in die Reihe der größten Künstler des Pop ein.
Benny: „Von der Melodie her ist es ganz einfach. Es besteht lediglich aus zwei Melodielinien, die über das ganze Stück hinweg immer wiederholt werden, und trotzdem, glaube ich, haben wir es so hingekriegt, dass es sich nicht so anhört, als wäre es immer dasselbe.“
Björn: „Den Text hatte ich ziemlich schnell geschrieben. Ich lasse mich immer von Ereignissen aus meinem eigenen Leben anregen, und dann füge ich hier und dort noch ein paar Dinge hinzu, damit ein besserer Text daraus wird.“
Agnetha: „Der Text von The Winner Takes It All ist sehr persönlich. Als wir den Gesang aufnahmen, kam ich mir vor wie eine Schauspielerin. Ich durfte meine wirklichen Gefühle nicht überhand nehmen lassen.“
Das Video wird als revolutionär und neu empfunden und dadurch auch stilbildend. Agnetha hat für die Aufnahme reichlich blauen Lidschatten aufgelegt und eine neue
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