Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
war diese Art melancholische Erinnerung, wenn man seine Unschuld verliert.“
Nach ihrer Rückkehr am 5. März geht es los nach Japan. ABBA werden von tausenden Menschen am Flughafen empfangen. Sie spielen hier elf Konzerte, die alle ausverkauft sind, davon sechs Shows im Budokan in Tokyo, wo schon die Beatles aufgetreten sind. Die Fans sind begeistert, dass ABBA das Lied „I Have A Dream“ auf Japanisch vortragen.
Diese kurze Tournee ist trotzdem ein Abklatsch der früheren Konzertreisen. Die Luft ist bei ABBA sichtlich raus.
Lasse Wellander: „Sie machten harte Zeiten durch, nicht nur wegen des vielen Herumreisens, sondern auch wegen ihrer persönlichen Probleme. Trotzdem waren sie auf der Bühne nie wütend oder aufgebracht. Da wollten sie alle dasselbe, sie liebten es, auf der Bühne zu stehen. Da waren auch nie irgendwelche Spannungen zu spüren. Im Gegenteil, es war immer, als hätten sie die ganze Zeit nur auf diesen Moment gewartet.“
Hinter den Kulissen sieht es anders aus. Für Agnetha ist die Gruppe nicht mehr relevant. Es ist jetzt nicht mehr ihre Art, am Pool zu sitzen und auf ein freundliches Wort zu warten. Sie hält sich an ihre Freundinnen, geht mit ihnen zwischen Konzerten einkaufen, ignoriert die anderen Mitglieder von ABBA völlig. Agnetha merkt gar nicht, dass es in Japan auch längst in der Beziehung zwischen Frida und Benny kriselt, und dass auch diese ihrem Ende zu geht.
Bosse: „Die Atmosphäre in der Gruppe war kaum wiederzuerkennen, als die beiden einander nicht mehr mochten. Fast ein Jahr lang mussten wir verheimlichen, dass Frida und Benny auf die Scheidung zusteuerten. Das war schwierig, besonders wenn wir zusätzliche Hotelzimmer buchen mussten. Während der letzten Tour buchte ich gemeinsame Hotelsuiten für die beiden, aber in Wirklichkeit schliefen sie in Einzelzimmern.“
Manchmal verbringt Bosse selbst die Nacht in der Suite, die für das Ehepaar Andersson gebucht ist, manchmal sind es Freunde. Alle Mitglieder vom Team ABBA hoffen, zittern, und schicken sich langsam ins Unvermeidliche: ABBA existiert nicht mehr, seitdem die Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern zerbrochen sind.
Bosse: „Als die Eheprobleme von Frida und Benny ihren Höhepunkt erreicht hatten, mussten wir die beiden richtiggehend voneinander fernhalten. Sie konnten es nicht ertragen, einander auch nur zu Gesicht zu bekommen. Es war wie bei Simon & Garfunkel: Die ABBA-Mitglieder konnten nicht einmal mehr denselben Umkleideraum benutzen. Sogar Agnetha und Frida wollten sich schließlich nicht mehr im selben Raum umziehen. Die Spannungen zwischen ihnen machten das einfach zu einem Ding der Unmöglichkeit. Nur mit großem Widerwillen rangen sie sich doch dazu durch, und auch nur dann, wenn es absolut unmöglich war, ihnen getrennte Räume zur Verfügung zu stellen. Manchmal traten wir in richtig großen Hallen auf, die zu unserer großen Überraschung nur einen einzigen Umkleideraum hatten. Dann bissen sie in den sauren Apfel, weil ihnen nichts anderes übrig blieb. Aber sie hassten es zutiefst. Auf der Bühne zu stehen, das liebten sie einfach, aber sobald sie die Bühne verlassen hatten, erstarb jedes Lächeln auf ihren Gesichtern. Nach der Show ging jeder seiner Wege. Frida hat sich immer viel um ihren Körper gekümmert. Wo immer sie konnte, hat sie trainiert, um ihre Tanzschritte auf der Bühne gut hinzubekommen. Björn ist fast täglich in seine Joggingschuhe geschlüpft und laufen gegangen. Benny und ich sind oft im Hotel geblieben und haben Schach gespielt. Agnetha hat sich bewusst von der Gruppe abgegrenzt und ist mit einer Freundin shoppen gegangen. Besonders gegen Ende wollte sie immer nur in Ruhe gelassen werden. Man bekam sie kaum noch zu Gesicht. Eigentlich so ähnlich wie heute noch.“
Lolo Murray, die Stylistin der Band, macht Andeutungen darüber, dass Agnetha auf dieser Tournee Anfeindungen von den anderen ertragen musste und gemobbt worden sei, ohne allerdings konkrete Angaben zu machen.
Lolo: „Ich habe ABBA aus nächster Nähe beobachten können, und ihr könnt mir glauben: Ich habe wirklich alles mitbekommen. Besonders weil Agnetha und ich uns miteinander angefreundet haben und auch heute noch befreundet sind. Was sie damals ertragen musste, ist mehr, als die meisten Menschen aushalten würden. Ich würde es wirklich meinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Oft habe ich gedacht: Bloß gut, dass ich nicht an ihrer Stelle bin. Auch wenn ABBA nach dieser Tour noch
Weitere Kostenlose Bücher