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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Atmosphäre des Ortes auf sich wirken. Fast fürchtete sie sich davor, durch die Bäume in Richtung des Hauses zu schauen, das dort in tiefer Dunkelheit stand. Jetzt, da Amelia Flynn tot war, wohnte auch ihre Freundin Kendall Montgomery nicht mehr dort. Sie hatte der alten Dame, die jahrzehntelang in dem Haus gelebt hatte und in demselben Raum starb, in dem sie geboren worden war, zuletzt Gesellschaft geleistet.
    Die Hitze des Tages war verklungen und hatte sich mit der Feuchtigkeit vom Fluss verbunden, sodass dichter Nebel über das Land zog. Die Grabsteine und Mausoleen erhoben sich dunkel vor den Nebelschwaden, und ein silberner Strahl Mondlicht tanzte über dem Marmor.
    Keine Spur von einem Geist, dennoch spürte Sheila, wie ihr Herz raste.
    „Sheila, hier drüben!“
    Erschrocken fuhr sie zusammen. Aber die Stimme – eine männliche Stimme – war real, und sie lächelte erwartungsfroh. Gleich würde sie erfahren, wer sie für würdig befunden hatte, an einer solch kostbaren historischen Entdeckung teilzuhaben.
    Ein Schauer überlief sie. Das war es! Sie half gerade dabei, Geschichte zu schreiben.
    „Wo?“, rief sie und lief durch das Gestrüpp, wobei sie den Sarkophagen auswich. Sie stolperte über einen zerbrochenen Grabstein, und die Taschenlampe fiel ihr aus der Hand. Sie hörte das Glas zerbrechen. Nun blieb ihr nur noch der schmale Lichtstrahl des Mondes, der sein Bestes tat, um den wabernden Nebel zu durchdringen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie auf dem Boden lag und an die Frau in Weiß dachte, die auf der Veranda erschien.
    Rasch rappelte sie sich auf, und einen Moment lang überwog ihre Angst die Aufregung.
    „Sheila!“
    In dem Nebel und der Dunkelheit konnte sie kaum erkennen, wohin sie ging. Obwohl sie den Friedhof gut kannte, weil sie hier oft genug am Tag spazieren gegangen war, fühlte sie sich nun orientierungslos. Vorsichtig bewegte sie sich in die Richtung, aus der sie die Stimme zu hören geglaubt hatte. Sie stolperte erneut, doch diesmal fing sie sich an einem zerfallenen Mausoleum ab.
    Eine Wolke schob sich vor den Mond und hüllte sie in völlige Finsternis.
    „Sheila?“ Diesmal war es ein Flüstern, aber ganz nah. „Los, hol mich hier raus“, rief sie. „Ich habe meine Taschenlampe verloren.“ Überrascht registrierte sie, wie zittrig ihre Stimme klang, und erkannte, dass sie tatsächlich Angst hatte. Innerhalb weniger Sekunden war die leichte Beklommenheit zu echter Panik angewachsen. Es war dumm gewesen, hierherzukommen, begriff sie. Sie war eine Idiotin. Mitten in der Nacht auf einem entlegenen Friedhof herumzulaufen, nachdem sie einen nicht unterzeichneten Brief erhalten hatte.
    Was hatte sie sich dabei gedacht?
    Sie würde zurück zum Wagen gehen, nach Hause fahren, ein großes Glas Wein trinken und streng mit sich ins Gericht gehen, dass sie etwas so Idiotisches getan hatte.
    „Ich bin doch hier“, sagte die Stimme ungeduldig.
    „Scheiß drauf“, murmelte sie.
    Als sie sich gerade von der Stimme abwandte, schien ein
    riesiger schwarzer Schatten hinter ihr aufzusteigen und sie zu schubsen. Intuitiv streckte sie die Hände aus, um nicht hinzufallen, und berührte etwas, das sich wie rostiges Metall anfühlte. Sie hörte ein quietschendes Geräusch, als das Metall unter ihrem Druck nachgab, und geriet ins Stolpern.
    Dann …
    Ein weiterer Stoß.
    Und dann schrie sie, weil sie fiel …
     
    Die Flynn-Plantage
    1863
    Brendan Flynn war zurückgekehrt von der Überführung eines Kriegsgefangenen zum Hauptquartier von „The Beast“ Butler in New Orleans, wo er den berüchtigten General aber nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    Bill Harvey, ein unbedeutender Landstreicher, der sich gut in die Army eingefügt hatte – jedenfalls wenn Gemeinheit, Brutalität und sogar Sadismus einen guten Soldaten ausmachten –, hatte draußen herumlungert, als Brendan eintraf.
    „Hallo, Flynn.“
    „Bill“, murmelte Brendan, während er die Tür der Villa öffnete, in der Butler sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte.
    „Du kennst die Vorschrift, nicht wahr?“ Bill Harvey grinste anzüglich bis über beide Ohren, was immer ein schlechtes Zeichen war.
    „Wovon redest du, Bill?“
    Bills Grinsen wurde noch breiter, wenn das überhaupt möglich war. „Nun, du weißt doch, was General Butler über diese Frauen sagt, die uns Soldaten anspucken und so. Wenn sie spucken und frech sind, nun, dann sind sie einfach Huren, und wir können sie wie die Huren behandeln, die sie nun mal

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