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Ahoi, liebes Hausgespenst!

Ahoi, liebes Hausgespenst!

Titel: Ahoi, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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andererseits: war es nicht möglich, daß sie in den Augen Léons nicht eben doch wohlhabend waren? Allein deshalb, weil sie anständig gekleidet waren und Schuhe an den Füßen trugen?
    Sie hatte Angst, war aber dennoch besonnen genug, es nicht auszusprechen und die anderen nicht in Panik zu versetzen. „Dann frag Léon!“ sagte sie zu Brian. „Stell ihn zur Rede! Sag ihm, daß wir sofort zur Anlegestelle wollen!“
    Brian redete auf Léon ein. Aber es zeigte sich, daß die Verständigung recht schwierig war, da der Fahrer wirklich nur über wenige Brocken Englisch verfügte und zudem auch nicht verstehen wollte.
    Die anderen warteten gespannt, was sich aus diesem, von Brian heftig, von Léon vergnügt geführten Dialog ergeben würde.
    Endlich drehte Brian sich zu ihnen um. „Er sagt, er will uns was zeigen!“
    „Dann sag du ihm, daß wir auf geradem Weg zur Anlegestelle zurück wollen!“ verlangte Monika.
    „Habe ich schon. Er läßt sich nicht umstimmen. Er sagt, daß wir es unbedingt sehen müssen.“
    Ingrid seufzte. „Auch das noch!“
    „Wir sind ziemlich aufgeschmissen, wie?“ meinte Norbert. „Diesem Kerl auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“
    „Wir wollen doch nicht gleich annehmen, daß er ein Verbrecher ist“, sagte Monika schwach.
    „Nein, bestimmt nicht!“ behauptete Brian. „Höchstens ein kleiner Gauner.“
    „Also, was machen wir jetzt?“ wollte Norbert wissen.
    „Was können wir schon machen?“ gab Ingrid zurück. „Wir fahren zwar nicht allzu schnell, aber wenn wir rausspringen würden, würden wir uns trotzdem verletzen. Außerdem wissen wir nicht mal, wohin wir laufen müßten.“
    „Verdammter Mist!“
    „Das kannst du laut sagen!“
    Alle vier bereuten jetzt heftig, daß sie nicht bei den anderen geblieben waren.
    „Vielleicht“, sagte Monika tapfer, „ist es wirklich was Interessantes, was er uns zeigen will.“
    „Selbst wenn! Seine Art gefällt mir nicht!“ sagte Norbert.
    „Für einen ordentlichen Taxifahrer gehört es sich nicht, seine Fahrgäste nach Belieben herumzukutschieren!“ stimmte Ingrid ihm zu. „Er hat sie dahin zu bringen, wohin sie wollen.“
    Alle waren ihrer Meinung. Es war zwecklos, weiter darüber zu sprechen. So ließen sie sich schweigend weiterfahren. Jeder kämpfte mit seiner eigenen Angst oder doch mit seinem eigenen Mißvergnügen.
    Endlich hielt das Taxi. Léon stieg aus und öffnete die Türen.
    Monika war erleichtert. Nach einer Entführung sah das jedenfalls nicht aus. Außerdem grinste er ermunternd.
    Sie sahen sich um und stellten fest, daß sie am Rande eines kleinen, verstaubten Parks gelandet waren. Auch hier gab es Buden und Gestelle mit holzgeschnitzten Masken, Totempfählen, riesigen hölzernen Schüsseln und aus Sisal geflochtenen Körben und Hüten.
    „Nicht schon wieder!“ stöhnte Monika, aber sie war doch unendlich erleichtert, daß nichts Schlimmeres passiert war.

    Den anderen erging es ebenso. Wenn auch widerwillig folgten sie dem Fahrer, der sie von einem Stand zum nächsten führte und ihnen mit Worten, die sie nicht verstanden, die ausgestellten Waren anpries. Aber keiner von ihnen hatte Lust, etwas zu kaufen. Jetzt, wo man es ihnen aufzwingen wollte, schon gar nicht.
    Sie sagten energisch: „No!“ und: „Non!“ und: „Nein!“ und sogar: „Njet!“
    Wenn Léon sie auch genausowenig verstand wie sie ihn, war ihre Haltung doch ganz unmißverständlich. Endlich gab er auf und führte sie zum Auto zurück. Aber sein Lächeln war verschwunden und hatte einem grimmigen melancholischen Ausdruck Platz gemacht.
    „Jetzt haben wir ihn enttäuscht!“ sagte Monika. „Vielleicht dachte er, daß wir uns wirklich freuen würden.“
    „Ach, i wo!“ sagte Brian. „Der wollte doch bloß ein Geschäft machen!“
    „Aber er hätte doch nichts verdient, wenn wir bei den Ständen was gekauft hätten!“
    „Denkste! Er hätte Prozente bekommen! Das ist überall auf der Welt das gleiche!“ behauptete Norbert.
    „Und woher willst du das wissen?“
    „Weil mein Vater Weltreisender ist!“
    „Norbert hat recht!“ sagte Brian. „So was ist tatsächlich üblich.“
    Die Mädchen kamen sich ziemlich unerfahren vor und staunten. Aber immerhin war diese Erklärung harmlos genug, um sie zu beruhigen. Dennoch atmeten sie erleichtert auf, als sie sich nach einiger Zeit auf der Uferstraße wiederfanden.
    „Jetzt kann es nicht mehr weit sein!“ rief Monika.
    Fast im gleichen Augenblick — sie hatte den Satz kaum

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