Ahoi, liebes Hausgespenst!
„Ich schlage vor, du und Brian holt für uns alle noch was zu trinken. Inzwischen muß Brian sich überlegen, ob er versprechen kann, den Mund zu halten oder nicht.“ Sie lächelte Brian zu. „Ich persönlich hätte ja gar nichts dagegen, wenn dein Vater es auch erführe. Aber der erzählt es dann womöglich am Stammtisch ..
„Er hat gar keinen!“
„Dann einem Freund oder einer Freundin oder sonst jemand, und die erzählen es dann natürlich auch weiter, und schon hat unser Geheimnis aufgehört, eins zu sein.“
„Wäre das denn so schlimm?“
„Und ob. Norbert hat’s dir doch gerade eben erklärt. Mein Vater will auf keinen Fall, daß es einen Rummel um uns gibt, und ich finde, damit hat er recht. Also schiebt jetzt ab... und überleg’s dir, Brian!“
Natürlich war Brians Neugier doch so groß, daß er, als sie beide mit den frischen Getränken zurückkamen, bereit war, sein Ehrenwort zu geben.
„Ehrenwort genügt nicht!“ erklärte Monika. „Du mußt es schwören!“
„Sehr richtig!“ stimmte Ingrid ihr zu. „Du mußt bei Gott und allen guten Geistern schwören, das Geheimnis zu bewahren!“
„Und wozu soll das gut sein? Es muß doch wohl genügen, wenn ich verspreche, nicht zu quatschen.“
„Das genügt uns eben nicht!“ sagte Norbert. „Wenn du bei Gott und allen guten Geistern schwörst, dann heißt das, daß sie dich bestrafen werden, wenn du deinen Schwur brichst.“
„Das ist heikel“, meinte Brian und rieb sich das Kinn.
„Da du ja sowieso entschlossen bist, die Klappe zu halten“, meinte Monika, „gehst du kein Risiko damit ein.“
„Auch wieder wahr!“ Brian gab sich einen sichtlichen Ruck. „Ich schwöre also bei Gott und allen guten Geistern...“ Er stockte.
„...daß ich das große Geheimnis...“ soufflierte Monika.
Er sprach es ihr nach.
„...das Monika, Ingrid und Norbert mir jetzt anvertrauen, keiner Menschenseele verraten werde!“
„So ist’s recht“, sagte Monika zufrieden, „jetzt können wir es dir erzählen! Aber leise, Kinder, leise! Die Stewards haben gute Ohren!“
Sie zogen sich in einen Winkel der überdachten Landestelle zurück, und flüsternd erzählten sie Brian, daß es Amadeus wirklich gab, daß er sich selber so nannte und ein Geisteswesen mit unheimlich starken Kräften war, von denen Brian ja schon einige Proben miterlebt hatte.
Brians schwarze Augen wurden größer und größer.
„Da staunste Bauklötze, was?“ sagte Norbert und lachte.
„Ich kann es nicht glauben!“
„Solltest du besser aber doch!“ riet Ingrid. „Wenn du Amadeus respektierst, freut ihn das. Dann heckt er nichts mehr gegen dich aus oder, sagen wir, immerhin weniger.“
„Und du kannst ihn sehen, Monika?“
„Ja. Manchmal.“
„Aber nur Monika!“ behauptete Ingrid.
„Auch nicht!“ stellte Monika richtig. „Gestern nacht in der Disko hat ihn auch der Kapitän gesehen.“
„Du grüne Neune!“
„Ja, man muß sich erst an den Gedanken gewöhnen“, meinte Monika großmütig.
„Das ist die tollste Geschichte, die ich jemals gehört habe.“
„Und das Tollste ist, daß es gar keine Geschichte ist, sondern Wirklichkeit!“ sagte Norbert.
„Aber wo ist dieser Amadeus denn jetzt?!“
Monika zuckte die Achseln. „Null Ahnung. Vielleicht ist er bei Léon geblieben, oder er ist schon wieder zurück zum Schiff. Er kann ja fliegen, weißt du. Er braucht kein Boot dazu.“
„Vielleicht ist er aber auch noch hier!“ Voll Entsetzen blickte Brian sich um, als könnte er das Gespenst am hellen Tag in voller Gestalt entdecken.
„Wenn er hier ist, können wir ihn nicht sehen!“ belehrte Monika ihn. „Sichtbar machen kann er sich immer nur nachts. Er leuchtet von innen heraus, weißt du. Im Sonnenschein könnte man ihn wahrscheinlich gar nicht sehen.“
„Ganz schön unheimlich!“
„Halb so schlimm. Wir... das heißt meine Familie und ich... leben schon seit über einem Jahr mit Amadeus zusammen. Natürlich hat er uns mehr als einmal einen Schrecken eingejagt. Aber wir haben auch jede Menge Spaß mit ihm gehabt.“
„Ihr scheint einen makabren Humor zu haben!“
„Überhaupt nicht! Bloß eben Humor!“ Monika wandte sich an die beiden anderen. „Wißt ihr noch, wie er den Häusermakler in den frischen Zement gesetzt hat?“
Lachend und nicht mehr ganz so leise wie vorher, begannen sie, einander ins Wort fallend, Brian von den Streichen des Kobolds zu erzählen. Es war ein Glück für sie, daß die Stewards zwar das eine oder
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