Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
noch so groß war, wie sie sein sollte. Oder vielleicht schon viel größer. Das wusste er auch nicht. Was anderes wusste er aber und sagte es auch: »Vielleicht hast du sogar Recht.«
    »Hä?«
    »Ja, der Broiler brutzelt.«
    »Und?« Vinzi schien einen Zusammenhang mit den Analkugeln zu suchen.
    »Nicht und, sondern wo?«
    »Wie wo?« Das Analperlentütchen baumelte ratlos in Vinzis Hand.
    »Wo brutzelt ein Mensch?«, wollte Plotek wissen.
    »Keine Ahnung.« Vinzi ging ins Bad.
    »Wo brutzelt Bruchmeier?«, rief ihm Plotek hinterher.
    »Weiß ich doch nicht«, kam zurück.
    »Vielleicht irgendwo auf dem Schiff?«, bohrte Plotek weiter nach. Vinzi beschlich eine vage Ahnung. Er kam mit einem dildoähnlichen Gegenstand aus dem Bad zurück. Plotek grinste. Er ahnte, wofür der gut war.
    »Auf keinen Fall im Kühlraum«, sagte Vinzi. Und meinte Bruchmeiers Brutzelei.
    »Eben«, bestätigte Plotek.
    »Butt-Plug«, sagte Vinzi.
    »Hä?«
    »Analstöpsel!« Er deutete mit dem schwarzen konisch geformten Ding in der Hand an, was damit unternommen werden konnte. Was Plotek an Vinzis wackelnden Mittelfinger erinnerte. Das sah nicht erstrebenswert aus. Eher schmerzhaft. »Mit dem läuft unser Intendant im Arsch herum, damit er . . .« Vinzi stockte. Er unterbrach sich, dachte nach und sah Plotek dabei aufmerksam an. Während Plotek sich mit einem vertrauten leichten Brennen im Unterleib fragte, warum Bruchmeier mit so einem Ding im Hintern spazieren ging. Aber noch ehe er eine Antwort darauf fand, fragte Vinzi: »Gibt es hier eine Sauna?«
    Da musste Plotek erst gar nicht nachdenken: »Klar gibt es eine.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher. Wir haben doch die Webers vor zwei Tagen aus der Sauna kommen sehen. In Bademänteln und mit hochroten Köpfen.«
    Vinzi warf die Analkette und den Butt-Plug auf das Bett. »Na dann, nichts wie hin.«
    Der Wellnessbereich, bestehend aus Fitnessraum, Frisörsalon, Massage, Solarium und Sauna, befand sich auf Deck 8, genau über dem Außenpool. Nachts waren hier natürlich keine Gesundheitsfanatiker und Wellnessfetischisten mehr. Obwohl manche Passagiere morgens tatsächlich so aussahen, als hätten sie die Nacht unter dem Solarium und nicht im Bett verbracht. Mit einer Haut wie der eines gegrillten Hähnchens. Oder wie eine Handtasche aus gegerbten Schweineleder. Herlinde Vogler-Huth hatte so eine.
    Im Wellnessbereich roch es nach ätherischen Ölen. Nach Birkenblättern und Kaminfeuer. Außerdem war es warm. Wärmer als sonst auf dem Schiff. Im Fitnessclub, im Massageraum und unter den Solarien war niemand zu sehen. Auch auf dem Frisörstuhl saß niemand. Als sie der Sauna aus Massivholz näher kamen – finnischer Blockhausstil, was sonst –, merkten sie, dass diese eine recht starke Wärme abstrahlte. Was ihre Ahnung bestätigte. Eine eher von Furcht als von einem Aufguss erzeugte schweißtreibende Hitzewallung legte sich auf ihr bis dahin hoffnungsvoll gestimmtes Gemüt, als wären sie im Klimakterium. Und drückte dermaßen auf die Stimmung, dass es Plotek ganz übel wurde. Vinzi hingegen versuchte sich gegen den Stimmungsabfall fast schon verzweifelt zu wehren.
    »Woran erkennt man einen Manta-Fahrer in der Sauna?«, fragte er. Als Plotek nichts einfiel, kam als Antwort: »Er hat verchromte Eier.« Es gelang. Beide grinsten. Das verging ihnen aber gleich wieder. Als Plotek nämlich durch das Bullauge der Saunatür guckte, sah er auf den Holzplanken Bruchmeier liegen. Er war nackt und mit Händen und Füßen an die Holzlatten gefesselt. Der Mund war mit einem Klebeband verschlossen. Die Augen saßen aber unangetastet und funktionstüchtig an ihrem Platz. Und er lebte.
    Plotek war kein Saunafreund. Eher das Gegenteil. Er hatte es noch nie verstanden, weswegen man sich mit unbekleideten, oft unproportionierten Menschen, die man in der Regel nicht einmal kannte, in einen viel zu engen Raum einsperren ließ. In dem es auch noch unerträglich heiß war. Nur um zu schweigen und zu schwitzen. Wer machte das schon freiwillig? Saunapärchen halt. Menschen also, die sich nichts mehr zu sagen haben, aber trotzdem die Zeit miteinander verbringen müssen. Da ist das ideal. Dazu kommen die Saunafundamentalisten, auch Aufguss-Heinis genannt. Meist Männer in mittlerem Alter, die aussehen wie Waldemar Hartmann, als er noch einen Bart trug, und denen es in jeder Sauna zu kühl ist, so dass sie nach Aufgüssen schreien. Die selbstgefällig, auch schadenfroh grinsen, wenn andere kurz vor dem Hitzekollaps

Weitere Kostenlose Bücher