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Al Wheeler und das Callgirl

Al Wheeler und das Callgirl

Titel: Al Wheeler und das Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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lächelte flüchtig. »Tyler
meint es gut, aber er ist leider nicht geeignet, mit solch einer Situation
fertig zu werden. Ich heiße Gerard Kingsley .« Seine
verschleierten Augen hefteten sich forschend auf mein Gesicht. »Sagt Ihnen der
Name nichts ?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
»Nein. Müßte er mir etwas sagen ?«
    »Schon gut. Reine Neugierde
meinerseits.«
    Über seine Schulter weg sah
ich, wie sich Doc Murphy dem Swimming-pool näherte, die obligate schwarze
Tasche in der Hand. Ich schlug Kingsley vor, ins Haus zurückzukehren, und
sagte, ich würde später nachkommen. Die beiden Männer kamen neben dem
Swimming-pool aneinander vorbei, und ich bemerkte ein leichtes Zucken der
Überraschung auf dem Gesicht des Coroners, als er Kingsley sah.
    »Was ist denn in Sie gefahren,
Al ?« brummte Murphy, als er bei mir angelangt war.
»Graben Sie neuerdings Ihre Leichen mitten in der Nacht aus ?«
    »Vielleicht haben Sie noch gar
nicht bemerkt, daß hellichter Tag ist, mit
Sonnenschein und allem Drum und Dran«, erwiderte ich höflich.
    »Was mich betrifft, so ist
alles, was vor neun Uhr morgens liegt, mitten in der Nacht, und —« Er hielt
abrupt inne, weil sein Blick auf die Leiche fiel.
    Ich rauchte eine Zigarette,
während er seine Untersuchung vornahm. Der Vogel mit dem Spatzengehirn brach
erneut in wilden Gesang aus, und das warme Sonnenlicht erwärmte mich bis auf
die Knochen. Es war ein Tag, um das Leben zu genießen, wie irgendein Sowieso
mal behauptet hatte, und eine Leiche betrachten war ein übler morgendlicher
Zeitvertreib. Mit einem scharfen Klicken schloß Murphy seine kleine schwarze
Tasche, und ich wandte mich ihm wieder zu.
    »Das gefällt mir überhaupt
nicht .« Seine normalerweise zynische Stimme klang
gedämpft. »Sie wurde brutal geschlagen und dann erwürgt — so viel ist
offensichtlich .«
    »Vielleicht auch vergewaltigt ?«
    »Das wird die Autopsie ergeben.
Sie ist seit mindestens vier Stunden tot, vielleicht sogar seit fünf .«
    Ich blickte auf meine Uhr.
»Also irgendwann zwischen ein und zwei Uhr heute früh?«
    »So ungefähr.« Er nickte. »Ich
kann nur hoffen, ihr Mörder hatte ein einleuchtendes Motiv .«
    »Warum?«
    »Es wäre nicht gut, wenn es ein
Irrer wäre, Al«, sagte er leise. »Sonst plant er womöglich, heute nacht irgendeinem anderen Mädchen das gleiche
anzutun«
    »Da haben Sie recht .« Mein Magen begann bei dem Gedanken leicht zu schlingern.
    »Wissen Sie was? Einen
Augenblick lang dachte ich tatsächlich, der Kerl, der da ins Haus ging, sei
Gerard Kingsley .« Murphy grinste und schüttelte
bedächtig den Kopf. »Die Ähnlichkeit ist verblüffend .«
    »Nicht allzu verblüffend. Es ist Gerard Kingsley — wer immer das sein mag .«
    Murphys Mephisto-Brauen fuhren
erstaunt in die Höhe. »Sie wissen nicht, wer Kingsley ist ?« Er schnippte mit den Fingern. »Natürlich — ich hätte gleich daran denken
sollen, daß Sie außer pornografischen Büchern nichts lesen .«
    »Und auch nur die, welche mir
Ihre Frau leiht«, zischte ich. »Erzählen Sie mir also von Kingsley .«
    »Er war bis vor rund einem
halben Jahr Rechtsanwalt. Erinnern Sie sich nicht an den Stensen -Prozeß
in San Francisco ?«
    »Vage«, erwiderte ich. »Da
drehte es sich doch um einen fragwürdigen Gewerkschaftsboß ,
den sie eingebuchtet haben, oder nicht ?«
    »Gerard Kingsley war sein
Verteidiger. Die Geschworenen sprachen Stensen schuldig, und der Richter
verdonnerte ihn zu Gefängnis; außerdem machte er ein paar bissige Bemerkungen
über Kingsleys Verteidigungsmethoden. Wahrscheinlich konnte der
Distriktstaatsanwalt nicht ausreichend handfeste Beweise gegen Kingsley finden,
um ihn vor die Grand Jury zu bringen, aber einen Monat später nahm sich die
Anwaltskammer seiner an. Er wurde aus ihr ausgeschlossen — wegen Verstoßes
gegen das Berufsethos, Einschüchterung von Zeugen, unzulässigen Umgangs mit
bekannten Verbrechern und, und, und...« Murphy machte einen Augenblick Pause,
um Atem zu holen. »Es wäre ja an sich eine hübsche Vorstellung, daß die
Gerechtigkeit auf der ganzen Linie triumphiert hat, aber nach allem, was ich
über Cordain gelesen habe — das ist Stensens Nachfolger — , ist man da vom Regen in die Traufe
gekommen.«
    »Sie faszinieren mich, Doc«,
sagte ich. »Wie kommt es nur, daß Sie so viel von Strafrecht und so wenig von
Medizin verstehen ?«
    »Das liegt an diesen verdammten
Autopsien«, sagte er ohne mit der Wimper zu zucken. »Wenn ich nur einmal

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