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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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War nicht Poker ihr Lieblingsspiel? Betrieben sie nicht all ihre Geschäfte, kauften und verkauften und machten Preistreibereien mit Bluff und Schwindel? Ein halbes Dutzend Männer ergriff das Seil und hielt sich bereit, den Indianer in die Höhe zu ziehen. »Wartet noch!« befahl Kid. »Bindet ihm die Hände. Wir wollen nicht, daß er da oben herumklettert.«
    Noch mehr Theater, dachte Cultus George und ließ sich die Hände ohne Widerstand auf den Rücken binden.
    »Jetzt geb' ich dir die letzte Chance, George«, sagte Kid. »Willst du eines von den Gespannen übernehmen?«
    »Wieviel?« fragte Cultus George.
    Kid gab den Kameraden das Zeichen - befremdet von seinem eigenen Tun und gleichzeitig empört über die unglaubliche Selbstsucht des Indianers. Und Cultus George war nicht weniger erstaunt, als er fühlte, wie die Schlinge sich mit einem Ruck um seinen Hals zusammenzog und er selber plötzlich vom Boden gehoben wurde. Im selben Augenblick brach sein Eigensinn zusammen. Auf seinem Gesicht malten sich in schneller Folge Überraschung, Angst und Schmerz.
    Kid wartete unruhig, was geschehen würde. Da er selbst noch nie aufgehängt worden war, fühlte er sich auf diesem Gebiete als Neuling. Der Körper des Indianers zuckte krampfhaft, die gefesselten Hände bemühten sich, die Bande zu sprengen, und aus der Kehle kam ein unheimliches Röcheln. Kid hob die Hand.
    Die Männer waren ärgerlich, daß die Strafe nur so kurz dauerte, ließen aber den Indianer wieder herunter. Seine Augen quollen aus ihren Höhlen, er konnte kaum auf den Beinen stehen, schwankte hin und her, während er mit den gefesselten Händen in die Luft griff.
    Kid erriet, was er wollte. Rücksichtsvoll steckte er die Finger zwischen das Seil und den Hals und lockerte die Schlinge mit einem harten Ruck. Jetzt erst konnte Cultus George, tief aufatmend, seine Lungen mit Luft füllen.
    »Du übernimmst also ein Gespann?« fragte Kid.
    Cultus George antwortete nicht gleich. Im Augenblick dachte er nur daran, Luft zu schöpfen.
    »O ja, du hast ganz recht«, erklärte Kid, um die Pause auszufüllen. Ihm war selbst die Rolle, die er hier spielen mußte, zuwider. »Wir Weißen sind richtige Bestien. Wir würden unsere Seele für Gold verkaufen und so weiter, aber es kann geschehen, daß wir das mal vergessen, uns davon losreißen und etwas tun, ohne nur einen Augenblick daran zu denken, wieviel wir damit verdienen können. Und wenn wir das tun, Cultus George, dann mußt du aufpassen. Was wir jetzt wollen, ist: Willst du ein Gespann übernehmen?«
    Cultus George überlegte hin und her. Er war kein Feigling. Vielleicht würden sie ihren Bluff nicht weitertreiben, und dann war er ein Esel, wenn er jetzt nachgab. Und während er überlegte, litt Kid alle Höllenqualen der Angst, daß dieser starrköpfige Indianer darauf bestehen würde, gehängt zu werden.
    »Wieviel?« wiederholte Cultus George.
    Kid wollte schon ein Zeichen geben, ihn wieder hochzuziehen.
    »Mich lieber gehen!« sagte Cultus George sehr schnell, bevor das Seil wieder angezogen wurde.

    »Und als die Hilfsexpedition ankam«, erzählte Kurz in der "Annie Mine", »war dieses Indianerbiest von Cultus George der erste; er hatte sogar Kid um drei Stunden geschlagen, und ihr dürft nicht vergessen, daß Kid immerhin der zweite war. Na, es war aber auch Zeit, als ich Cultus George seine Hunde oben vom Kamm der Wasserscheide antreiben hörte, denn diese verfluchten Siwashs hatten schon meine Mokassins, meine Handschuhe, die Lederriemen und meine Messerscheide aufgefressen, und einige von ihnen begannen hungrige Blicke auf meine Person zu werfen - ich war ja besser gefüttert als sie, versteht ihr.
    Und Kid? Er war mehr als halb tot. Er fummelte ein bißchen herum und half, das Essen für die zweihundert hungrigen Siwashs zu bereiten, aber dann schlief er ein, als er gerade auf dem Hintern saß und sich einbildete, daß er einen Eimer mit Schnee füllte, um ihn aufzutauen. Ich schleppte ihn dann auf mein Bett, und der Teufel soll mich holen, wenn ich ihn nicht hineinlegen mußte, so hin war er.
    Ja, selbstverständlich habe ich meine Zahnstocher gewonnen. Die Hunde hatten wahrhaftig die sechs Lachse nötig, die Kid ihnen mitten am Tage gab.«
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7
    »He! Jetzt schnell in die herrlichen Lumpen!« Kurz betrachtete seinen Partner mit gespieltem Neid. Kid, der sich vergebens bemühte, die Druckfalten aus den Hosen, die er soeben angezogen hatte, zu entfernen, wurde ärgerlich.
    »Für einen

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