Alaska-Kid - V3
nicht ganz...«
»Dummkopf«, sagte sie leise. »Sie werden heute nacht schon unterwegs sein, um sich ein paar Hundegespanne zu verschaffen. Ich weiß zwei, die zu haben sind. Da ist Hansons Gespann: sieben große Hunde von der Hudsonbucht; er verlangt vierhundert Dollar für das Stück. Das ist heute der höchste Preis, morgen wird er aber schon höher sein. Und Sitka Charley hat acht Malemutes, für die er dreitausendfünfhundert Dollar verlangt. Morgen wird er jeden auslachen, der ihm fünftausend bietet. Und dann haben Sie Ihr eigenes Gespann und müssen sich noch einige dazu verschaffen. Es wird Ihre Sache sein, sie noch heute nacht zu bekommen. Nehmen Sie nur die besten! Es sind ebensosehr die Hunde wie die Männer, die das Rennen gewinnen werden. Es sind hundertundzehn Meilen, und Sie müssen so oft wie überhaupt möglich die Hunde wechseln.«
»Ich sehe ja, Sie möchten gern, daß ich einen Versuch mache«, sagte Kid langsam.
»Wenn Sie nicht Geld genug für die Hunde haben, werde...«
»Ich kann die Hunde schon kaufen, aber glauben Sie nicht, daß das Spiel ein bißchen zu hoch für mich ist?«
»Nach dem, was Sie an dem Roulett im "Elch" geleistet haben«, erwiderte sie, »glaube ich nicht, daß Sie das zu fürchten brauchen. Es ist natürlich eine rein sportliche Leistung, auf die es ankommt, wenn Sie es so nehmen. Ein Wettlauf um eine Million und mit einigen von den besten Hundefahrern und Läufern in diesem Lande als Gegner. Sie sind freilich in diesem Augenblick noch nicht darauf vorbereitet, aber morgen um diese Zeit werden Sie es schon sein. Dann werden die Hunde so teuer sein, daß nur die reichsten Männer sich den Preis leisten können. Der Große Olaf ist in der Stadt... er kam vorigen Monat aus Circle hierher. Er ist einer der gewieftesten Hundefahrer im ganzen Land, und wenn er mitgeht, wird er der gefährlichste Gegner für Sie sein.
Arizona-Bill wird auch ein schlimmer Konkurrent sein. Er ist jahrelang professioneller Schlittenfahrer und Postführer gewesen. Wenn er auch mitgeht, wird das Hauptinteresse sich auf ihn und den Großen Olaf richten.«
»Und da wollen Sie, daß ich sozusagen als Außenseiter mitlaufe?«
»Vollkommen richtig! Und das wird auch seine Vorteile haben. Von Ihnen wird man nicht erwarten, daß Sie das Rennen gewinnen. Sie wissen ja selbst, daß Sie noch immer als Chechaquo betrachtet werden! Sie sind noch keine vier Jahre hier. Niemand wird Notiz von Ihnen nehmen, ehe Sie die Führung der letzten Strecke auf dem Heimweg übernommen haben.«
»Und auf dieser letzten Strecke soll der Außenseiter also zeigen, daß er in guter Form ist.«
Sie nickte und sprach dann ernst weiter: »Vergessen Sie nicht, daß ich mir nie verzeihen kann, Sie am Squawbach hinters Licht geführt zu haben, und daß ich erst wieder ein gutes Gewissen habe, wenn Sie das Claim am Monobach gewinnen. Und wenn es jemand gibt, der das Rennen gegen die alten Leute gewinnen kann, dann sind Sie es.«
Es war die Art, wie sie es sagte... er fühlte einen warmen Strom seinen Körper durchfluten und ihm Kopf und Herz heiß machen. Dann warf er einen schnellen, prüfenden Blick auf ihr Gesicht - ohne es zu wollen und doch voller Ernst. Und im selben Augenblick, in dem er ihren Augen begegnete, die ihn fest ansahen, ehe sie sich wieder senkten, glaubte er etwas in ihnen zu lesen, das ihm viel wertvoller war als das Claim, das Cyrus Johnson zu registrieren vergessen hatte.
»Ich werde es tun«, sagte er. »Und ich werde gewinnen.«
Das frohe Aufleuchten ihrer Augen schien ihm einen köstlicheren Preis zu versprechen als alles Gold des Monobaches. Er bemerkte eine Bewegung ihrer Hand, die ihm am nächsten lag. Vom Tischtuch verborgen, streckte er ihr unwillkürlich die seine entgegen und empfand selig den leisen und warmen Druck von den Fingern einer Frau. Und wieder durchspülte eine Woge von Wärme seinen Körper.
Was wird Kurz sagen? war der nächste Gedanke, der heiter und neckisch durch sein Gehirn blitzte, als er seine Hand vorsichtig wieder zurückzog. Fast eifersüchtig sah er die Gesichter von Schroeders und Jones' an und sann erstaunt darüber nach, ob sie denn nicht entdeckt hatten, welch herrliche, seltene Frau hier neben ihm saß.
Ihre Stimme riß ihn aus seinen Träumen, und er mußte feststellen, daß sie schon einige Minuten sprach, ohne daß er zugehört hatte.
»Sie sehen also, Arizona-Bill ist ein weißer Indianer«, erzählte sie. »Und der Große Olaf ist... nun, er ist ein
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