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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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geblieben war, drehte ich mich um und schaute zur Tür. Sie war der Mensch, mit dem ich am wenigsten gerechnet hätte. Dabei hätte ich nach allem, was ich von Destari, meiner Mutter und London selbst erfahren hatte, eigentlich nicht überrascht sein sollen. Trotzdem sprang ich auf und versuchte, etwas zu sagen, doch es kam kein Laut über meine Lippen.
    »Ich … ich habe gehört, dass es ihm schlecht geht, Eure Hoheit«, sagte Lady Tanda und deutete einen Hofknicks an.
    Als ihre Augen wieder bei mir ankamen, konnte ich in ihnen lesen, wie sie den Satz in Gedanken beendet hatte: beim letzten Mal durfte ich ihn nicht besuchen . Ihr Ehemann war unter der Hand des Overlord gefallen, was zweifellos eine Tragödie war. Daraus folgte allerdings, dass sie nun wieder frei war. So frei wie ich es im Falle von Steldors Tod gewesen wäre.
    »Verzeiht mir«, murmelte sie schüchtern und wandte sich zum Gehen, weil sie wahrscheinlich glaubte, ich wüsste nichts von ihrer Verbindung zu London.
    »Lady Tanda, wartet doch bitte.« Sie blieb stehen, und ihre samtigen braunen Augen sahen mich an. »Ihr solltet bei ihm bleiben. Ich bin schon lange genug hier gewesen – ich muss ohnehin fort, und er sollte nicht allein bleiben.«
    »Nein«, erwiderte sie mit leicht melancholischer Stimme. »Ich wollte nur sehen, wie es ihm geht.« Sie schaute beiseite und fuhr fort. »Er hat meinem Sohn das Leben gerettet, und mehr kann wohl ein Mensch nicht für den anderen tun. Aber ich glaube, er würde nicht wollen, dass ich bleibe.«
    »Er ist nicht bei Bewusstsein.« Ich ging auf sie zu und legte eine Hand auf ihren Arm. »In der ganzen Zeit ist er noch nicht einmal aufgewacht. Er braucht jemand, Tanda. Vielleicht seid gerade Ihr dieser Mensch.«
    Sie sah mich voller Unsicherheit und Bedauern an, aber da war auch Liebe zu London, selbst nach all diesen Jahren. Dann nickte sie mir zu und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett, während ich mich aus dem Zimmer stahl.
    Für sie schlug er schließlich die Augen auf.
    Narian war bereits wieder auf, und die Hohepriesterin hatte ihn zum offiziellen Verbindungsmann zwischen Cokyri und dessen neuer Provinz Hytanica ernannt. So konnte er sich zeitlich unbegrenzt in Hytanica aufhalten und zwischendurch immer wieder in das Land reisen, in dem er aufgewachsen war. Tatsächlich war er die ideale Besetzung für diesen Posten, da er Loyalität zu beiden Reichen empfand. Trotzdem wusste ich, dass er Vorbehalte dagegen hegte, vor allem, weil er vorab meine Meinung dazu nicht hatte einholen können. Denn das wäre seltsam gewesen, da die Hohepriesterin noch nicht nach Cokyri aufgebrochen war und seine Vorgeschichte mit mir nicht in vollem Umfang kannte.
    Mir fiel auf, dass Narian sich selten im Palast aufhielt. Er hatte beschlossen, die Räumlichkeiten, die früher Marcail, der ebenfalls vom Overlord ermordete Kommandant der Stadtwache, genutzt hatte, zu beziehen. Es war natürlich möglich, dass er im Zusammenhang mit seinen Verpflichtungen wenig Anlass hatte, sich in den Palast zu begeben, aber wahrscheinlicher war, dass er meinte, seine Gegenwart könnte zu diesem Zeitpunkt unwillkommen sein.
    Der Wiederaufbau unserer Stadt war nun in vollem Gange, und ich war froh, Cannan an meiner Seite zu wissen. Weil meine Gefühle und Gedanken noch derart in Aufruhr waren und mir jegliche Kenntnisse über das Regieren einer Provinz abgingen, wäre ich ohne ihn sicher grandios gescheitert. Doch so war ich froh, ihm einen Großteil der Arbeit überlassen zu können. Ich wusste, dass er mir nach und nach immer mehr Entscheidungen überlassen und mich auf dem Weg, eine umsichtige Herrscherin zu werden, begleiten würde.
    Ende des Monats hatte Narian schließlich das Kommando über die cokyrischen Truppen bei uns übernommen. Damit war der Weg frei für Nantilams bevorstehende Heimkehr. Er hatte bereits begonnen, Teile der Besatzung zurückzuschicken. Nach und nach würde er die Zahl der Soldaten so weit reduzieren, dass sie in ihrer Stärke ungefähr der unserer früheren Stadtwache und des stehenden Heeres entsprach. Mit jedem Soldaten, den er abzog, nahm er mir und dem Hauptmann eine kleine Last von der Seele. Cannan begrüßte diese Entwicklung, hatte aber immer noch Schwierigkeiten, mit Narian zusammenzuarbeiten. Ich bezweifelte, dass es ihm je gelingen würde, dem cokyrischen Kommandanten zu begegnen, ohne sich an seinen geliebten jüngeren Bruder zu erinnern. Denn irgendwie hätte er wohl von ihm erwartet, dass er

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