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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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durchdringen. Genauso sinnlos war ein Angriff auf die Reaktorhalle, solange sie hermetisch abgeriegelt war. Jede Explosion und jedes radioaktive Leck würde aufgefangen werden. Deshalb musste ein Auslass gefunden werden. Die Kraft des Reaktors musste freigesetzt werden.
    Auf einem Plan hatten sie Ravi gezeigt, wie. Die als Notausgang gedachte Luftschleuse war die Achillesferse des Sicherungssystems von Jowada. Sie hätte nie gebaut werden dürfen. Man brauchte sie nicht und sie war auch noch nie benutzt worden. Der Gang führte durch die Rückwand der Turbinenhalle und endete auf einem Stück Brachland in der Nähe des Umfassungszauns. Er diente allein der Beruhigung der Arbeiter. Im Notfall konnten sie hier direkt ins Freie gelangen. Doch ein solcher direkter Ausgang war gefährlich. In gewisser Weise entsprach er dem Lauf eines Gewehrs. Er musste nur noch geöffnet werden.
    Niemand sah Ravi zum Notausgang gehen. Und selbst wenn ein Kollege ihn gesehen hätte, hätte er sich nichts dabei gedacht. Jeder hatte ein anderes Arbeitsblatt. Er hätte geglaubt, dass Ravi nur die ihm zugewiesenen Aufgaben verrichtete.
    Ravi öffnete die innere Tür aus massivem Metall und schlüpfte in den Korridor. Er ging ihn zur Hälfte entlang und gelangte zu einem Steuerkasten, der an der Wand unterhalb der Decke angebracht war. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und schraubte die Abdeckung mithilfe eines Schraubenziehers ab, eines der wenigen echten Werkzeuge, die er mitgebracht hatte. Dahinter kam ein Gewirr von Drähten zum Vorschein, aber Ravi wusste genau, was er zu tun hatte. Er schnitt zwei Drähte durch und verband sie miteinander. Es war ganz leicht. Vor ihm glitt die äußere Tür auf und zeigte hinter einem Maschendrahtzaun ein Stück blauen Himmel. Schwüle Luft schlug ihm entgegen. Irgendwo, vielleicht im Kontrollraum, würde jemand merken, was geschehen war. Wahrscheinlich blinkte jetzt ein rotes Lämpchen auf einer der großen Schalttafeln. Aber es würde eine Weile dauern, bis jemand kam, um nachzusehen, was los war. Und dann war es schon zu spät.
    Ravi kehrte in die Reaktorhalle zurück und ging zur nächstgelegenen der vier Kühlmittelpumpen. Ein Anschlag auf das Kernkraftwerk konnte nur gelingen, wenn man einen sogenannten Kühlmittelverluststörfall herbeiführte. Ein solcher Störfall hatte die Katastrophe von Tschernobyl verursacht und im amerikanischen Reaktor Three Mile Island in Pennsylvania fast ein ähnliches Unglück ausgelöst. Die Pumpe war zwar in ein Gehäuse eingeschlossen, doch Ravi besaß den Schlüssel. Auch deshalb hatten die beiden Männer ihn ausgewählt. Er war der richtige Mann am richtigen Ort.
    Vor der zylindrischen, über zwanzig Meter hohen Wand blieb er stehen. Aus ihrem Inneren drang Motorenlärm, ein ohrenbetäubender, unaufhörlicher Krach. Ravi dachte daran, was er gleich tun würde, und sein Mund war wie ausgetrocknet. War er verrückt? Was wäre, wenn man den Anschlag zu ihm zurückverfolgte? Aber zugleich dachte er an das Kricketspiel in London, an seine Frau Ajala, an Disneyland, an ein neues Leben. Seine Familie war an diesem Tag nicht in Chennai. Er hatte sie zu Freunden nach Bangalore geschickt. Dort konnte ihnen nichts passieren. Was er tat, tat er für sie. Er musste es für sie tun.
    Einen kurzen Moment lang hielten sich Angst und Gier die Waage, dann neigte sich die Waagschale. Ravi kniete sich hin, stellte den Werkzeugkasten ab, öffnete ihn und hob den oberen Einsatz heraus. Der Raum darunter wurde fast vollständig von dem Plastiksprengstoff ausgefüllt. Daneben war gerade noch Platz für den Zeitzünder: eine digitale, auf zehn Minuten eingestellte Anzeige, einige Drähte und ein Schalter.
    Zehn Minuten – das verschaffte ihm ausreichend Zeit, die Halle vor der Bombenexplosion zu verlassen. Er wollte denselben Weg nehmen, den er gekommen war. Auf der anderen Seite der Luftschleuse war er in Sicherheit. Wenn ihn jemand anhielt, würde er sagen, er müsse dringend auf die Toilette. Nach der Detonation würde Panik ausbrechen, der Alarm würde losgehen und das Kraftwerk würde evakuiert werden, wie sie es schon so oft geprobt hatten. Alle müssten Strahlenschutzanzüge anziehen. Er würde die Anlage einfach zusammen mit den anderen verlassen. Niemand konnte die Bombe zu ihm zurückverfolgen. Nichts wies auf eine Verbindung hin.
    Aber vielleicht gab es Tote, Menschen, die er kannte. Konnte er das wirklich verantworten?
    Die Uhr mit dem Schalter lag direkt vor ihm. Sie war

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