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Und die Ratte lacht - Roman

Und die Ratte lacht - Roman

Titel: Und die Ratte lacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Persona Verlag
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Über dieses Buch
    1999 bemüht sich eine israelische Schülerin, Hausaufgaben zu machen. Sie soll ihre Großmutter über deren Kriegserlebnisse in Polen befragen und darüber einen Aufsatz schreiben. Die Großmutter nimmt Zuflucht zu einer Legende: Die Ratte wünschte sich vom Schöpfer die Gabe des Lachens. Er gab nach, unter einer Bedingung: Wenn die Ratte eines Tages unter der Erde ein anderes Wesen lachen hört, dann wird auch sie lachen können.
    Hundert Jahre später versucht eine Anthropologin, den Ursprung des Mythos vom Mädchen mit der Ratte zu ergründen. Dieser Mythos, der in vielerlei Formen überliefert ist – zum Beispiel in Internet-Gedichten oder Comics –, lässt die Forscherin nicht los. Schritt für Schritt deckt sie seine Entstehung auf: Im zweiten Weltkrieg versteckten polnische Bauern gegen Geld ein jüdisches Mädchen. Sie sperrten es in ein Erdloch, wo sein einziger Gefährte eine Ratte war, mit der es sich anfreundete. Ein Priester nahm sich schließlich des Mädchens an und übergab es bei Kriegsende einer zionistischen Organisation.
    »Und die Ratte lacht« ist ein bestürzendes, kühnes Werk, das sprachlich und inhaltlich neue Wege geht. Die hebräische Originalausgabe erschien 2001 und war ein großer Erfolg. Die gleichnamige Kammeroper, komponiert von Ella Milch-Sheriff und mit dem Libretto von Nava Semel, hatte 2005 in Tel Aviv Premiere.
    »Ein bewegender und sprachlich bestechender Roman.« (Doris Hermanns, emotion )
    »Nava Semel hat mit Hilfe der Erinnerungen der Großmutter, der Fragen der Enkelin, der anonymen Internetgedichte, des Tagebuchs und des Traumchips aus der Zukunft ein komplexes Ganzes erzählt, das anregt, selbst zu forschen, sich und andere zu fragen, die Metamorphosen der Erinnerung zu entdecken und zuzulassen.« (Gesine Strempel, RBB )
Der Autorin
    Nava Semel wurde 1954 in Israel geboren. Nach dem Studium der Kunstgeschichte widmete sie sich der Literatur. Sie schrieb Lyrik und Prosa, Drehbücher fürs Fernsehen, Theaterstücke und Hörspiele. In Deutschland wurde sie vor allem durch ihre Jugendbücher bekannt. »Die Braut meines Bruders« stand 2004 auf der Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises. Weitere Titel sind »Gerschona« (in der Neuauflage »Trauer, Hoffnung und Radieschen«) und »Flugstunden« sowie »Liebe für Anfänger«. Der (Erwachsenen-)Erzählband »Gläserne Facetten« ist vergriffen. Nava Semels Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Sie erhielt internationale Literaturpreise.
Die Übersetzerin
    Mirjam Pressler ist Autorin und Übersetzerin. Sie hat u. a. Werke von Batya Gur, Shulamit Lapid, Amos Oz, Zeruya Shalev sowie alle bisher erschienenen Bücher von Nava Semel ins Deutsche übertragen.

Erster Teil
Die Geschichte

Ein Tag in Tel Aviv, Ende 1999
    Wie soll man die Geschichte erzählen?
    Was versiegelt war, will in letzter Zeit hervorbrechen.
    Aber vielleicht ist es auch nicht nötig, die Geschichte zu erzählen. Die alte Frau versucht, ihren unbeirrbaren Entschluss zu verteidigen und ihr Schweigen zu bewahren. So viele Jahre hat sie die Frage in sich zurückgehalten.
    Und jetzt, ohne dass sie etwas dagegen tun kann, steigt die Geschichte aus ihrem Grab auf, fordernd und drängend.
    Wie soll man die Geschichte erzählen?
    Vielleicht wurde sie schon erzählt. In Augenblicken der Zerstreutheit taucht sie an die Oberfläche, entzieht sich dem Griff. Und weil der Gedanke an diese Geschichte, die unbewacht aus ihr herausbricht, zu erschreckend ist, scheint ihr, als habe sie keine andere Wahl, als den Auftrag der Erzählerin auf sich zu nehmen.
    Doch sie weiß nicht, wie. Und so, wie sie die Geschichte unterdrückt hat, unterdrückt sie nun diese Frage. Denn wenn sie ihr eine Stimme gibt, wird die Geschichte herausplatzen, ohne dass sie sie zurückhalten kann, und die abgetrennten Teile werden sich in alle Richtungen zerstreuen, unkenntlich, sogar für sie selbst.
    Soweit es von ihr abhängt, wird sie die Geschichte nicht ganz erzählen.
    *
    Ich war ihre Tochter. Die Tochter meiner Mutter und meines Vaters. Ich liebte sie.
    Das könnte der Anfang sein.
    Nein.
    Das würde das Ende der Geschichte bedeuten, noch bevor sie begonnen hätte.
    *
    Auch wenn sie sie in ihrem Innern verschlösse, würde die Geschichte ausbrechen und sie mit ihren Stacheln verletzen. Einige dieser Stacheln hatten sich zersetzt oder waren abgefallen, und sie hatte gehofft, die Zeit würde alles zuverlässig abdecken, was man besser vergaß, was man

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