Alex Rider 4/Eagle Strike
strahlte eine Kälte aus, gegen die selbst die warme Mittelmeersonne nichts auszurichten schien. Seltsamerweise gab es sehr wenige Menschen auf der Welt, die in der Lage gewesen wären, Yassen zu identifizieren. Alex war einer von ihnen. Hatte also Yassens Auftauchen hier etwas mit ihm zu tun?
»Ale x …?«, fragte Sabina.
Die drei Männer entfernten sich von der Jacht und gingen in Richtung Ortsmitte. Alex sprang plötzlich auf, griff nach seinem T-Shirt und schlüpfte in seine Schuhe.
»Bin gleich wieder da!«, sagte er.
»Wohin gehst du denn?«
»Ich hol mir was zu trinken.«
»Ich hab doch Wasser mitgebracht!«
»Nein, danke, ich brauche eine Cola.«
Doch während er hastig sein T-Shirt über den Kopf zog, wurde ihm klar, dass das keine sehr gute Idee war. Vielleicht wollte Yassen Gregorovich in der Camargue nur Urlaub machen. Oder vielleicht plante er ein Attentat auf den Dorfbürgermeister. Was auch immer, es hatte sicherlich nichts mit Alex zu tun. Außerdem wäre es ausgesprochen idiotisch, sich freiwillig noch einmal mit Yassen anzulegen. Alex erinnerte sich noch lebhaft daran, was er bei ihrem letzten Zusammentreffen geschworen hatte, damals, auf dem Dach eines Hochhauses im Zentrum von London.
Sie haben Ian Rider getötet. Eines Tages werde ich Sie töten.
Damals hatte er jedes Wort genau so gemein t – aber das war eben damals gewesen. Jetzt in diesem Moment wollte er absolut gar nichts mit Yassen oder mit dessen mörderischer Welt zu tun haben.
Und doc h …
Yassen war hier. Und Alex musste unbedingt herausfinden, warum.
Inzwischen gingen die drei Männer die Hauptstraße entlang, die parallel zum Ufer verlief. Alex rannte quer über den Strand, wobei er an der Stierkampfarena aus weißem Beton vorbeikam, die ihm gleich am ersten Tag völlig absurd vorgekommen wa r – bis ihm eingefallen war, dass der Ort nur 15 0 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt lag. Für heute Abend war ein Stierkampf angesagt und die Leute standen bereits jetzt vor den winzigen Kartenschaltern Schlange, um Eintrittskarten zu kaufen. Sabina und Alex hatten beschlossen, nicht hinzugehen. »Hoffentlich gewinnt der Stier«, hatte Sabina nur gemeint.
Yassen und seine Begleiter bogen nach links ab und verschwanden in Richtung Ortsmitte. Alex lief schneller, denn er wusste, wie leicht er die Männer aus den Augen verlieren konnte, wenn sie in das Gewirr der Gassen und Straßen um die Kirche herum eintauchten. Bei der Verfolgung musste er nicht besonders vorsichtig sein: Yassen schien sich hier völlig sicher zu fühlen und außerdem hätte er in diesem überfüllten Touristenort einen Verfolger wohl gar nicht bemerken können. Aber bei Yassen wusste man nie. Alex’ Herzschlag beschleunigte sich bei jedem Schritt. Sein Gaumen war völlig ausgetrocknet.
Doch dann war Yassen plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Alex blickte sich hektisch um. Auf allen Seiten drängelten sich die Leute, strömten aus den Läden und in die Restaurants, deren Tische und Stühle im Freien aufgestellt waren und in denen bereits das Mittagessen serviert wurde. Der Duft von Paella hing in der Luft. Alex verfluchte sich selbst, weil er zu weit zurückgeblieben war, nicht gewagt hatte, sich näher an die drei Männer heranzuschleichen. Sie konnten in irgendeinem Gebäude verschwunden sein. War es nicht vielleicht sogar möglich, dass er sich das alles nur eingebildet hatte? Der Gedanke gefiel ihm, zerplatzte aber sofort wie eine Seifenblase, als er die Männer wieder erspähte. Sie saßen auf der Terrasse eines der eleganteren Restaurants am Platz und der Glatzköpfige winkte gerade den Kellner herbei.
Alex stellte sich vor einen Laden, in dem Postkarten verkauft wurden, und benutzte die Kartenständer als Sichtschutz zum Restaurant. Daneben befand sich ein Café, in dem unter großen bunten Sonnenschirmen Snacks und Drinks angeboten wurden. Er schob sich in das Café. Yassen und die anderen Männer saßen jetzt kaum noch zehn Meter von ihm entfernt und Alex konnte Einzelheiten erkennen. Der Matrose stopfte sich gierig Brotstücke in den Mund, als habe er seit einer Woche nichts mehr gegessen. Der Kahle redete leise und eindringlich auf Yassen ein, wobei er zur Betonung mit geballter Faust herumfuchtelte. Yassen hörte geduldig zu. Der Lärm auf dem Platz war so stark, dass Alex kein Wort verstehen konnte. Vorsichtig blickte er um einen der Sonnenschirme herum. Dabei rempelte er einen der Kellner an, der daraufhin eine Flut von
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