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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gepflegten Tee in einem heimeligen und gut geheizten Café in einer Seitenstraße. Theresa entdeckte auf der anderen Straßenseite ein kleines Hotel und betrachtete mich mit einem absolut unchristlichen Funkeln im Blick.
    »Denkst du hin und wieder auch mal an was anderes als an Sex?«, fragte ich.
    »Manchmal denke ich auch an Essen«, erwiderte sie ernst. »Aber gegessen haben wir ja schon.«
    Ich winkte der breitestes Kurpfälzisch sprechenden Bedienung und verlangte die Rechnung.
    Inzwischen war es später Nachmittag geworden. Draußen war es dunkel, und wir fanden, dass Weihnachtsshopping erstaunlich müde machte.
    »Ich habe Ausgang bis zum Wecken«, schnurrte Theresa und kuschelte sich an mich. »Wie ist es bei dir?«
    »Ich müsste erst eine SMS schreiben.«
    »Dann tu das.«
    Meine Töchter gaben sich nicht die geringste Mühe, ihre Freude über meine nächtliche Abwesenheit zu verbergen.
    »Um zwölf seid ihr aber daheim, okay?«, schrieb ich sicherheitshalber zurück.
    »Klar, Paps. Um zwölf. Spätestens.«
    »Ist noch gar nicht sicher, dass wir übernachten.«
    »Klar, Paps. Um zwölf.«
    Kinder sind immer schlauer, als ihre Eltern denken. Natürlich wussten die Zwillinge, mit wem ich die Nacht verbringen würde. Sie hatten Theresa inzwischen kennengelernt. Im Oktober hatten wir sie ganz zufällig in der Stadt getroffen. Meine Töchter waren anfangs reserviert gewesen, hatten meine Liebste intensiv gemustert und ihre freundlichen Fragen artig, aber knapp beantwortet. Am Ende waren sie jedoch mit meiner Wahl zufrieden gewesen. Und Theresa hatte gestrahlt. Sie war so glücklich gewesen, wie ich sie lange nicht erlebt hatte.
    Damals hatten wir beschlossen, uns einmal zu viert zum Abendessen zu treffen, weshalb die Gattin meines Chefs am kommenden Dienstag ganz offiziell bei uns zu Gast sein würde.

4
    Justus Lassalle war nüchtern und äußerst schlecht gelaunt, als ich ihn am späten Sonntagvormittag wiedersah. Auf der Straße hätte ich ihn vermutlich nicht erkannt. Ein energiegeladener Mann öffnete mir schwungvoll die Tür zu seinem etwas heruntergekommenen Haus in der Heidelberger Südstadt. Der schmale Vorgarten war verwildert, der Anstrich des Hauses verwittert.
    Lassalle trug eine abgewetzte sandfarbene Tuchhose, die in besseren Zeiten vielleicht einmal Teil eines teuren Sommeranzugs gewesen war. Ein kariertes Kurzarmhemd schlabberte über den Gürtel. Der Bauch war beneidenswert flach, das hagere Gesicht faltig, die großen Füße waren nackt. Seine graublauen Augen musterten mich finster von oben bis unten.
    »Es geht um Lea«, sagte ich und streckte meine Rechte aus.
    »Das sagten Sie schon am Telefon«, erwiderte er und machte keine Anstalten, meine Hand zu ergreifen.
    »Darf ich trotzdem hereinkommen?«
    Widerwillig trat er zur Seite. Wir durchquerten einen geräumigen Flur, der auf mich irgendwie schwedisch wirkte. Viel helles Holz und beinahe kitschige Gemütlichkeit.
    »Das meiste hier stammt noch vom Vorbesitzer«, erklärte der Hausherr. »Ich habe das Haus sozusagen möbliert gekauft. Die Vorbesitzer sind ausgewandert und waren froh, den ganzen Krempel so elegant loszuwerden. Und, nun ja, es hat ja auch was.«
    Der nach hinten liegende Wohnraum zeigte dieselbe Handschrift. Ein breites, buntes Kuschelsofa, ein riesiger Ohrensessel, in dem ein Stapel Zeitschriften lag, ein schwarzer Kaminofen ohne Feuer. Auf dem Tisch summte ein aufgeklappter Laptop. Daneben standen eine silberne Thermoskanne und ein abgestoßener Becher, der bis zum Rand voll mit schwarzem Kaffee war.
    »Mögen Sie auch einen?«, fragte Lassalle, inzwischen eine Spur freundlicher.
    Ich nickte dankbar und zog meinen Mantel aus. Das Jackett behielt ich an, denn es war nicht gut geheizt in diesem Haus. Außerdem war meine Nacht kurz gewesen. Die schwerhörige alte Dame an der winzigen Rezeption des Hotels hatte mit keiner ihrer weißen Wimpern gezuckt, als ich ihr lautstark erklärte, wir würden spontan übernachten und hätten deshalb kein Gepäck. Ihre einzige Frage hatte gelautet, ob die jungen Herrschaften das Zimmer mit Frühstück wünschten. Dann hatte sie mir den Schlüssel ausgehändigt und der schönen Frau an meiner Seite verträumt lächelnd eine angenehme Nacht gewünscht.
    Das Frühstück war nach einer mehr als angenehmen Nacht leider etwas spärlich ausgefallen, und der Kaffee hatte geschmeckt, als wären die Bohnen so alt wie die Hotelbesitzerin. Noch auf dem Weg zurück nach Heidelberg hatte ich Leas Vater

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