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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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angerufen, der, wie ich zuvor in Erfahrung gebracht hatte, inzwischen wieder nüchtern und zu Hause war.
    Lassalle öffnete die ländlich knarzende Tür eines Weichholzschranks und stellte mit einer unwirschen Bewegung einen vermutlich von den Vorbesitzern handgetöpferten Becher vor mich hin. Dann verschwand er in Richtung Küche, da die Thermoskanne sich als leer erwies.
    »Was ist mit Lea?«, fragte er, als wir uns endlich gegenübersaßen. »Und warum interessiert sich die Polizei für meine Tochter?«
    Ich wärmte mir die Finger an dem heißen Becher. »Sie scheinen sich ja keine allzu großen Sorgen um sie zu machen.«
    »Und Sie scheinen sich gerne in Dinge einzumischen, die Sie nichts angehen.«
    »Interessiert Sie denn gar nicht, wo Lea steckt?«
    Sein finsterer Blick schweifte ab. »Lea ist sehr selbstständig. Sie kann ganz gut auf sich aufpassen.«
    Allmählich ging mir seine Unfreundlichkeit auf die Nerven. »Mir ist sehr wohl bekannt, dass sie fast volljährig ist«, versetzte ich.
    »Außerdem ist sie noch jedes Mal wiederaufgetaucht, ohne dass wir die Polizei hätten bemühen müssen.«
    »Sie ist also schon öfter verschwunden?«
    »Sie lebt ihr Leben, ich lebe meines.«
    Auf Lassalles rechtem Oberschenkel entdeckte ich einen handtellergroßen eingetrockneten Fleck. Er bemerkte meinen Blick, schien jedoch kein Problem damit zu haben.
    »Was sagt denn Leas Mutter dazu?«
    »Wir waren seit Jahren getrennt. Inzwischen ist Leas Mutter tot. Deshalb lebt sie jetzt bei mir, natürlich nur, falls Sie keine Einwände haben.«
    »Leas Handy ist seit Freitag nicht mehr erreichbar.«
    »Tatsächlich?«
    »Sie haben also nicht mal versucht, sie anzurufen?«
    »Doch, natürlich.« Lassalle lehnte sich zurück, schlug die langen Beine übereinander, starrte an mir vorbei auf die Wand und fuhr in verbindlicherem Ton fort. »Sehen Sie, ich bin keiner von diesen Vätern, die ständig hinter ihren Kindern herspionieren. Lea ist erwachsen. Auch wenn noch ein paar Tage fehlen bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag.«
    »Sie ist erst seit dem Sommer bei Ihnen, habe ich erfahren. Darf ich fragen, wo sie vorher war?«
    »Fragen darf man alles.« Lassalles Blick wurde für den Bruchteil einer Sekunde unruhig, dann fand er an einem Punkt in der Nähe des Fensters wieder Halt. Auch der hintere Teil des Gartens war verwildert. An hohen Rosenbüschen welkten noch vereinzelte Blüten. »In Bad Homburg hat sie gelebt. Nach dem Tod ihrer Mutter bei den Großeltern, den Eltern meiner Frau. Meiner Exfrau.«
    Ich nippte an meinem heißen Kaffee und schwieg in der Hoffnung, noch mehr zu erfahren. Aber Lassalle fand offenbar, dass nun genug geredet war. Er leerte in großen Zügen seinen Becher, und ich erwartete schon, hinausgeworfen zu werden. Aber dann stützte er die Ellbogen auf die Knie, sah mir offen und ruhig ins Gesicht.
    »Nach dem Tod ihrer Mutter haben wir Lea gefragt, was ihr lieber ist, zu mir oder zu Oma und Opa. Sie hat sich gegen mich entschieden.«
    »Hat Sie das nicht gekränkt?«
    Er nickte, den Blick in den leeren Becher gerichtet, den er mit beiden Händen festhielt.
    »Aber wir hatten die meiste Zeit trotz allem ein gutes Verhältnis. Sie … Lea hat nichts gegen mich. Sie wollte einfach lieber in Bad Homburg bleiben. Dort war sie zu Hause. Dort waren ihre Freunde. Dort hat sie gelebt, seit sie elf Jahre alt war.«
    »Wenn es ihr dort so gut gefallen hat, warum ist sie dann jetzt hier?«
    Lassalle schloss kurz die Augen. Öffnete sie wieder. Sah wieder an mir vorbei.
    »Alzheimer. Der Alte hat Alzheimer. Und Lea … Ja, sie ist manchmal ein wenig schwierig. Die alten Leutchen sind nicht mehr mit ihr fertiggeworden. Und da haben wir beschlossen …«
    Wieder war es für eine Weile still. In der Ferne hupte ein Autofahrer anhaltend und wütend. Im Garten tschilpten aufgeregte Spatzen.
    »Andere Frage«, sagte ich. »Als man Sie gestern Morgen betrunken aufgelesen hat, hatten Sie Blut am Ärmel.«
    »Ich weiß«, erwiderte er gleichmütig. »Und ich habe nicht den blassesten Schimmer, woher dieses Blut stammt. Ich habe nachgesehen, ob ich mich vielleicht irgendwo geschnitten habe, aber ich habe nichts gefunden. Vielleicht hatte ich Nasenbluten? Keine Ahnung, wirklich. Kompletter Filmriss.«
    »Wo waren Sie in der Nacht von Freitag auf Samstag?«
    »Wird das jetzt ein Verhör, oder was?«
    Ich wiederholte meine Frage.
    »Am Abend bin ich nach Mannheim gefahren. Ich kenne da ein paar Kneipen, die ich mag. Was später

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