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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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Alexander, während die geübten kleinen Hände des Geschöpfes ihm wohltaten, dachte:
    »Dieser ist also der Letzte, der mir geblieben ist. Also der Letzte.«
    Nach Wochen fanatischer und erbitterter Arbeit überkam ihn Unruhe, die ihn von den Papieren vertrieb. Plötzlich konnte er die Luft Babylons nicht mehr vertragen. »Sie ist durch und durch giftig«, erklärte er mit jähem und hysterischem Widerwillen.
    Da die Flotte für die große arabische Unternehmung noch nicht bereit war, beschloß er, inzwischen eine kleine Expedition den Euphrat hinunter zum Pallakopaskanal zu machen, von dem man ihm berichtet hatte, daß er umgebaut werden müsse.
    Das stehende Wasser stank und war faulig, den Offizieren, die ihn begleiteten, wurde übel. Auch Alexander schien Fieber zu haben, aber er bestand darauf, noch in die Seen zu fahren, die mit dem Kanal in Verbindung standen und bis nach Arabien führten. Hier fiel es ihm plötzlich ein, eine Stadt zu gründen, das siebenunddreißigste Alexandrien. Er besiedelte sie mit griechischen Soldaten. »So habe ich auch diese Gegend kennengelernt«, konstatierte er mit qualvoller Befriedigung, als sie die Rückfahrt antraten.
    So häßlich war noch keine Landschaft gewesen. Das Wasser des Kanals spiegelte ölig-violett, auf seiner unappetitlich glatten Fläche schwammen Unrat, tote Tiere, allerlei grünlicher Schlamm. Was für ein schwefelig toter Himmel über ihnen hing. Es war drückend schwül, ohne Sonne. Käme nur ein Gewitter! Aber der Wind, der über sie hinfuhr, brachte keine Erfrischung, er war übelriechend und heiß.
    Er war auch boshaft, denn er riß dem Alexander, der mit starrem, übermüdetem Blick träumte, den Hut vom Kopf, um den das Diadem gelegt war. Der Hut sank, das Diadem fing sich in den Zweigen eines Gebüsches, das übers Wasser hing und sich spiegelte.
    Es zu holen, riß ein eifriger Matrose sich die Kleider vom Leib und sprang ins Wasser, das nicht eben verlockend aussah. Er erwischte das Kleinod; um es beim Schwimmen nicht zu verlieren, legte er es sich um den dicken Kopf. Was er tat, bedeutete das allerschlimmste; das Zeichen königlicher Majestät auf der Stirne eines fremden, noch dazu so gewöhnlichen Menschen. Der hörte nicht, daß die im Schiff leise schrien. Der arme Kerl, der das Schmuckstück mit plumpem Bückling grinsend überreichte, wußte nicht, wie ihm wurde, da man ihn von hinten packte und fesselte. Der Kapitän riet, ihn zu töten. Alexander nickte. Er sah angewidert fort, als die Henkersknechte ihn packten.
    In Babylon erwarteten ihn Festlichkeiten, die einige große Herren für den Admiral Nearchos veranstalteten, dessen Abreise nach Arabien bevorstand. Alexander mußte teilnehmen, schon aus Höflichkeit gegen den Admiral. Schließlich machte es ihm sogar Spaß. –
    Von einer kleineren Stromflotte, die die Euphratmündung untersuchte, waren allerlei amüsante Nachrichten eingetroffen: man hatte im persischen Golfe, südwärts der Mündung, zwei Inseln entdeckt; beide waren klein, dichtbewaldet, von friedlichen, brünetten Menschen bewohnt, die der Artemis dienten. Die eine wurde Ikaros, die andere Tylos genannt.
    Die Botschaft von diesem nicht gerade wesentlichen Fund schien den König merkwürdig zu erregen. »So gibt es also immer noch Inseln, Rassen, Gegenden, die ich nicht kenne«, sagte er gepeinigt. Übrigens ließ er sich alle Einzelheiten über Vegetation, Wasserverhältnisse, Klima der beiden Eilande genauest berichten. –
    Bei den Gastmählern, die, eines strotzender als das andere, sich ablösten, fand man ihn von überreizter Lustigkeit, die manchmal, beängstigend plötzlich, verstummte. Noch vor einigen Sekunden hatte er schallend gelacht, plötzlich saß er in sich zusammengesunken, auch seine Augen schienen erloschen. Bei der letzten dieser Schmausereien, die unter besonderem Protektorat der Roxane stattfand, erwies es sich als notwendig, daß Alexander wenigstens einige offizielle Worte mit seiner ersten Gattin wechselte.
    »Ich höre, daß die Prinzessin Stateira einen Sohn von Ihnen erwartet«, sagte Roxane, die ihm Wein kredenzte, mit ihrer gräßlichen Höflichkeit. Alexander, der nicht, was zu antworten, wußte, nahm den Becher. Währender trank, beobachtete sie ihn mit dem tiefgrünen Blick. –
    Tagsüber war der König sehr beschäftigt, er mußte die neuausgehobenen Truppen besichtigen. Stundenlang ließ er die jungen Leute an sich vorüberziehen, die für seinen Ruhm kämpfen, wahrscheinlich sterben

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