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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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in Babylon sollte errichtet werden. Auf seine Ausschmückung waren hunderttausend Talente zu verwenden; ebensoviel auf die Trauerfestlichkeiten, Kampfesspiele und Zeremonien. Mit der Führung des Leichenzuges wurde der General Perdikkas betraut.
    Alexander nahm mit dem größten Teil der Armee den Weg nach Babylon über das Gebirge, welches die Kossäer bewohnten. Dieses zwar renitente, doch harmlose Bergvolk hatte er exemplarisch zu züchtigen beschlossen. Alle waffenfähigen Männer wurden ermordet, die Frauen, Kinder, Greise in die Sklaverei verkauft.
    IV
    Alexander lernte ein neues Gefühl kennen: die Angst.
    Gewohnt, jedes Abenteuer bis an des Möglichen alleräußerste Grenze zu erleben, ergab er sich auch diesem wie einem Rausche. Um ihn veränderte sich spukhaft die Welt. Aus jedem Baume, jedem Menschengesicht, aus der ganzen schauerlich verzerrten Landschaft grinste ihn die Gewißheit seines Todes an, die Versicherung, daß alles umsonst gewesen, sein riesenhaftes Experiment mißglückt sei.
    Düstere Prophezeiungen, die er sonst verächtlich übersehen oder politisch umgedeutet hatte, verwirrten und entsetzten ihn jetzt. Derselbe Eingeweihte, der auch den Tod des Hephaistion vorausgewußt hatte, behauptete nun, auch der des Königs sei nahe. Er schrieb es einem der Offiziere, der Erkundigungen eingezogen hatte: die Leber des Opfertieres war ohne Läppchen gewesen.
    Alles war grauenhaft, aber am grauenhaftesten, daß er nach Babylon mußte. Überall zogen die Wolken nur noch, um ihn zu verspotten, überall war das Wasser sein Feind, die rauhe Erde, das bewegte Laub, die ganze ihm aufsässig gewordene Natur; aber in Babylon hatte alle Gefahr sich unentrinnbar verdichtet, hier lauerte sie in den Fratzen der bärtigen Stiermänner, in der spiegelnden Tiefe der schwarzen Mauern, in den klugen, geheimnistuerischen Augen der Magier.
    Zudem kam die Warnung der Chaldäer vorm Einzug. Diese freilich war politisch suspekt, die Alten mochten ein Interesse daran haben, die Ankunft des Monarchen zu verschieben, wenn nicht zu verhindern; denn wie hatten sie die Geldvorräte verwaltet, die ihnen zur Renovierung des Bel-Marduk-Tempels anvertraut waren? – Alexander versuchte es, sie hochmütig-kühl zu behandeln, als sie auf ihren weißen Eselchen mit den rotgefärbten Ohren und Schwänzen herbeigeritten kamen, um ihn wissen zu lassen: der Einzug in Babylon empfehle sich nicht, die Götter sähen ihn ungern. Der König zuckte die Achseln, ließ den Greisen ausrichten: der Einzug sei beschlossene Sache. Sie wiederum: so möge er wenigstens nicht den östlichen Eingang wählen, dieser sei besonders gefährlich. Er ließ trotzig entgegnen, daß er den Eingang wählen werde, der am praktischsten läge.
    Die Antwort klang sicher und frech; aber das Herz dessen, der sie diktiert hatte, zitterte in einer Angst, die es selbst nicht verstand. – Die kleinen Alten ritten kopfschüttelnd ab. Übrigens wurden sie noch am selben Tage ermordet gefunden, zum panischen Schrecken der gesamten Bevölkerung. Alexander ließ die Bluttat scharf verfolgen, sie aufzuklären gelang aber nicht.
    So war der Empfang, den man ihm bereitete, ein kühler: man gab dem Alexander Schuld an der Bluttat, die der ganzen Stadt bei den Göttern schaden mußte.
    Am Palastportale erwartete ihn Roxane, strenger und angespannter denn je, im Kreise ihrer gepanzerten Damen, phantastisch geputzt, wie man sie seit der Hochzeit nicht mehr gesehen: mit goldgrün gepudertem Haar, auf der Stirn einen länglichen Edelstein von bösartigem Violett, das enganliegende, silbrig schuppige Kleid klirrend von Juwelen, Schlangengürteln, blitzenden und harten Verzierungen. Sie streckte ihm die Hand hin, während er sie küßte, sah sie eisig über ihn weg. Er sagte schüchtern: »Ich bin froh, dich wiederzusehen.« Sie erwiderte scharf: »Auch ich, mein Lieber, bin froh. Wie geht es der Prinzessin Stateira?«
    Ihre Unverschämtheit machte ihn fassungslos. Sie benutzte sein Verstummen, um mit eisiger Liebenswürdigkeit zu fragen: »Und wie geht es deinem Freund Hephaistion?« Da er vorwurfsvoll schwieg, nicht wußte, wohin er sehen sollte, denn Tränen stiegen ihm in die Augen, erinnerte sie sich und sagte ausführlich, wobei es Funken in ihren Augen gab: »Ach so, der ist ja gestorben.«
    Drinnen warteten Gesandtschaften, die ganzen nächsten Tage meldeten sich Deputationen, Leute, die sich beklagen oder zu etwas gratulieren wollten, die Geschenke brachten oder welche

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