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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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umkreist permanent unseren Tisch wie die Moskitos die Glühbirnen auf der Toilette. Erst ein Zehner, den ich ihm zustecke, und ein Kussmund, den Steve dem Mann zuwirft, veranlassen ihn, seinen Hochzeitsmarsch an einem anderen Tisch zu geigen. Steve erzählt mir, dass er inzwischen mit seiner Mutter telefoniert hat. Sie weiß Bescheid. Auch Sailor, der ihm die Telefonnummer von unserm Hotel in Las Vegas verraten hatte, ist mittlerweile gebrieft. Er wird nächsten Monat hierherkommen und seinen Halbbruder besuchen.
    Es ist schön, mit Steve zu plaudern. Ich liebe ihn immer noch, aber nicht mehr wie meinen Collegelover, sondern doch eher wie einen Bruder, beziehungsweise eine Schwester. Das zumindest merke ich tief in meinem Herzen, als ich Steve später am Strand noch ein letztes Mal versuche, meine Zunge in den Mund zu schieben. Nix. Na ja, ich wollte schon immer Verwandte in Amerika haben.
    Vierundzwanzig Stunden später befinden wir uns im Flugzeug auf der Heimreise.
    »Wusstest du, was Kotztüte auf Finnisch heißt ?« , erweitert Ruth ihren Horizont beim Studieren der Aufschriften des kleinen Papiertütchens in der Sitztasche.
    Nina hat beim Streichholzziehen den Fensterplatz ergattert. Macht aber von dem Luxus keinen Gebrauch. Mit geschlossenen Augen sitzt sie da, Kopfhörer auf und schräg »Eieieieieei kämm an-dann ... !« mitsingend.
    »Da hab ich mir schon zwei Herzchen angelacht...«, denke ich amüsiert, »und mit Steve sogar noch ein drittes .«
    Die Maschine dreht noch eine Ehrenrunde über Los Angeles und geht dann in den Steigflug. Ich verspüre diesen unangenehmen Druck auf meinen Ohren. Ein-, zweimal schlucken. Hilft nichts. In meiner Handtasche muss noch irgendwo ein Kaugummi sein. Ich wühle zwischen Lippenstift und einem Schächtelchen Zahnseide. Ah, da. Ein Streifchen Wrigleys hat sich zwischen den Realkauf-Prospekt und die Pizzakarte geschoben, die ich vor dem Abflug achtlos in meine Handtasche gesteckt hatte. Doch da ist noch etwas. Zwischen den Seiten des Werbeblättchens schaut ein blauer Luftpost-Umschlag hervor. Der Brief von Steve, den ich offenbar seit der Abreise mit mir herumschleppe ...
     
    ENDE
     
     

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