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109 - Via Diavolo - Straße des Bösen

109 - Via Diavolo - Straße des Bösen

Titel: 109 - Via Diavolo - Straße des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Sie waren zwei kleine Gauner, hatten sich in London kennengelernt und zusammengetan. Sowohl Vaccaro als auch Black hatten immer vom ganz großen Coup geträumt, doch es war nie dazu gekommen.
    Sie schafften es gerade, sich mit kleinen Fischzügen über Wasser zu halten. Das große Geld verdienten andere, die besser waren als sie.
    Als ihnen der Londoner Boden unter den Füßen zu heiß wurde, packten sie ihre Siebensachen und verließen das Land.
    »Wir gehen nach Italien!« hatte Vaccaro damals entschieden. »Back to the roots!«
    »Zurück zu den Wurzeln?« hatte Peter Black erwidert. »Ich dachte, du bist britischer Staatsbürger.«
    »Das bin ich, aber meine Großeltern lebten in bella Roma.«
    »Dann fließt dein Blut wohl durch Makkaroni.«
    »Blödmann.«
    Vaccaro kannte sich aus in Rom. Er hatte seine Großeltern oft besucht. »In Italien kommen wir ganz groß raus!« hatte er Black versichert. »Italien ist der richtige Boden für uns. Ich hab’ da ein paar Kontakte, die uns den Einstieg erleichtern werden.«
    Als sie in Rom ankamen, stellte sich jedoch heraus, daß diese Kontakte nicht viel wert waren. Sie buken wieder nur kleine Brötchen. So sehr sie sich auch anstrengten - nach oben kamen sie nicht. Da konnten sie noch so strampeln.
    Sie erreichten nur, daß sie sowohl der Polizei als auch einigen Unterweltsbossen unangenehm auffielen, und zur Zeit mußten sie besonders höllisch aufpassen, um nicht zwischen die Mühlsteine zu geraten.
    Sie hatten einiges auf dem Kerbholz, hatten alteingesessenen Verbrechern ein paar Geschäfte weggeschnappt, was diese natürlich nicht so einfach hinzunehmen gedachten.
    Sie wollten sie beide kriegen: die Polizei ebenso wie die Gangster von Rom, wobei es für sie gesünder gewesen wäre, wenn die Bullen das Rennen machten, denn die Unterweltler fackelten nicht lange. Man verstand es in Italien, schnell und unauffällig zu töten.
    Die Via Diavolo war eine Sackgasse. Allerdings nicht für Fußgänger. Für Fahrzeuge gab es ein Hindernis: eine Treppe mit etwa zehn Stufen.
    Darauf lief Orson Vaccaro zu. Er warf einen nervösen Blick zurück. Sein Gesicht war schmal, die Augen standen eng beisammen. Wurde er noch verfolgt?
    Sehen konnte er niemanden, aber hören. Hastig überlegte er sich, wie er den Verfolger abschütteln konnte. Oder sollte er sich hier irgendwo auf die Lauer legen und auf ihn warten?
    Er war kein mutiger Kämpfer, aber wenn man ihn in die Enge trieb, konnte er ziemlich hart zuschlagen. Solange es jedoch eine Möglichkeit gab, das Weite zu suchen, entschied er sich lieber dafür.
    Als er den Fuß auf die erste Stufe setzte, erschrak er. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn. Er lief hier nicht zum erstenmal lang, aber noch nie war ihm dabei so komisch zumute gewesen.
    Irgend etwas stimmt hier nicht! durchfuhr es Vaccaro. Auf der Treppe lag ein merkwürdiges Flimmern. Vaccaro sank knöcheltief darin ein und konnte seinen Fuß nicht mehr sehen.
    Das gibt’s doch nicht! dachte er.
    Wenn er den Verfolger nicht im Nacken gehabt hätte, wäre er umgekehrt, denn die Sache kam ihm nicht geheuer vor. Aber so mußte er weiter.
    Die Stufen schienen klebrig zu sein.
    Bei jedem Schritt zog es ihm fast die Schuhe von den Füßen. Wenn ich sie verliere, renne ich in Socken weiter, sagte er sich. Ich bleibe auf keinen Fall stehen.
    Er erreichte das obere Ende der Treppe. Irgendwie kam ihm die Straße heute anders vor, aber das war wohl nur Einbildung. Der Gestank nach faulen Eiern wehte ihm entgegen, und ihm kam es vor, als hätte die Luft vor ihm einen vertikalen Riß. Das war natürlich Unsinn.
    Die Luft kann keine Risse haben, sagte sich Vaccaro. Luft ist ja nichts als… eben nur Luft!
    Aber durch diesen Riß drangen Geräusche! Metall klirrte! Schritte knirschten, obwohl niemand zu sehen war.
    Meine Güte, ich bin verrückt! dachte Orson Vaccaro. Bei mir ist eine Schraube locker! Gleich werde ich kleine grüne Männchen sehen.
    Er glaubte ganz fest, eine Halluzination zu haben, doch das, was nun geschah, war so real wie er selbst…
    ***
    Carmine Rovere war Polizist.
    »Mein Sohn ist bei der Polizei!« erzählte Rossana Rovere, seine Mutter, überall stolz.
    »Oh, tatsächlich?« sagten jene, die es hörten, und hoben fast ehrfürchtig die Augenbrauen.
    Aber Carmine Rovere fand den Stolz seiner Mutter ebenso übertrieben wie die Ehrfurcht jener einfachen Leute, die noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren und für die ein Polizeibeamter ein halber Gott war.

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