Alice im Zombieland (German Edition)
durch.
Dr. Wright saß hinter ihrem Schreibtisch, formell und steif, wie immer in einem dunklen Hosenanzug, das Haar zu einem Knoten frisiert.
„Wie fühlst du dich?“, erkundigte sie sich, ihre Hände lagen auf einem Ordner.
„Viel besser, danke.“
„Wunderbar. Und du hast über das nachgedacht, was du erfahren hast?“
„Größtenteils.“
„Und du sprichst nicht mit anderen Kindern darüber?“
Ich bin kein Kind . „Nein.“
Die Rollen ihres Drehstuhls quietschten, als sie sich zurücklehnte. „Mich interessieren deine Fähigkeiten.“
Bingo. Genau, was ich befürchtet hatte.
„Hast du noch mal richtig darüber nachgedacht, wie es kam, dass du diese Lichtflächen sehen konntest?“
„Na ja, sicher.“ Wer hätte das nicht?
„Und?“
„Manche Leute haben diese Fähigkeit, andere nicht“, sagte ich.
Ein Ausdruck leichter Ungeduld erschien in ihrem Blick. „So viel weiß ich inzwischen selbst. Glaubst du, dass es bei dir angeboren ist?“
„Keine Ahnung.“
„Konnte dein Vater sie sehen?“
„Weiß ich nicht.“
Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf den Armlehnen herum. „Meine Vermutung ist: Ja, du bist mit dieser Fähigkeit geboren. Andererseits frage ich mich, warum dir so etwas vorher nie passiert ist.“
Dieses Spekulationsspiel konnte man auch zu zweit spielen. „Warum entwickeln manche Leute einen Tumor im späteren Leben und nicht schon als Jugendliche? Warum werden alle Babys mit blauen Augen geboren, aber bei den meisten verändert sich die Farbe nach ein paar Monaten?“ Meine Ungeduld war nicht zu überhören. Entweder gehörte ich zur Gruppe oder nicht. Wenn die Erwachsenen mir weiter mit Misstrauen begegneten, würde sich das auf die Jugendlichen übertragen.
Sie rückte ihre Brille zurecht und überlegte wahrscheinlich, was sie mit mir anfangen sollte. „Du kannst mir vertrauen, Ali. Ich habe die Fähigkeit, Zombies zu sehen, mit zwölf entwickelt, genauso wie du nach einem Autounfall. Wie du dir vorstellen kannst, war ich schockiert, aber ich tat mein Bestes, um mein Leben weiterzuleben. Erst als ich hier die Leitung übernahm und mir das merkwürdige Verhalten von Cole und seiner Gruppe auffiel, wurde mir klar, dass es noch andere gibt, die sie sehen. Dann kam Coles Vater in der Hoffnung zu mir, jemanden zu finden, der ihm bei der Sache hilft, und ich war dabei. Vielleicht tröstet es dich zu erfahren, dass sie mich die meiste Zeit sehr distanziert behandelt haben, obwohl sie mich brauchten, und sieh, wo ich jetzt stehe.“
„Ich weiß, was Sie meinen.“ Es gefiel mir nicht, doch ja, ich hatte verstanden.
„In der Zwischenzeit kannst du dich mit deinen Problemen jederzeit an mich wenden. Ich bin hier, um dir zu helfen.“
„Das werde ich“, erwiderte ich. Sie war knallhart, aber sie meinte es gut. Und genauso wie ich war sie neugierig. Sie wollte Antworten.
„Na gut, dann sieh zu, dass du wieder zum Unterricht kommst.“
Erleichtert verließ ich das Büro. Die Gänge waren voller Schüler. Frosty wartete am Schließfach auf mich. Ich wollte an ihm vorbeigehen, doch wie schon einmal lief er neben mir her.
„Cole ist für den Tag suspendiert worden“, verkündete er.
Bei dieser Nachricht stolperte ich über meine eigenen Füße, als ich zu ihm aufsah. „Wieso?“ Und warum hatte Dr. Wright mir nichts davon gesagt?
Er zuckte die massigen Schultern. „Nichts Ungewöhnliches. Er hat ein paar Kids verprügelt, weil sie ihren Mund nicht halten konnten.“
Zweifellos hatten sie Bemerkungen über mich gemacht. „Dr. Wright hätte ihn vom Haken lassen sollen.“ Jetzt wusste ich, weshalb sie nichts erwähnt hatte. Ich hätte protestiert - laut.
„Wenn die Tat in einem Raum voller Leute passiert, kann sie das nicht. Jedenfalls lässt er dir ausrichten, dass er dich trotzdem nach der Schule abholt.“
Gut. Wir mussten trainieren. „Okay. Vielen Dank.“
„Was die Mittagspause betrifft …“
„Falls du jetzt sagen willst, dass ich nicht mehr mit meinen Freundinnen zusammensitzen kann, tu ich dir weh!“
„Kein Grund, dir so was zu sagen. Früher oder später werden sie dich sowieso aus ihrem engeren Umkreis verbannen. Das ist mit Kat passiert. Sie ist nur wieder mit ihnen zusammengekommen, weil wir uns getrennt haben.“
„Poppy, Wren und Reeve würden sie nicht fallen lassen.“ Ich nahm an, dass sie vorher andere Freundinnen gehabt hatte und dass die sie abserviert hatten.
„Reeve nicht, aber Poppy und Wren schon. Sie hing mit mir
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