Alice im Zombieland (German Edition)
nichts passierte.
Ich blinzelte, schüttelte den Kopf. Immer noch nichts. Stirnrunzelnd umfasste ich sein Gesicht mit beiden Händen und bewegte seinen Kopf heftiger hin und her als notwendig. Nichts.
„Das verstehe ich nicht“, sagte er ebenso verwundert. „Auch als du vergiftet und vollgepumpt mit Medikamenten warst, habe ich was gesehen.“
Ja. Wie wir uns geküsst hatten. „Das ist merkwürdig.“ Niemals hätte ich angenommen, dass es sonderbar sein könnte, keine Vision zu haben. Ich ließ die Arme sinken und klatschte auf meine Schenkel. „Es sei denn … Vielleicht gibt es heute einfach nichts, dem wir aus dem Weg gehen sollten.“
Er blickte mich finster an. „Darauf musstest du jetzt herumreiten, was?“
„Ich wollte nicht …“ Na ja, verdammt. Ich wollte doch, oder nicht? „Das hast du dir selbst zu verdanken. Angeblich magst du ja meine rachsüchtige Seite.“
Die Haustür wurde geöffnet, und Nana schaute heraus. Sie erblickte Cole und musterte ihn von oben bis unten. „Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.“
Ich sprang von ihm weg, als hätte mir jemand ein Lasso um den Bauch gebunden und daran gezogen. „Ach, hallo, Nana. Das ist Cole.“
„Noch ein Freund?“
„Ja. Er ist von meiner Schule. Er fährt mich.“
„Nicht ohne vorher mit deinem Großvater und mir gesprochen zu haben.“
Uh, oh . Jetzt hatte sie dengleichen strengen Tonfall drauf wie bei Justin.
„Aber rein, ihr beiden, schnell.“
Die Tür schloss mit einem Knall, der in meinem Kopf widerhallte. Cole wollte ihr folgen, doch ich packte ihn am Handgelenk.
„Tut mir leid“, sagte ich und war mir nicht sicher, ob ich mich für das entschuldigte, was kommen würde, oder für das, was bereits passiert war.
Er befreite sich, legte mir einen Arm um die Schultern und zog mich an sich. „Ist schon okay. Das habe ich verdient. Und nur zur Erinnerung, ich glaube nicht, dass die Visionen das zeigen, was wir vermeiden sollten.“
Ich dachte an das Tagebuch. „Ich bleibe dabei, dass es Blicke in die Zukunft sind.“
„Vielleicht. Wahrscheinlich.“
Irgendwie hörte ich raus, was er nicht gesagt hatte: dass wir heute keine Zukunft hatten. Ich drückte ihm die Finger in die Brust und sah ihn mit großen Augen an.
„Keine Sorge. Es ist alles okay. Du bist immer noch dabei, dich zu erholen. Ich bin sicher, das ist das einzige Problem.“
„Na gut.“ Ich würde ihm das glauben.
Er gab mir einen Kuss auf die Schläfe, wie zum Trost, bevor er mir die Hände auf die Schultern legte und mich umdrehte. „Lass uns da reingehen, sonst kommen deine Großeltern raus, zerren mich rein und schließen dich zu deiner eigenen Sicherheit in dein Zimmer ein.“
Ich sandte heimliche Gebete zum Himmel, dass meine Großeltern keine merkwürdigen Ausdrücke gebrauchten, dass keine Vorwürfe wegen Alkoholkonsum und vorehelichem Sex kamen, dass alles friedlich und harmonisch ablief.
Nana und Pops warteten im Wohnzimmer. Sie hatten ihre Sessel vor die Couch geschoben, der einzige Sitzplatz für mich und Cole. In dem Moment, als wir saßen, begann die Fragestunde.
Pops: „Pläne für die Zukunft?“
Stöhnend ließ ich den Kopf in die Hände sinken. Es würde genauso fürchterlich werden wie mit Justin.
Cole: „Uni, Polizeidienst.“
Nana: „Ach, ich mag ihn jetzt schon mehr als den anderen Jungen.“
Pops: „Gut, das ist gut. Nun beende mal den folgenden Satz für mich. Wenn ein Mädchen Nein sagt, dann meint es …“
Ja, genau dasgleiche Programm.
Cole: „Nein. Und das war‘s. Keine weiteren Versuche.“
Nana: „Wieder eine vorzügliche Antwort. Hier ist noch ein etwas schwierigerer Satz zum Beenden. Vorehelicher Sex ist …“
Ich hätte mich den Zombies zum Fraß überlassen sollen.
Cole: „Das ist Entscheidung des Paars. Was zwischen ihnen geschieht, geht niemanden was an. Tut mir leid, aber auch Sie nicht.“
Beide schimpften sie eine Minute lang, dann beruhigten sie sich wieder. Ich hatte inzwischen die schreckliche Färbung eines gekochten Krebses angenommen. (Das schätzte ich jedenfalls.) Egal, ich fand Coles Antwort außergewöhnlich.
Pops: „Das ist nur fair, schätze ich. Und wie denkst du über Alkohol und Autofahren?“
Cole: „Ich halte das für dumm. Darüber müssen Sie sich, was Ali und mich betrifft, keine Sorgen machen. Ich trinke nie, und wenn sie es täte, würde ich es nie ausnutzen. Dann würde ich sie nach Hause bringen. Ich werde sie immer beschützen, darauf gebe ich Ihnen mein
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