Alice im Zombieland (German Edition)
die brutale Antwort bekommen, statt mich drum herumzudrücken und mich verrückt zu machen.
Ein Augenblick des Schweigens. Dann: „Ja.“
Moment mal. Wie bitte? „Warum?“
Er drehte die Musik wieder lauter. Ich dachte kurz daran, sie selbst leiser zu stellen, letztendlich blieb ich doch Miss Wohlerzogen, wie meine Mutter mich immer hatte haben wollen, und hielt meine Hände im Zaum. Das hier war sein Auto. Er konnte tun, was er wollte. Aber außerhalb seines Wagens …
Nach einer Weile bog er auf den Parkplatz eines Supermarkts. Ein paar Autos standen davor, Leute gingen aus und ein. Cole drehte den Zündschlüssel und zog ihn ab. Die Musik erstarb.
Er überlegte einen Moment, dann sagte er: „Ich gebe dir meine Telefonnummer.“
Sein Blick nach vorn durch die Windschutzscheibe war so finster, dass ich dachte, er wollte das, was immer er da erblickte, auf der Stelle vernichten.
„Wenn du jemanden brauchst, der dich von der Schule nach Hause fährt, ruf mich an oder schick mir eine SMS, und ich kümmere mich darum.“
Oho. Was war das? Der böse Junge von der Asher High bot mir doch nicht etwa an, mich zu chauffieren? Mich. Das merkwürdige Mädchen mit dem starren Blick.
„Okay?“, drängte er. „Verstanden?“
Tatsächlich. So war‘s. So war es wirklich. „Ich hatte eine Mitfahrgelegenheit“, sagte ich. „Aber ich wollte lieber laufen.“
Er sah mich durchdringend an und ich erschauerte.
„Das ist alles, was du mir zu sagen hast?“
„Also … ja.“ Was hatte er denn erwartet? Das ist echt das beste Angebot, das ich jemals in meinem Leben erhalten habe! Jetzt könnte ich einen Freudentanz aufführen und dem Himmel danken! Niemals würde ich irgendwas in der Art von mir geben. Die Tatsache, dass ich das überhaupt gedacht hatte, war mir schon peinlich genug.
„Warum wolltest du unbedingt laufen?“
„Weil ich eben Lust dazu hatte“, erwiderte ich, wie ich es meinen Großeltern gegenüber getan hatte.
„Du solltest den Weg besser nicht mehr zu Fuß gehen.“
„Oder was dann?“, fragte ich. Das sollte kein Scherz sein. Ich wollte es wirklich wissen.
Er klang fast animalisch, irgendwie unnatürlich, als er knurrig meinte: „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du einem den letzten Nerv töten kannst? Oder sind die Leute, mit denen du zu tun hast, zu höflich dafür?“
„He! Ich …“
Er ratterte seine Telefonnummer herunter, und ich musste mich beeilen, um mitzuhalten und sie in mein Handy zu tippen.
„Jetzt gib mir deine.“
Es dauerte einen Augenblick, bis diese Worte bei mir ankamen. In was für eine merkwürdige Szene war ich da geraten? „Ich habe keinen Wagen, deshalb kann ich dir auch keine Mitfahrgelegenheit anbieten. Es gibt also keinen …“
„Willst du mich abwimmeln? Gib mir deine Telefonnummer.“
Ich war von seiner Hartnäckigkeit hin- und hergerissen zwischen höchst erfreut und sehr verärgert. Verärgert gewann. „Bitte mich nett darum“, sagte ich. Plötzlich kam mir ein Tag mit meiner Mutter wieder ins Gedächtnis.
Also, Mom, die Mutter des Jahres wirst du nun wirklich nicht. Du hast mir ja gar nicht meinen Lieblingsschokoladenkuchen gebacken .
Ich habe nur darauf gewartet, dass du mich nett darum bittest, meine Süße .
Eine Welle von Heimweh überrollte mich.
„Bitte“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Also, wie kann ich dem wohl widerstehen?“, murmelte ich und war versucht, ihm eine falsche Nummer zu geben, nur um es ihm zu zeigen. Aber dann könnte er mich nicht anrufen, und, na ja, ich wollte, dass er mich anrief - obwohl ich keine Ahnung hatte, worüber wir uns unterhalten sollten.
„Nun?“
Ich ratterte meine Nummer herunter.
„Danke“, sagte er.
Wenn ich mich nicht täuschte, lag Erleichterung in seiner Stimme. Nein, ich musste mich getäuscht haben. Entweder das oder mein IQ-Pegel war angesichts dieser violetten Augen in den Keller gerutscht.
„Warte.“ Er stieg aus.
Er kam um den Wagen herum und … half mir beim Aussteigen. Wow! Ich hätte niemals gedacht, dass er irgendwelche Höflichkeitsgesten zeigen würde.
„Sag bloß nicht, dass du den ganzen Rest des Tages so anstrengend sein wirst.“
„Das werden wir wohl gemeinsam herausfinden“, entgegnete ich. Seine Haut fühlte sich an meiner warm an, die Handflächen rau und schwielig. Es gefiel mir, ich erschauerte sogar.
„Ist dir kalt?“ Er stützte sich mit beiden Händen am Jeep ab und hielt mich dazwischen gefangen.
„Nein. Ich
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