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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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meisten davon. Sie verdienen unser Lob, aber sie gehören der Vergangenheit an. Was wird jedes einzelne Mitglied der Elite in Zukunft noch leisten? Und wer will vorhersagen, was ihre Nachkommen aufgrund ihrer wunderbaren Gene leisten werden? Oder ob diese Leistungen besser sein werden als die der größeren Gruppe, die ich retten möchte? Nein, Voss, es gibt mehr Grund zu der Annahme, daß das Potential in der Gruppe der geringeren Leute größer ist. Da mag es stumme Miltons, ungehörte Mozarts und so weiter geben. Es mag Ausgemusterte geben, die mit 27 oder 39 oder 66 oder in sonst einem Alter, das sie heute nicht erreichen dürfen, Kompositionen, die Beethovens gleichkommen, schaffen oder eine Theorie, die eines Einstein würdig ist, aufstellen könnten. Sie oder ihre Nachkommen. Wieder: Wer will es vorhersagen? Du? Ich? Welchem von uns beiden soll die Pflicht auferlegt werden, den einen oder den anderen Knopf zu drücken? Versteh mich recht, Voss, ich will im Grunde nicht, daß eine von beiden Gruppen getötet wird. In der Beziehung geht es mir wie dir. Ich habe ebensoviel Mitgefühl für die Menschheit. Ich glaube einfach – auch wenn du mich beschuldigst, meine Logik sei verzerrt –, daß wir uns für den sogenannten größeren Nutzen einsetzen müssen. Wir planen eine Tat, die vielleicht ein Ende mit dem Erneuern macht oder zumindest Menschen wie dir zu Bewußtsein bringt, daß dem Erneuern ein Ende gemacht werden muß. Wenn dabei eine Million oder drei Millionen Menschen vernichtet werden, die auf ihre Erneuerung warten, dann meine ich, daß der „Tod“ – wie du es nennst – der wartenden Gehirne, die bei dieser Mission zerstört werden sollen, es wert ist.«
    Ben stand auf, trat an das Fensterbild und betrachtete den Rauhreif, der sich wie durch Magie an den Rändern bildete, was ganz echt und gar nicht wie eine Reproduktion wirkte.
    Prüfend legte er eine Hand auf die Glasscheibe und zog sie zurück, als habe er tatsächlich winterliche Kälte verspürt.
    »Nun, Voss, das wäre es«, sagte er. »Die Mission kann durchgeführt werden. Du hast die notwendigen Fähigkeiten. Entweder tust du es, oder du läßt es bleiben. Die Parameter sind klar, soweit sie die Mission selbst betreffen, aber ich kann dir keine stichhaltigen Gründe nennen, weshalb du die Aufgabe übernehmen sollst. Nicht einmal die gottverdammten Operationen. Sie werden deine Belohnung sein, wenn du es tust, aber das ist kein Grund für deine Zustimmung, und ich glaube, das weißt du selbst.«
    Alicia berührte meine Hand. Sie wollte ja nicht, daß ich mich nur ihretwegen operieren ließ. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich mich überhaupt operieren lassen wollte. Es war mir in den letzten Minuten unwichtig geworden. Ben wandte sich vom Fenster ab und sah mich an, als wolle er eine Diagnose stellen. Ich rückte auf meinem Sessel herum, ich wand mich unter den Blicken der beiden. Ich kam mir vor wie im Traum, meine Gedanken schienen nicht meine eigenen zu sein. Wieder war ich inmitten des Coolidge-Nebels, und das Lichtgeschöpf befand sich in mir. Der Schmerz war der gleiche. Ich fragte mich, ob es auf Alicia oder Ben irgendeinen Eindruck machen würde, wenn ich hysterisch im Zimmer auf und ab tobte, wie ich es getan hatte, als ich aus dem Nebel kam und Stacy im Wald herumjagte. Ich versuchte mir vorzustellen, was sie wohl gedacht hätten, wenn sie dabeigewesen wären. Es gelang mir nicht. Ich hätte mir nicht gewünscht, daß sie dort gewesen wären. In gewisser Weise wünschte ich auch nicht, daß sie hier waren und mein Leben komplizierten. Wenn es mir nur gelungen wäre, isoliert zu bleiben, wenn ich weder Ben noch Alicia wiedergesehen hätte, dann wäre ich nichts weiter als ein Raumfahrer auf Urlaub gewesen, der mitnimmt, was die Häfen der Erde ihm zu bieten haben. Aber nein, auch dann wäre es nicht möglich gewesen. Ich hätte immer noch Pierre Madling sterben sehen müssen oder einen Menschen seiner Art oder irgendwen. Warum waren dieser individualisierte Tod, diese grauenhafte Erinnerung an Pierres verklingenden Schrei und der Blick von oben auf seinen zerschmetterten Körper und die ihn umringende Menge soviel schmerzlicher, soviel lebhafter als diese Abstraktion des Mordes, die Ben vorschlug? Er sprach über die philosophisch vertretbare Auslöschung von ein, zwei, drei Millionen, die Seelen, Psychen, Animas, Lebenskräfte, Lebensprinzipien waren. Aber irgendwie keine Menschen. Ich versuchte, mir diese Millionen von am

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