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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Leben erhaltenen Gehirnen in ihren sterilen Behältern, umgeben von Nährlösungen, vorzustellen, und ich sah in ihnen jetzt nur noch Dinge, wie Alicia es mir geraten hatte. Statt dessen kehrte die Erinnerung an Pierres Tod zurück. Natürlich dachte ich nur deshalb wie Ben und Alicia, zwang mich, so zu denken, damit es mir leichter fiel, die Mission in Erwägung zu ziehen. An diesem Punkt wurde mir mit Entsetzen klar, daß ich genau das tat: Ich zog die Mission in Erwägung. Es war nicht ausgeschlossen, daß ich sie übernahm. Es war nicht ausgeschlossen, daß ich den magischen Mikrostaub in verschiedene Öffnungen eines Röhrennetzwerks streute. Daß ich zu einem mörderischen Sandmann wurde, der den Millionen, die Bens Argumenten zufolge nichts anderes verdienten, als ausgelöscht zu werden, einen ruhevollen Schlaf, einen schmerzlosen Tod brachte. Als mir klar wurde, daß ich an das, was Ben so kalt »die Mission« nannte, zu denken vermochte, erkannte ich, daß die Möglichkeit bestand, ich würde es tun. Die Möglichkeit. Ich wollte es nicht tun. Aber die Möglichkeit bestand. Die Luft im Zimmer kam mir drückend vor, als sei ich in eine Leichenhalle gesteckt worden, um meinen Entschluß in der richtigen Stimmung und Umgebung zu fassen. Wenn ich starb, waren Bens hübsche kleine Pläne damit vereitelt. Dann brachte man mich in eine Erneuerungskammer, vielleicht in die Washingtoner (war ich berühmt genug, um eigens dorthin transportiert zu werden?).
    Ich wurde eins der gelagerten Gehirne, und derjenige, den Ben schließlich zu überreden vermochte, diese Selbstmord-Mission zu übernehmen, brachte mich mitsamt den anderen um. Der Gedanke war tröstlich. Beinahe hätte ich ihn Ben mitgeteilt.
    Doch statt dessen sagte ich: »Ich weiß nicht recht, Ben.«
    Er nickte.
    »Vernünftig. Du brauchst dich nicht sofort zu entscheiden. Die Besichtigung ist noch nicht einmal festgesetzt, und das wird auch wahrscheinlich noch einen Monat dauern. Also, ich habe es dir gesagt, und ich habe einen Termin, zu dem ich wie immer zu spät komme. Okay, denk darüber nach. Ich bleibe mit dir in Verbindung. Wir können irgendwann in meinem Club zu Abend essen.« Er ging auf die Tür zu. »Und, zum Teufel, wenn du wirklich nicht willst und genug Zeit vergangen ist, dann kann ich die Operation vielleicht immer noch für dich in die Wege leiten. Ist das ein annehmbares Angebot? Bis dann.«
    Er ging ab wie ein Schauspieler. Lange Zeit, nachdem er weg war, hatte ich immer noch das Gefühl, er stehe in den Kulissen.
     

 
12
     
    »Trägst du Make-up oder so etwas?«
    »Nein. Tue ich nie. Warum fragst du?«
    »Deine Augen sehen anders aus.«
    »Sie ändern ihre Farbe nach meiner Stimmung. Wahrscheinlich sind sie jetzt grünlich.«
    »Eigentlich eher grau.«
    »So sehe ich sie nie. Anderen Leuten kommen sie manchmal grau vor, aber mir nicht. Stacys Augen sind immer grau, hast du das bemerkt?«
    »Ich nehme an, das hat er so geplant. Grau ist die Farbe für große Entfernungen. Er wird Bens Mission übernehmen, er …«
    »Es ist nicht Bens Mission. Wie du es sagst, klingt es nach selbstsüchtigem Machtstreben, als wolle er …«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es das nicht wirklich ist. Langsam habe ich das Gefühl, ich kenne ihn gar nicht, kenne ihn seit einiger Zeit nicht mehr. Jeder Mensch in meiner Umgebung wird plötzlich so undurchschaubar wie Stacy – du auch.«
    »Hör zu, du brauchst diese Mission nicht zu übernehmen, wenn du nicht willst.«
    »Klar. Ich gehe, und wir drei haben nur ein nettes Gespräch geführt. Es hat uns viel Spaß gemacht, über aktuelle Themen zu diskutieren. Mehr war nicht. Ben wird einfach weitermachen, du wirst es nie wieder erwähnen, die …«
    »Ich würde es nicht mehr erwähnen. Das verspreche ich dir.«
    »Und nichts wird sich ändern. Alles wird sein wie zuvor.«
    »Nein, das kann ich dir nicht versprechen. Das könnte ich unter gar keinen Umständen.«
    »Wahrscheinlich werde ich es tun.«
    »Gut.«
    »Ist das deine absolut beste Antwort? Gut?«
    »Ich könnte sagen, ich liebe dich, aber das scheint hier nicht zu passen. Die Luft ist in der Tat scheußlich, jetzt, wo du davon gesprochen hast – ich will das Gerät nachsehen.«
    »Du stolzierst, wenn du gehst. Das ist mir früher schon aufgefallen.«
    »Und du kannst deine Beobachtungen für dich behalten.«
    »Gott verdammt noch mal, Alicia!«
    »Tut mir leid – dann behalte deine Beobachtungen eben nicht für dich.«
    »Das ist es nicht, was ich

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