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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Höhe, um ihr vom Pferd herunterzuhelfen.
    Da sprang Rab plötzlich zwischen die beiden, entblößte seine scharfen Reißzähne und ließ ein tiefes Knurren hören. Roger wich instinktiv vor dem Hund zurück.
    »Rab! « Der Hund gehorchte seiner Herrin sofort, wich ein Stück zur Seite, behielt aber Roger immer wachsam im Auge. »Er wollte mich beschützen«, sagte Alicia. »Er mag nicht, daß mich jemand anfaßt. «
    »Ich werde mir das für die Zukunft merken«, sagte Roger, während er Alicia vorsichtig beim Absteigen half. Dann schnalzte er mit den Fingern, und seine Pagen trugen zwei mit rotem Samt gepolsterte Sessel herbei. »Bitte, Mylady«, sagte Roger einladend.
    Sie bestaunte die Sessel, die mitten im Wald aufgestellt wurden. Das Gras unter ihren Füßen war wie ein Teppich aus Samt, und einer der Männer aus Rogers Gefolge trat vor und spielte auf einer Laute. Sie schloß einen Moment die Augen.
    »Habt Ihr Heimweh, Mylady? « fragte Roger.
    Sie seufzte. »Was wißt Ihr schon, wie es einem Schotten zumute ist, der sich nach seiner Heimat sehnt. Dazu müßtet Ihr im Hochland geboren sein. «
    »Mein Großmutter war Schottin. Vielleicht gibt mir das eine gewisse Berechtigung, Euch diese Frage zu stellen. «
    Ihr Kopf ruckte in die Höhe.
    »Ihre Großmutter? Wie war ihr Name? «
    »Sie war eine MacPherson von MacAlpine. «
    Alicia lächelte. Es tat ihr wohl, wenigstens ihr vertraute schottische Namen zu hören. »MacAlpine. Das ist ein guter Klan. «
    »Ja, ich verbrachte viele Abende auf ihren Knien, während sie mir Geschichten aus Schottland erzählte. «
    »Und was für Geschichten hat sie Euch erzählt? « fragte Alicia vorsichtig.
    »Sie war mit einem Engländer verheiratet und verglich oft die Sitten und Gebräuche beider Länder. Sie sagte, die Schotten seien gastfreundlicher und schickten die Frauen nicht in ein anderes Zimmer, weil sie zu dumm seien für Männersachen, wie das die Engländer tun. Bei den Schotten seien Männer und Frauen gleichberechtigt. «
    »Ja«, sagte Alicia ruhig, »das stimmt. Mein Vater ernannte mich zum Chef. « Sie hielt kurz inne. »Wie behandelte Euer Großvater seine schottische Frau? «
    Roger lachte, als erinnerte er sich an einen Scherz aus seiner Kindheit. »Mein Großvater lebte eine Weile in Schottland. Er wußte, daß meine Großmutter eine kluge Frau war. Er entschied nichts, ohne sie erst um ihren Rat zu fragen. «
    »Und Ihr habt eine Zeit bei Euren Großeltern gelebt? «
    »Fast mein ganzes Leben verbrachte ich bei ihnen. Meine Eltern starben, als ich noch ganz klein war. «
    »Und was haltet Ihr heute von dieser englischen Art, eine Frau zu behandeln? Inzwischen habt Ihr sicher gelernt, daß Frauen nur für das Bett taugen und zum Gebären von Kindern. «
    Roger lachte hell auf. »Eine Auffassung, für die der Geist meiner Großmutter aus ihrem Grab steigen und mich ohrfeigen würde. « Nüchterner fuhr er fort: »Sie wollte mich mit der Tochter einer Base verheiraten; doch das Kind starb schon vor dem für die Hochzeit bestimmten Termin. Ich wuchs mit dem Namen MacAlpin auf. «
    »Wie? « rief sie betroffen.
    Roger sah sie verwundert an. »Es stand im Heiratsvertrag, daß ich ein MacAlpin zu sein habe, um ihrem Klan willkommen zu sein. «
    »Und habt Ihr Euch dem gefügt? Ich sagte zu Sir Thomas, daß mein Mann ein MacArran werden müsse, doch er meinte, das sei unmöglich; kein Engländer würde seinen guten alten Namen aufgeben, um einen barbarischen schottischen dafür einzutauschen. «
    Rogers Augen blitzten wütend auf. »Sie verstehen das nicht! Verdammnis den Engländern! Sie glauben, nur ihre Lebensart wäre die richtige. Sogar die Franzosen… «
    »Die Franzosen sind unsere Freunde«, unterbrach ihn Alicia. »Sie verwüsten nicht unsere Felder oder stehlen unsere Rinder, wie das die Engländer tun. «
    »Rinder«, sagte Roger lächelnd. »Das ist auch so ein Thema. Züchten die MacGregors immer noch so fette Ochsen? «
    Alicia holte tief und heftig Luft. »Klan MacGregor ist unser Feind. «
    »Zugegeben«, fuhr er lächelnd fort, »und trotzdem ist das Roastbeef von einem MacGregor-Rind saftiger als jedes andere, So empfand ich es. Seid Ihr anderer Meinung? «
    Sie konnte ihn nur stumm anstarren. Die MacGregors waren seit Jahrhunderten ihre Feinde.
    »Natürlich kann sich manches geändert haben, seit meine Großmutter als Hochland-Braut nach England kam. Damals war der Lieblingssport junger Männer eine Rinderjagd in mondhellen Nächten.

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