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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Prolog
    Selbst nach dem langen Nachtritt saß Stephen Montgomery noch sehr gerade auf seinem Pferd. Er mochte nicht an die Braut denken, die ihn am Ende seiner Reise erwartete — seit drei Tagen schon auf ihn wartete. Seine Schwägerin, Judith, hatte ihm mit reichlich ungalanten Worten gesagt, was sie von einem Mann hielt, der weder zu seiner Hochzeit erscheinen noch sich die Mühe machen wollte, eine Botschaft vorauszuschicken, die seine Verspätung bedauerte.
    Doch trotz Judiths geharnischter Worte und der Erkenntnis, welchen Schimpf er seiner zukünftigen Frau antat, hatte er sich nur schweren Herzens zum Aufbruch entschließen können. Die Trennung von seiner Schwägerin fiel ihm nicht leicht. Judith, die goldäugige schöne Frau seines Bruders Gavin, war eine Treppe hinuntergestürzt und hatte dabei das so heiß ersehnte Baby verloren, das sie unter dem Herzen trug. Tagelang schwebte sie zwischen Leben und Tod. Und als sie erwachte und von ihrem Verlust erfuhr, galt ihre erste Sorge typischerweise erst einem anderen und nicht sich selbst. Stephen hatte seinen Hochzeitstermin vergessen und nicht einmal an seine Braut gedacht. Judith hatte sich sogar von ihren Schmerzen und ihrem Kummer nicht davon abhalten lassen, Stephen an seine Pflichten und die Schottin zu erinnern, die er heiraten sollte.
    Nun, drei Tage später, fuhr sich Stephen mit der Hand durch sein dichtes dunkelblondes Haar. Er wollte bei seinem Bruder Gavin bleiben. Judith war ihm deswegen böse. Ihr Sturz war kein unglücklicher Zufall gewesen, sondern das Werk von Gavins Mätresse, Lilian Chatworth.
    »Mylord. «
    Stephen zügelte sein Pferd und drehte sich zu seinem Knappen um.
    »Die Wagen sind weit hinter uns. Sie können bei dem Tempo nicht mithalten. «
    Stephen nickte und lenkte wortlos sein Pferd zu einem flachen Strom, der neben der holprigen Fahrspur herlief. Er stieg ab, stützte sich auf ein Knie und benetzte sein Gesicht mit kaltem Wasser.
    Es gab noch einen Grund, weshalb Stephen nicht zu dieser Reise zu einer Braut aufbrechen wollte, die er nie gesehen hatte. König Heinrich wollte die Montgomerys für jahrelange treue Dienste belohnen, indem er den zweitgeborenen Bruder mit einer reichen Schottin vermählte. Eine Ehre, für die Stephen nur dankbar sein sollte, es aber nicht war nach allem, was er über sie erfahren hatte.
    Sie war, kraft eigener Rechte, die Herrin eines mächtigen schottischen Klans.
    Er sah über die Wiese auf der anderen Seite des Stromes hin. Verdammnis allen Schotten für ihren absurden Glauben, es könne auch eine Frau so intelligent und kräftig sein, Männer anzuführen. Ihr Vater hätte sich statt einer Frau einen jungen Mann als Erben aussuchen sollen.
    Er schnitt ein Gesicht bei der Vorstellung, was für eine Frau ihren Vater dazu verleitet haben konnte, sie zum Oberhaupt eines Klans zu berufen. Sie mußte mindestens vierzig Jahre alt sein, ihre Haare so grau wie Stahl, ihr Körper noch stämmiger als seiner. In der Hochzeitsnacht würden sie sicherlich darum ringen, wer der Stärkere war — und er würde verlieren.
    »Mylord«, sagte der Schildknappe, »Ihr sehr ganz krank aus. Vielleicht war der lange Ritt zu anstrengend für Euch. «
    »Nicht der lange Ritt schlug mir auf den Magen. « Stephen erhob sich langsam und geschmeidig. Seine kräftigen Muskeln bauschten den Stoff seines Gewandes. Er war groß, überragte seinen Knappen wie ein Turm, und sein Körper war mager und abgehärtet von jahrelangen anstrengenden Übungen. Das verschwitzte Haar lag in krausen, dicken Locken um seinen Hals, das Kinn war kräftig, der Mund fein gemeißelt, und nur unter den. strahlend blauen Augen zeichneten sich dunkle Schatten ab.
    »Laß uns wieder zu den Pferden gehen. Die Wagen mögen uns später folgen. Ich will meine Hinrichtung nicht länger aufschieben. «
    »Hinrichtung, Mylord? «
    Stephen erwiderte nichts darauf. Er mußte noch viele Stunden auf dem Pferderücken verbringen, ehe er dem Grauen begegnete, das ihn in der massigen, unförmigen Gestalt von Alicia MacArran erwartete.

1. Kapitel
    Alicia MacArran stand am Fenster des englischen Herrenhauses und sah in den Hof hinunter. Der Flügel stand offen, die Sommersonne schien warm ins Zimmer, und sie lehnte sich ein wenig vor, um einen Hauch frischer Luft zu erhaschen. Einer von den Soldaten unter ihr bemerkte es und grinste anzüglich zu ihr hinauf.
    Rasch trat sie wieder zurück, packte den Fensterflügel und warf ihn zu. Wütend drehte sie sich

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