Alien Earth - Phase 1
gelangen?«
»Nein, das erledigt ein anderer.«
»Wer?«
»Du siehst ihn dort unten.«
Eine leere Fläche hatte sich am Kopfende der Bahnsteige gebildet, ein Kreis. In seiner Mitte ging ein Mann auf und ab. Er trug einen Anzug mit Helm, der Ekin unwillkürlich an einen Raumanzug erinnerte. Ekin nahm ihn in das Visier ihres G5, um ihn sich genauer anzusehen. Das Visier des Helms war verspiegelt, sie konnte sein Gesicht nicht erkennen. Aber das Seelentor, das er um den Hals trug, war unverkennbar. Es war das Gleiche, das Paul trug.
»Wer ist das?«, fragte sie.
»Er nennt sich Wolf. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, aber er muss ein bemerkenswerter Mann sein. Er hat diese Menschen hierhergebracht. Er hat ihnen eine Ordnung gegeben und die Aussicht auf ein neues Leben eröffnet.«
»Wieso trägt er diesen seltsamen Anzug?«
Paul zuckte die Achseln. »Seine Anhänger glauben, dass das Alienschiff sie abholen und zum Planeten Sigma V bringen wird.«
»Er glaubt es auch?«
»Eher nicht. Ich habe recherchiert. Ohne viel herauszufinden - er hat es verstanden, seine Spuren zu verwischen -, aber das Wenige passt. Er ist Israeli, ein harter Hund. Muss es in der Armee zu was gebracht haben. Später, nach dem Bürgerkrieg, hat er sich als Söldner verdingt, ist viel herumgekommen. Ein geschätzter Spezialist in seinem Fach.«
»Leute von seinem Schlag finden immer ein Auskommen. Wieso sollte ein Söldner die Erde verlassen wollen?«
»Neugierde? Abenteuerlust?« Paul drehte das G5 nach rechts und schoss. Ein Aufschrei antwortete ihm. »Vielleicht hat er einfach genug vom Töten.«
»Ein bezahlter Mörder als Anführer … ich bin gespannt, ob das neue Leben deiner Pioniere so viel anders sein wird als das alte.«
»Es liegt an ihnen, was sie daraus machen. Aber an Wolf
wird es nicht liegen, wenn sie scheitern. Er wird den Transfer nicht mitmachen. Er ist das große Tor, durch das die Seelen der Pioniere abfließen werden. Wolf selbst bleibt zurück. So wie ich.«
»Weiß er davon?«
»Ich bezweifle es.«
Ekin strich, ohne abzudrücken, mit dem Lauf ihres G5 über den Boden der Halle. Das Visier zoomte das Bild heran. »Diese Menschen …«, sagte sie dann. »Sie tragen andere Seelentore als dieser Wolf. Schwarz mit eingewebten glitzernden Punkten. So eines, wie du es in der Hand hast. Steht es für die Sterne?«
»So kann man es sehen.«
»Was sollte er sonst …« Sie brach ab. Paul hielt ihr das Sternentor direkt vor das Gesicht. Seine Geste war nicht zu missdeuten: Zieh es über!
Natürlich. Sigma V ruft! Das war Pauls Plan gewesen, von Anfang an. Deshalb hatte er sie hierhergelockt. Er wollte, dass sie den Seelentransfer mitmachte.
»Nein!« Ekin wich so weit zurück, wie es die enge Plattform zuließ. »Du bist verrückt! Ihr seid alle verrückt. Das hier ist verrückt. Ohne mich!«
Paul rückte auf. »Ekin, diese Menschen gehen auf eine Reise, wie sie noch nie ein Mensch zuvor angetreten hat. Ins Unbekannte. Ohne die Möglichkeit zur Rückkehr. Ohne jemanden, der sie führt.«
»Und? Es ist ihre Entscheidung!«
»Sie ahnen nicht, was kommt. Sie brauchen jemanden, der sie an der Hand nimmt, der nach ihnen sieht.«
»Und das soll ausgerechnet ich sein? Niemals! Geh du doch mit ihnen, wenn es dir so wichtig ist!«
»Ich würde nichts lieber tun, das habe ich dir doch schon gesagt. Hier wird es sehr, sehr ungemütlich für mich werden. Vorsichtig ausgedrückt. Aber ich muss bleiben. Jemand muss ein Auge auf die Aliens haben, wenn wir von ihnen nicht erdrückt werden sollen. Meine Pflicht ist hier. Aber deine Pflicht … sie
liegt dort draußen. Auf Sigma V oder wohin immer der Transfer euch führen wird. Wir brauchen einen Kundschafter, einen geschulten Beobachter, einen Kämpfer. Diese Menschen gehen in die Hölle - oder ins Paradies. Wir müssen erfahren, was uns dort draußen erwartet!«
»Nein!« Ekin brüllte. Damit Paul kapierte. Damit die Gedanken in ihrem Kopf verstummten. Keines von beiden gelang. Paul ließ sich nicht davon abbringen, wenn er sich zu etwas entschlossen hatte. Und ihre Gedanken … an dem, was Paul sagte, war etwas dran. Sie würde eine Agentin sein, unerkannt. In einer Stunde würde sie mehr über die Aliens erfahren, als das Korps und die übrige Menschheit in Jahren erfahren hatten.
»Ekin, bitte!«, rief Paul. »Lass mich nicht hängen. Ich brauche dich. Die Menschheit braucht dich. Diese Leute da unten brauchen dich.«
Und mit ihrem neu gewonnenen Wissen
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