Fessle mich!
1. KAPITEL
“Was meinst du, Macy? Haben wir wirklich genug zu essen?” Macy stellte die Schüssel mit Tortillachips und das Schälchen Salsa auf die Küchentheke, wo auf einer Warmhalteplatte bereits ein Topf mit feurig-scharfem Chili köchelte. Einen Stapel leuchtend bunten Wegwerfgeschirrs mit passenden Papierservietten in rot, blau, gelb und grün platzierte sie direkt daneben. Prüfend musterte sie das Arrangement und nickte zufrieden. Dann wischte sie sich die Hände an ihrer schwarzen Caprihose ab und begann, die Gäste mithilfe ihrer Finger zu zählen.
“Wir beide, der Rest des Teams, Anton, macht insgesamt sieben.” Laurens Freund Anton und die übrigen Partnerinnen von
Girl Gear
gehörten zur Stammbesetzung der Spielabende, zu denen Macy in regelmäßigen Abständen einlud, um ihre neuesten Ideen für die Kolumne zu testen. “Dann Ray, Jess, Doug und Eric.” Mit gerunzelter Stirn versuchte Macy, den geballten Appetit von fünf kraftstrotzenden jungen Männern Mitte zwanzig abzuschätzen. “Jetzt, wo du davon anfängst …”
Abwägend ließ sie den Blick über den langen Tisch schweifen. Mit vereinten Kräften hatten sie das Ungetüm aus dem Arbeitsbereich des Lofts, den Macy und Lauren bewohnten, herbeigeschleppt, und Lauren hatte es mit einer farbenfrohen Decke in eine prächtige Tafel verwandelt. Diese bog sich unter Schüsseln und Platten voller Köstlichkeiten aus der texanisch-mexikanischen Küche: Pico de gallo, ein Gemüse-Frucht-Salat, Zwiebeln, Tomaten und grüner Salat, um Fajitas, gefüllte Pfannkuchen, zuzubereiten, geriebener Käse und ein scharfer mexikanischer Eintopf mit Bohnen und Paprika. Auf dem Boden stand eine altmodische Zinkbadewanne, in der Dutzende Flaschen Bier – Corona, wie es sich für eine richtige Tex-Mex-Party gehörte – auf Eis lagerten, und draußen auf dem Grill brutzelten Hähnchenkeulen und Shrimps.
Macy wiegte nachdenklich den Kopf. “Haben wir genug zu trinken? Cocktails vielleicht? Soll ich Margaritas vorbereiten?”
Lauren verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, dass die blonden Haare flogen. “War nur ein Scherz, Macy! Wir müssen mindestens eine Woche lang von Resten leben.”
“Nichts dagegen!” Macy angelte ein kleines Stück Tomate von einem Teller und steckte es in den Mund. “Du kennst meine Schwäche für mexikanische Küche. Wenn es nach mir ginge, könnten wir uns monatelang von nichts anderem ernähren.”
“Du hast gut reden! Aber sieh mich mal an: Eine Woche Salsa und Bohnen und meine Hüften gehen auseinander wie …”
“Jetzt mach aber einen Punkt, Lauren! Millionen von Frauen würden alles drum geben, eine Figur wie deine zu haben. Deine Oberweite …” Vielsagend strich Macy über ihr knallrosa T-Shirt und warf mit gut gespielter Verzweiflung einen Blick in ihren Ausschnitt. “Da fällt mir ein, dass wir die Avocadocreme vergessen haben. Tex-Mex ohne Guacamole – undenkbar!”
Lauren, die gerade mit Messern in der einen und Gabeln in der anderen Hand hinter dem Küchentresen hervortrat, sah die Freundin verblüfft an. “Du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass du an Avocados denken musst, wenn du in deinen Ausschnitt starrst, oder Macy?”
“Schön wär’s! Nein, was es da zu sehen gibt, erinnert eher an Trauben, bestenfalls an Limonen.” Macy streifte das T-Shirt glatt und rückte ein paar Schüsseln näher zusammen, um Platz für das Fleisch zu schaffen, das noch auf dem Grill draußen auf der Dachterrasse schmorte. “Und auch das nur dank der Push-up-BHs von Kinsey. Trotz Firmenrabatt habe ich inzwischen ein kleines Vermögen in diese Dinger investiert.”
“Meinst du wirklich, das Geld ist sinnvoll angelegt?”, fragte Lauren mit einem spöttischen Unterton. “Ich kann beim besten Willen nichts entdecken, was man anheben könnte.”
Macy streckte der Freundin die Zunge heraus. “Die Push-ups sind doch alle noch nass. Die Partyvorbereitungen haben mich so in Atem gehalten, dass ich erst vor einer halben Stunde dazu gekommen bin, die Dinger einzuweichen.”
“Aha! Das erklärt die lächerlichen Fummel, die mein Bad unter Wasser setzen!” Lauren ordnete das Besteck neben den Tellern an und hastete zurück in die Küche.
“Mein Bad wird doch von den Gästen benutzt, deswegen habe ich die BHs bei dir aufgehängt. Ich wollte verhindern, dass mir ein x-beliebiger Mann an die Wäsche geht.”
“Dann sind sie bei mir absolut sicher. Abgesehen von Anton hat keiner der Gäste einen triftigen Grund,
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