Alien Earth - Phase 1
machen wir sie fertig. Und dann … rennen wir nicht weg. Die Wärter, sagt Charlie, können die GenMods selbst nicht ausstehen. Werden froh
sein, dass wir sie erledigt haben. Und dann kriegen wir die Plätze der GenMods. Mit unseren Stangen sind wir genauso gut wie die GenMods. Besser, sagt Charlie, wir haben nämlich Gehirn im Kopf. Und dann soll uns noch einer blöd kommen!
Mama, Papa, ich … ich … ach, macht Euch keine Sorgen um mich!
Euer Pitbull*
* Das ist mein neuer Name. Charlie hat ihn mir gegeben. Er sagt, dass ich nie wieder meinen alten gebrauchen darf.
KAPITEL 12
Es war kein übler Zug, fand Wieselflink, als er sich wieder in der Gewalt hatte. Und dieser Fischer war eigentlich kein übler Kerl. Nur: beide - Zug wie Mann - waren wunderlich. Und bedrohlich.
Der Zug: insgesamt 14 Wagen, die Türen - mit Ausnahme der Schiebetür des Abschlusswagens - verschweißt, die Fenster versiegelt. Angehängt an eine Lok aus dem vorigen Jahrhundert. Eine 111er, von den Nomaden gern gesehen. 111er waren alt, aber zuverlässig. Mit einer 111er blieb das Risiko im Rahmen. Die Verteidigungsbezirke hatten selten genug Geld, um Fahrstrom zu bezahlen, und andere Prioritäten; das Ministerium hatte spätestens nach seiner Umstrukturierung keine Mittel mehr, die Kompetenzen und Zuständigkeiten überlappten. Es konnte Wochen dauern, bis sie geklärt waren und ein liegen gebliebener Zug geborgen wurde. Wochen, in denen kein oder nur geringer Proviant durchkam, geschweige denn Trinkwasser.
Fischer: ein Wirbelwind mit Computerunterstützung. Ein drahtiger, alter Mann mit kurzen grauen Haaren. Kein Augenblick verging, ohne dass er nicht ungeduldig von einem Bein aufs andere getreten wäre, als müsse er sich beherrschen, um nicht auf der Stelle weiterzurennen. Immerzu spielten die Finger seiner rechten Hand auf dem Touchscreen seines implantierten Unterarmcomps. Und was immer er sonst tat: Er redete.
»Hier, trink!« Fischer hielt ihm eine Flasche entgegen, als Wieselflink mit zitternden Knien in den Wagen trat. »Dein Flüssigkeitshaushalt dürfte deutlich unter dem Optimum liegen.
Mit einem Halsband-Schlag ist nicht zu spaßen. Als Angehöriger des Großen Packs ist es deine Pflicht, deine Gesundheit zu erhalten und zu fördern.«
Wieselflink starrte den alten Mann nur an. Eben hatte man ihn mit Dutzenden anderen Nomaden aus dem Zug werfen wollen, und jetzt …
»Nimm schon. Niemand will dich vergiften. Es ist Wasser. Der optimale Flüssigkeitsspender.«
Wieselflink nahm die Flasche und trank. Ja, es war Wasser. Aber kein Nomadenwasser. Nomadenwasser hatte immer einen Beigeschmack. Von nachlässig überdosiertem Chlor, wenn ein Arbeiter sich nicht die Mühe gemacht hatte, das Wasser für die Überschussmenschen korrekt aufzubereiten. Nach Schlamm und Krankheit, wenn der Arbeiter sich die Aufbereitung gespart hatte und die Chlorlösung auf dem Schwarzmarkt gegen Nützlicheres getauscht hatte. Fischers Wasser war anders. Es schmeckte herrlich nach nichts, frisch. Wie das Wasser, das Wieselflink in seinem früheren Leben in Flaschen gekauft und getrunken hatte, ohne je einen Gedanken an sein Glück zu verschwenden.
»Gut, nicht?«, bemerkte Fischer, der Wieselflink genau beobachtete. »Es ist Regenwasser. Wir fangen es über Rinnen auf. In den letzten zwölf Monaten ist es uns gelungen, durchschnittlich über ein Drittel unseres Wasserbedarfs durch eigene Anstrengungen zu decken. Ein Ergebnis, das sich durchaus noch übertreffen lässt. In den nächsten zwölf … ach, egal.« Fischer brach ab. Wieselflink kam er vor wie ein Mann, der vom Eifer getragen über das Ziel hinausgeschossen war und sich nun über sich selbst ärgerte.
Wieselflink trank die Flasche zur Hälfte leer. Fischer hatte recht, er war durstig. Er hatte es bislang nicht bemerkt. »Regenrinnen«, sagte er. »Ich wusste nicht, dass das Ministerium es Nomaden erlaubt, an den Außenseiten der Wagen Arbeiten vorzunehmen.«
»Du weißt vieles nicht.« Es klang wie ein Verweis, aber es war keiner. Fischer musterte ihn mit einem Anflug von Respekt.
»Aber du scheinst mir ein kluger Kopf zu sein. Und Elektriker, sagst du?«
»Ja, Elektriker«, bestätigte Wieselflink. Wieso fragte Fischer? Er hatte einen Knopf im Ohr, einen Rechner im Arm und trat auf, als gehöre der Zug samt seinen Insassen ihm persönlich. Fischer musste den Männern in der Uniform die Anweisung gegeben haben, ihn zu verschonen.
»Kluger Kopf und Elektriker … ich bin
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