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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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eine merkwürdige Weise genoss, Eustace beim Öffnen der Verpackungen zuzusehen. Es war abstoßend und imponierend zugleich.
    Mit den Zähnen gelang es Eustace, die nächste Folie aufzureißen. Er stopfte den Hotdog in den Mund. Nach zwei, drei Bissen war er verschwunden. Mit einem tiefen Schluck aus einer XXXL-Flasche Cola spülte Eustace nach.
    Einige weitere Packungen Hotdogs, Kekse und Chips später rülpste der Leibwächter. Er trank einen letzten Schluck Cola, betrachtete einen Moment lang die leere Flasche mit einem beinahe verliebten Blick und warf sie mit demonstrativer Lässigkeit über die Schulter. Dann wandte er sich seinem Herrn zu, lächelte ihn mit dem perfekten, leuchtend weißen Gebiss an, das nicht zu seinem geschundenen Körper passen wollte, und stürzte sich auf das Nächste, was er begehrte: François.
    François kippte nach hinten weg. Holz splitterte, als der Stuhl unter der Wucht des Aufpralls in die Brüche ging, die Lehne bohrte sich schmerzhaft in seinen Rücken. Er schrie auf. Eustace kümmerte es nicht. Der Leibwächter rollte ihn herum, schleuderte die Reste des Stuhls mit solcher Kraft davon, dass sie gegen die Panzerscheiben prallten, die auf Freetown
blickten, und machte sich über François her. Er riss ihm die Kleider vom Leib, entledigte sich seiner eigenen und verschlang ihn. Eustace tat es mit derselben Leidenschaft, mit der er gegessen hatte: schnörkellos, auf den bloßen Akt reduziert. Mit einem gemeinsamen Aufschrei kamen sie.
    Anschließend folgte der Teil, den François am meisten schätzte: Eustace schlief ein.
    Ohne Übergang verließ seinen Liebhaber die Spannung. Der Körper, eben noch so hart wie der Steinboden der Halle, erschlaffte. François arbeitete sich unter ihm hervor, achtete darauf, Eustaces Kopf sanft auf dem Boden abzulegen. Er schlich hinunter in das Bad und wusch sich. Dann füllte er einen Eimer mit lauwarmem Wasser und trug ihn zu Eustace, der unverändert, als wäre er tot, an Ort und Stelle lag, und wusch ihn.
    Eustace besaß den faszinierendsten Körper, den François je berührt hatte. Zu klein geraten, weil er als Kind niemals genug zu essen gehabt hatte, und das Wenige, was er bekommen hatte, nie das enthalten hatte, was er zum Gedeihen benötigte. Verstümmelt, weil in dem dreißigjährigen Bürgerkrieg Sierra Leones sich die Macheten, mit denen die Menschen einander geschlachtet hatten, unweigerlich auch gegen die Krios gerichtet hatten, jene Volksgruppe, der Eustace angehörte. Geschunden, weil keine der sogenannten Armeen, für die Eustace gekämpft hatte, es sich hatte leisten können, auch nur einen Gedanken an das Wohlergehen ihrer Soldaten zu verschwenden.
    François tauchte den Schwamm in das Wasser, drückte ihn aus und wusch den Schweiß ab, der in Perlen auf Eustaces Stirn stand. Die breite Narbe, die sich von der Stirn schräg über den Kopf zog, betupfte er vorsichtig. Sie war so empfindlich, dass Eustace sich im Schlaf aufbäumte, wenn er zu fest drückte.
    Der Dank, den Eustace vor jedem Essen flüsterte, war angebracht: Hätte Jan damals nicht beschlossen, das Hauptquartier der Human Company nach Westafrika und in das zu
verlegen, was von Sierra Leone und seiner Hauptstadt Freetown übrig gewesen war, Eustace wäre längst tot. Von Machetenhieben zerstückelt, von der Salve eines TAR-21 zerfetzt oder einfach an einer der Krankheiten verendet, die in den verseuchten Brunnen und Wasserläufen des Landes gediehen. Den verschiedenen Aidsstämmen, die Afrika entvölkerten, hatte Eustace widerstanden. François hatte den Leibwächter vor ihrer ersten Nacht untersuchen lassen. Die Ärzte hatten eine Vielzahl von Antikörpern gefunden, die Eustaces Körper eigenständig entwickelt hatte. Daraufhin hatten sie ihn eine Woche lang zur Ader gelassen, um ihm schließlich noch ihre eigenen Antikörper zu spritzen und François ein Attest zukommen zu lassen, das einem Freibrief gleichkam.
    François tauchte den Schwamm erneut ein, widmete sich dem restlichen Körper. Dem Arm, der in einem bleichen, unregelmäßigen Stumpf endete. Dem von Junkfood aufgeblähten Bauch, der innerhalb von Stunden zu seiner üblichen Straffheit zurückfinden würde. Den Schenkeln, die man beide durchschossen hatte.
    Eustace war hässlich, eine Gestalt aus einem Albtraum. Die ganze Hässlichkeit des Daseins hatte ihn gezeichnet. Was zog ihn, François Delvaux, den Mitgründer der Human Company, den Freund des Schönen im Leben, daran an? Er hätte den widerwärtigen

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