Alien Earth - Phase 3
daran nicht?«
»Wie kann man so etwas über den verehrten Jan de Hart sagen?«
»Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Ansichten.«
»Aber das ist gelogen.«
»Sagst du.«
»Ich weiß, dass es gelogen ist.«
»Ich auch.«
»Wieso unternimmst du dann nichts dagegen? Sie ziehen Jan de Hart in den Schmutz!«
»Ich weiß. Aber ich kann nichts dagegen tun.«
»Wieso nicht? Die Aliens sind deine Freunde.«
»Verbündete. Und nicht meine, sondern die der Company.«
Eustace zuckte die Achseln. »Nenn sie, wie du willst. Sie sollen dir helfen.«
»Das ist nicht so einfach.«
»Die Aliens sind von den Sternen zu uns gekommen. Ihre Seelen können von Körper zu Körper springen.«
»Das ist wahr. Aber es gibt Dinge, die auch ihnen unmöglich sind.«
Eustace erwiderte nichts, aber es war ihm anzusehen, dass er François nicht glaubte. Er klickte den anstößigen Text weg; die Worte stammten von einer der vielen angeblich unabhängigen Sites, die die Aliens und alles, was mit ihnen im Bunde stand, verteufelten. Mit wenigen Ausnahmen waren sie - offen oder im Verborgenen - von den USAA finanziert.
Der Leibwächter las weiter, klickte sich von Site zu Site mit einer Geschwindigkeit, die François immer noch verblüffte. Schließlich stellte Eustace die Frage, die er jedes Mal stellte: »Wieso ist die Company nach Freetown gekommen?« Es war, als könne er immer noch nicht glauben, dass er errettet worden war.
François gab ihm stets dieselbe ehrliche Antwort: »Weil Jan es so gewollt hat.«
»Wieso wollte Jan de Hart es?« Eustace sagte immer Jans ganzen Namen und immer mit Ehrfurcht.
»Weil Jan an das Gute im Menschen glaubte«, antwortete François und wünschte sich im Stillen, dass Jan in seinem
Denken und Handeln weniger konsequent gewesen wäre. Dann wäre der Attentäter nie zu ihm durchgekommen, und er würde noch leben. »Und weil er glaubte, dass es keinen besseren Ort für unsere Zwecke gab als Freetown.«
Eustace nickte ernst, als bedeute ihm François’ Aussage die Welt. Was sie auch tat. Jan de Hart, der Mitgründer der Human Company, war sein Retter. Niemand konnte jemals an Jan heranreichen. Aber Jan war tot, also, so schien es François, hielt sich Eustace an das Nächstbeste: seinen Ex-Partner.
Der Leibwächter hob wieder den Kopf und fragte: »Wieso traust du den Aliens?«
»Wie kommst du darauf, dass ich den Seelenspringern vertraue?«
»Ihr Anführer war hier«, sagte Eustace. »Ich habe ihn gesehen. Du hast Abmachungen mit ihm getroffen. Die Company hilft den Aliens.«
»Woher willst du das wissen?« François teilte vieles mit dem Leibwächter, aber eines niemals: Company-Angelegenheiten.
»Alle wissen es. Die Straßen der Stadt sind voll von Leuten, und jeder weiß es.«
François überlegte einen Augenblick. Dann sagte er: »Nehmen wir an, es ist so. Stört dich das?«
»Ja. Ich traue diesem Pasong nicht.«
François ebenso wenig. In diesem Raum, in dem er und Eustace ihre Nächte verbrachten, hatte er dem Anführer der Aliens gegenübergestanden. Er hatte gelernt, dass Pasong nicht nur über zahllose Körper verfügte, sondern auch über mindestens ebenso viele Gesichter.
»Wieso nicht?«, fragte er den Leibwächter.
»Mir gefällt nicht, was er tut.«
»Was weißt du darüber?«
»Nicht viel. Du sagst mir ja nichts. Aber …«
»Aber …?«
»Ich habe Augen im Kopf. Es sind einfach zu viele.«
»Zu viele was?«
»Gewehre.« Eustace zeigte auf den Eingang der Halle, wo er sein TAR-21 gegen die Wand gelehnt hatte. »Es ist nicht gut. Es sind zu viele Leute in der Stadt. Und zu viele haben Gewehre. Ganz neu und glänzend und mit viel Munition. Das macht mich unruhig.«
François erging es nicht anders. Das war nicht, was er gewollt hatte. Jan und er hatten die Human Company zu zwei Zwecken gegründet: um friedlichen Kontakt zu den Aliens herzustellen und um zu beweisen, dass eine Welt ohne Gewalt möglich war. Der friedliche Kontakt zu einer Fraktion der Aliens - den Seelenspringern - war hergestellt. Mehr noch: Die Seelenspringer hatten sich mit der Company verbündet. Unter ihnen, in den Labors der Stadt, arbeiteten Menschen fieberhaft daran, das Know-how beider Seiten zu verschmelzen. Doch das Bündnis hatte einen Preis: Waffen. Täglich erhöhte sich die Zahl der Gewehre, die Pasong im Auftrag der Company fertigen und verteilen ließ. Heute Morgen hatten sie die 500-Millionen-Marke erreicht.
»Mir auch nicht«, sagte François. »Aber es muss
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