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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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halten Sie also nichts von meiner Theorie.«
    »Oh, doch. Sind Sie so weit, Wiggins?«
    Sein Sergeant war wieder bei den Schuhen und machte ein grüblerisches Gesicht.
     
    »Was halten Sie von dieser Absatz-Geschichte? Hat die bloß mit ihrem Schuhtick zu tun?«
    »In der Sammlung steckt ein Haufen Geld. Achtzig Paare
habe ich gezählt. Sagen wir, fünfhundert bis eintausend pro Paar, dann wären wir bei etwa sechzigtausend.«
    Jury lächelte. »Sie haben sie gezählt. Ich dachte, Sie hätten sie bloß bewundert.«
    »Ach, woher. Das hier« – er deutete auf seinen Kopf, mutmaßlich das Gehirn – »ist immer ordentlich am Laufen. Wohin als Nächstes?« Wiggins testete die Beschleunigung, indem er das Gaspedal einmal kurz durchdrückte.
    »Zu den Rexroths. Den Leuten, die die Party veranstaltet haben. Ist nicht weit von hier, an der gleichen Straße wie das Pub, nur ein Stückchen weiter.«
    Beim Losfahren sagte Wiggins: »Apropos Schuhe …«
    Jury verdrehte die Augen. Schon wieder?
    »Also, ich habe eine Freundin, die in den Strassdingern hinreißend aussehen würde.«
    Jury wusste gar nicht, dass Wiggins eine »Freundin« hatte, geschweige denn eine Freundin, die in Strass hinreißend aussehen würde.
    »Ein Detective Sergeant verdient doch nicht so viel Geld«, fuhr Wiggins fort.
    »Nein, aber offensichtlich hat die Familie seiner Frau so viel Geld.«
    »Aha.« Wiggins runzelte die Stirn und fuhr weiter.

33. KAPITEL
    Sie trafen Kit Rexroth allein zu Hause an. Tip, ihr Gatte, war abwesend und im Finanzdistrikt mit all jenen Finanzhexereien beschäftigt, die die beiden reich gemacht hatten.
    Wiggins förderte seinen Dienstausweis zutage und hielt ihn Kit so dicht vor die Nase, dass sie ihn hätte küssen können.
    »Gibt’s denn noch etwas, Superintendent? Mir fällt gar nichts ein, was wir Ihnen an dem Abend letzthin nicht schon gesagt hätten. Wollen Sie sich setzen? Nehmen Sie einen Tee?«
    Die Frage war ihr kaum über die Lippen gekommen, als Wiggins sie auch schon freudig bejahte.
    »Nur, wenn es keine Umstände macht«, fügte Jury hinzu und genoss den anklagenden Blick, den er von seinem Sergeanten erntete. Verräter!
    »Mir nicht, ich muss ihn ja schließlich nicht zubereiten.« Vom Tisch zwischen ihnen nahm sie ein winziges Glöckchen.
    Jury hatte eigentlich angenommen, dass Dienstbotenglocken ins Reich der Märchen gehörten, was jedoch offensichtlich nicht der Fall war. Ein Hausmädchen trat ein, als hätte sie hinter der Tür bereits gewartet. Kit bestellte Tee und ein paar von »diesen kleinen Kuchen, die die Köchin immer hortet«.
    Eine leichte Verbeugung. Und ab.
    Hier lebte der englische Landhaus-Mythos noch immer fort. Doch eigentlich gab es den ja gar nicht mehr. Das Personal hatte seine Unzufriedenheit tunlichst zu verbergen – was diesem Hausmädchen allerdings nicht so recht gelang. Es sah aus, als hätte es in eine Zitrone gebissen. Ob sie wohl in den Tee spucken würde?

    »Was gibt es denn, Superintendent?«
    In ihrem Ton war nichts Feindseliges, bloß ehrliche Neugier.
    »Ihre Feier, Mrs. Rexroth …«
    Sie wandte nachdenklich den Blick ab. »Sie meinen in der Mordnacht? Und ob ich die junge Frau gesehen hätte? Ob sie hier war?«
    »Nein, das haben Sie ja schon beantwortet. Es geht um einen anderen Gast: Harry Johnson.«
    »Harry Johnson.« Wieder dieser nachdenkliche Blick. »Ich glaube nicht… es waren ja so viele Leute hier, wie Sie wissen, Freunde meines Mannes und auch Freunde von Freunden.«
    »Sie behaupten aber, die Tote sei nicht unter den Gästen gewesen.«
    »Nein. Ich hätte sie bestimmt wiedererkannt, wenn sie hier gewesen wäre. Eine sehr auffallende Frau. Aber dieser Harry Johnson …«
    »Er stand auf Ihrer Gästeliste. Er ist groß, etwa meine Größe, sehr blond, sehr blauäugig. Er sagt, Ihr Mann würde oft in einem Pub in der City namens Old Wine Shades zu Mittag essen.«
    Sie rieb sich das Kinn mit den Fingerspitzen, kniff die Augen zusammen. »Ich kann Tip ja mal fragen.«
    »Johnson sagt, er war hier, er würde Sie kennen, wenn auch nur flüchtig.« Wieso sollte er in einer Sache lügen, die so einfach nachzuprüfen war? Vielleicht, weil es doch nicht so einfach war. Er sei lediglich eine Stunde hier gewesen, hatte Harry gesagt. In Anbetracht der Vielzahl von Gästen hätte es durchaus sein können, dass seine Gastgeber ihn nicht gesehen hatten. Sie waren lässige, lockere Leute, fast etwas unverbindlich. Nun, wenn Kit unverbindlich war, konnte Harry noch

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