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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Jury: »Wir alle begreifen so etwas wahrscheinlich erst, wenn es zu spät ist. Das liegt nicht an Ihnen, es ist unvermeidlich. Menschen sind nun mal so.« Er schwieg eine Weile. »Das ist also Kates ganze Verwandtschaft?«

    Sie nickte. »Und jetzt gibt es bloß noch mich. Vielleicht auch ein Grund, weshalb Kate mich so oft besuchen kam.« Sie fuhr sich mit der Hand an die Stirn. »Ach, ja.«
    Jury ließ sie einen Moment in Ruhe, dann fragte er: »Was ist mit Männern? Gab es denn einen ganz speziellen?«
    »Sie hat nie was gesagt. Nein, von einem Mann hat sie nichts erzählt. Ich sagte zu ihr, ›Katie, geh doch aus, amüsier dich ein bisschen‹. Dann lachte sie bloß und sagte, ›Ich habe noch keinen gefunden, der sich eine halbe Stunde mit einem Buch hinsetzt und dabei nicht nervös wird‹. Ich weiß auch nicht, was sie damit sagen wollte. Ich weiß aber, dass Kate eine eifrige Leserin war, sie liebte Bücher. Ihr Lieblingsladen in London war Waterstone’s, die große Buchhandlung an der Piccadilly.«
    Myra hielt plötzlich inne und musterte die beiden voller Unruhe. »Wollen Sie damit andeuten … was meinen Sie damit? Dass es ein Bekannter von ihr war? Sie war fein angezogen, sagten Sie. Wie zu einer Verabredung? Aber wieso wollte sie dann hierherkommen?«
    »Es kann doch sein«, sagte Wiggins, »dass sie sich von demjenigen verabschiedet hat – und dann herkam.«
    »Dann war es aber kein Fremder. Dann muss er mit ihr hergekommen sein. Das ist furchtbar, ganz furchtbar. Es ist, als wäre es hier vor meiner Tür passiert.«
    »Es könnte jemand gewesen sein, der wusste, wohin sie ging. Deshalb müssen wir wissen, was für Freunde sie hatte.«
    Jury fand, dass sie hier fertig waren, vorerst jedenfalls. Er nahm eine Visitenkarte aus der Brusttasche und gab sie ihr. »Rufen Sie mich jederzeit an, wenn Ihnen noch etwas einfällt, was wichtig sein könnte.«
    Wiggins steckte sein Notizbuch weg und stand ebenfalls auf, nicht ohne seine Teetasse ein letztes Mal zu erheben und sie vollends auszutrinken. »Besten Dank auch dafür, Mrs. B.« Er deutete auf das Tablett.
    »Das haben Sie doch zusammengerichtet, Mr. Wiggins. Kommen
Sie mal wieder vorbei, wenn Sie ein Weilchen Zeit haben.« Sie begleitete die beiden Männer an die Tür.
    »Könnte ich machen.« Er lächelte sie an. »Vielleicht schau ich einfach mal vorbei.«
    Da war er wieder, dachte Jury, der alte Wiggins.

37. KAPITEL
    Mungo wollte wissen, wieso Harry die Transportkiste für Katzen hervorgeholt hatte – oder vielleicht für Hunde? Das konnte er aber vergessen. Mungo hatte nicht vor, irgendwo hinzugehen. Die Box stand auf dem Sitzbänkchen vorm Klavier. Mungo beäugte sie argwöhnisch. Ihm war klar, dass Harry wusste, dass zwei Katzen im Haus waren. Einer davon hatte er ja das Bändchen angelegt. Und zwar, vermutete Mungo, um sie auseinanderhalten zu können. Das Ganze war ziemlich verwirrend.
    Er zog Elfchen aus der untersten Schublade und trug ihn im Wohnzimmer umher, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. Vielleicht gelang es ihm, die Klappe an der Sitzbank am Fenster hochzuheben und das Katzenjunge da hineinzuwerfen. Bloß dass Morris schon auf der Bank lag, wie ein Brotlaib sah sie aus.
    Warum machst du das?, sagte Morris.
    Es hilft mir beim Denken, erwiderte Mungo. Stimmte gar nicht. Mungo machte es einfach zum Spaß. Elfchen zischte und fauchte und streckte die winzigen Pfötchen von sich. Das war seit ein paar Wochen jetzt das Neueste.
    Davon komme ich aber nicht nach Hause, sagte Morris.
    Mungo starrte die Katze an und schüttelte den Kopf (und Elfchen gleich mit dazu). Nichts als Gejammer, seit letzten Abend im Old Wine Shades nur Gejammer. Er gab die Suche nach einem neuen Versteck auf und ließ Elfchen einfach in den Kohlenkasten plumpsen. Der kleine Kater war so schwarz wie die Klumpen um ihn herum. Zum Piepen! Ich kapier das einfach
nicht, sagte Mungo. Die Spürnase hätte es längst ausklamüsern müssen. Der ist doch schlau, war er zumindest mal.
    Überleg doch: Es hätte einen Gedankenleser gebraucht, um uns auf die Schliche zu kommen. Glotz, glotz, glotz, hast du gesagt. Wie sollte die Spürnase daraus schlau werden? Morris ließ den Kopf auf die ausgestreckten Pfoten sinken (eine Haltung, die sie sich von Mungo abgeschaut hatte). Ich will einfach bloß nach Hause.
    Immer dieses Geheul und Gejammer. Seine Krallen klickten auf dem Parkettboden, während Mungo auf und ab trottete und dann plötzlich stehen blieb, als er es in der

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