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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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aus unserem Haus verschwanden. Ein bisschen viel auf einmal. Besonders für jemanden, der noch nicht mal zwölf ist.
    Ich musste das nacheinander machen. Alles immer schön der Reihe nach. Erst ganz langsam und dann mit ’nem Ruck. (Danke, Oma!) Ich beschloss, erst mal das Mama-und-Papa-Versöhnungsprogramm zu starten. Vielleicht löste sich das WG -Problem dann von selbst. Denn wenn Papa wieder nach Hause zurückkam, war kein Platz mehr für Gesa und die Nebelkrähe.
    Ich fand, dass das gute Aussichten waren, und lief pfeifend zur Eisdiele. Dort war bei dem schönen Wetter natürlich die Hölle los und draußen gab es keinen einzigen freien Tisch mehr. Ich holte mir eine Waffel mit einer Kugel Vanilleeis und setzte mich auf eine Bank. Dabei behielt ich die Tische im Auge, falls einer frei wurde. Ich war immer noch eine halbe Stunde zu früh, aber das machte nichts. So hatte ich wenigstens genug Zeit, um mir zu überlegen, worüber ich mit Bastian reden konnte. Nicht, dass wir uns nachher die ganze Zeit nur schweigend gegenübersaßen. Das wäre wirklich ziemlich peinlich.
    Ob ich Bastian von dem Durcheinander bei uns zu Hause erzählen sollte? Nein, lieber nicht. Zumindest nicht gleich beim ersten Treffen. Vielleicht bekam er dann einen Schreck und dachte, dass ich genauso merkwürdig war wie meine Eltern. Und das stimmte natürlich nicht. Deswegen war es sicher besser, erst mal über etwas anderes zu reden. Zum Beispiel über das Schwimmtraining. Dabei konnte doch eigentlich nichts schief gehen, oder?
    Um Viertel vor drei wurde ein Tisch unter einem Sonnenschirm frei. Ich sprang sofort auf und rannte los. Gerade noch rechtzeitig, denn von der anderen Seite stürzte schon ein älteres Ehepaar herbei. Kurz bevor der Mann den Tisch erreicht hatte, ließ ich mich auf einen der beiden Stühle fallen, die rechts und links vom Tisch standen.
    »Tut mir Leid, hier ist schon besetzt«, sagte ich.
    Der Mann warf mir einen wütenden Blick zu und murmelte etwas, das wie »unmöglich, diese Jugend von heute« und »keinen Funken Benehmen« klang. Ich fand ja, dass er selbst Schuld hatte, wenn er so langsam war. Aber das sagte ich lieber nicht laut.
    Der Kellner hatte alle Hände voll zu tun. Bis er zu meinem Tisch kam, war es schon kurz vor drei. Ich hielt nach Bastian Ausschau. Er musste jetzt eigentlich jeden Moment auftauchen.
    »Pronto?«
, fragte der Kellner. Er holte einen Block aus seiner Schürze und zückte seinen Kugelschreiber.
    Ich schaute schnell auf die Getränkekarte und sagte: »Äh – ein kleines Mineralwasser, bitte.« Das war das Billigste. »Ich warte noch auf jemanden.«
    Ha, das klang gut! Wie bei einer richtigen Erwachsenen-Verabredung.
    Der Kellner nickte und verschwand in dem Gewühl zwischen den Tischen.
    Die Rathausuhr schlug drei Mal. Jetzt musste Bastian gleich kommen. Ich spielte ein bisschen mit dem Aschenbecher herum, der vor mir auf dem Tisch stand. Bis er mir durch die Finger glitt und zu Boden fiel. Klirr! Ich tauchte unter den Tisch und hob ihn auf. Zum Glück war er nicht kaputtgegangen. Vorsichtig stellte ich ihn wieder vor mich hin. Dabei merkte ich, dass meine Hand zitterte.
    Es war nicht zu leugnen: Ich war aufgeregt wie die Hölle. Kaum hatte ich das festgestellt, ärgerte ich mich auch schon darüber. Ich schüttelte meine Hand aus, damit sie mit dem Zittern aufhörte. So wichtig war die Verabredung mit Bastian nun auch wieder nicht. Ich fand es zwar nett, dass wir zusammen Eis essen gingen, aber das war’s auch schon. Es war keine Sache auf Leben und Tod. Es gab viele Dinge, die mir wichtiger waren. Zum Beispiel …
    Blöderweise fiel mir gerade nichts ein.
    Je länger ich wartete, desto nervöser wurde ich. Am liebsten hätte ich ein bisschen an meinem Daumennagel geknabbert. Das mache ich immer, wenn ich aufgeregt bin. Aber wie sah denn das aus, wenn Bastian gleich um die Ecke bog und ich Fingernägel kaute? Sicherheitshalber schob ich beide Hände unter meinen Po und setzte mich drauf. Nicht, dass ich aus Versehen doch noch anfing, auf meinen Nägeln herumzukauen. Manchmal mache ich das ganz automatisch und merke es nicht einmal.
    Es wurde fünf nach drei, zehn nach drei, Viertel nach drei. Das Mineralwasser, das mir der Kellner gebracht hatte, hatte ich ausgetrunken – und immer noch keine Spur von Bastian. Wo blieb er bloß? Vielleicht hatte sein Fahrrad einen Platten und er musste laufen. Oder er kriegte sein Schloss mal wieder nicht auf. Oder seine Uhr ging falsch. Ich

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