Alle Lust der Welt
wichtigsten war, sie redeten seit langer Zeit wieder miteinander.
“Du denkst an ihn, nicht wahr?” brach die Stimme ihres Vaters das Schweigen.
Kit sah alarmiert auf und schüttelte den Kopf. “Nein, eigentlich habe ich über uns nachgedacht.”
“Über uns?” Ihr Vater zog eine Augenbraue hoch und begann, das Monopoly-Spiel zusammenzuräumen.
“Ja, über uns.” Kit biss sich auf die Lippe und nickte. „Es hat gut getan, so viel Zeit mit dir verbringen zu können.”
“Du hast also herausgefunden, dass ich doch nicht so schlimm bin, hm?”
Michael schenkte ihr ein trauriges Lächeln. “Ich verstehe, was du mir sagen willst, Katherine. Ich bin immer weg gewesen. Deine Mutter hat mir oft gesagt, dass dein auffälliges Benehmen nur ein Mittel wäre, mit dem du versuchst, meine Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.”
“Darüber habe ich auch nachgedacht”, gab Kit zu. Sie nahm den Deckel des Spiels und legte ihn auf die Schachtel. “Und wahrscheinlich hatte Mutter Recht.”
“Du warst immer mein kleines Mädchen.” Ihr Vater sah sie ernst an. “Ich wollte immer nur das Beste für dich, und ich habe mir eingeredet, dass ich allein wüsste, was das Beste für dich wäre. Aber vielleicht ist es an der Zeit, dass ich dich endlich erwachsen werden und dich deine eigenen Entscheidungen fällen lasse.”
“Irgendwann muss ich damit anfangen.” Kit legte eine Hand auf die ihres Vaters. “Du kannst mich nicht für immer vor der Welt beschützen. Und, glaube mir, ich schaffe es schon, allein zurechtzukommen. Schließlich habe ich den besten Vater der Welt, der mir alles mit auf den Weg gegeben hat, was ich dazu brauche.”
„Ist das deine Art mir zu sagen, dass du Blaine nicht heiraten willst?” Ihr Vater lächelte liebevoll.
“Ich wollte Blaine noch nie heiraten. Ich habe Blaine nie geliebt, wie man seinen Ehemann lieben sollte. Er ist eher wie ein Bruder für mich.”
“Dann sag mir jetzt eines. Liebst du ihn?”
“Wen?” fragte Kit.
“Den Mann, den du auf der Kreuzfahrt kennen gelernt hast. Den Mann, mit dem du einfach auf und davon bist. Diesen Joshua Parker.”
Kit zögerte. Vielleicht würde es den Schmerz in ihrer Brust ein wenig lindern, wenn sie die Wahrheit gestand. “Ja, aber leider liebt er mich nicht.”
“Woher weißt du das?”
“Wir sind im Streit auseinander gegangen, und er hat seitdem nicht mehr angerufen. Außerdem habe ich in der Zeitung ein Bild von ihm mit einer anderen Frau gesehen.”
“Also hast du dich entschlossen, ihn zu vergessen.”
“Ja.” Kit nickte. “Ich habe einige Male versucht, ihn anzurufen, aber ihn nie erreicht. Wahrscheinlich ist es das Beste so. Wir sind zu unterschiedlich.
Gegensätze mögen sich anziehen, bleiben aber selten zusammen.”
“Vielleicht hilft es dir, wenn du weißt, wann du wieder zu arbeiten beginnst.”
Kit sah ihren Vater überrascht an.
“Ja”, sagte ihr Vater schroff, offensichtlich fiel es ihm schwer, die Worte herauszubringen. “Du kannst sofort im neuen Jahr beginnen. Du wirst ein eigenes Büro bekommen, hast Mitspracherecht bei der Auswahl der Themen und kannst sogar unter eigenem Namen schreiben.”
“Danke.” Sie konnte es kaum fassen, dass ihr Vater ihr plötzlich so viele Zugeständnisse machte.
“Ah, danke Eleni”, erwiderte Michael verlegen. “Sie hat mir ganz schön zugesetzt, weil ich ihre beste Reporterin hinauswerfen wollte.” Dann trank er einen Schluck Wasser und schaute Kit aufmerksam an. “Es wird mit der Zeit besser, glaub mir”, sagte er unvermittelt.
“Was?”
“Der Schmerz. Irgendwann kommst du über den Verlust hinweg. Glaube mir, ich weiß, wovon ich spreche. Deine Mutter zu verlieren Ar das Schrecklichste, was mir je passiert ist, aber die Zeit heilt alle Wunden.” Michael drückte ihr die Hand. “Glaube mir. Du musst nur Geduld haben.”
“Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, aber es ist Zeit für ihre Medizin und Ihr Bad, Mr. O’Brien. ” Die Krankenschwester hatte mit ihrer üblichen Effizienz den Raum betreten, und Kit lachte, als ihr Vater ein e Grimasse zog.
“Ich hatte doch gerade erst ein Bad. Habe ich mich denn so schmutzig gemacht?”
“Mr. O’Brien, ich bitte Sie, das war vor Tagen. ich handle strikt nach Anweisungen des Arztes.”
Kit beugte sich vor und hauchte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. “Ich werde dann später wiederkommen, Vater. Vielen Dank für das Gespräch.”
“Kit”, rief ihr Vater, als sie zur Tür hinausgehen
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