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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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war Bonifatius auch). Obwohl die Gelegenheit natürlich günstig wäre, wo doch jetzt der Trotta-Film läuft und läuft und läuft. Der Glanz des Trios Luxemburg-Trotta-Sukowa könnte so ein wenig auf Sie abstrahlen — käme ja vielleicht nicht ungelegen! Wollten Sie sich nicht in Ihrem Jubiläumsjahr ein neues Image verpassen, freundlich, entgegenkommend, anheimelnd undsoweiter? Sie wissen doch selbst, daß Männernamen da nicht die richtigen Assoziationen wecken. Wer fühlt sich schon warm und geborgen bei Atomphysikern oder bei verknöcherten Altvorderen wie Bonifatius, Erasmus, Gutenberg, Jakob Fugger oder Mercator! Statt Jakob Fugger bietet sich z.B. Agnes Bernauer an. Max Plancks knubbeligen Glatzkopf hatten wir auf einer Briefmarke und auf einer Zweimarksmünze; wir haben den Chauvi als Namenspatron zahlloser dubioser Forschungsinstitute — das reicht. Und Lise Meitner statt Otto Hahn wäre nicht nur fällig (als Wiedergutmachung), sondern auch gefälliger.
    Da nennen Sie den Wien-Intercity nach dem Luftikus Johann Strauß, wo es eine Maria Theresia gibt, Inbegriff warmherzigumsorgender Mütterlichkeit! Und der Tolle Bömberg Richtung Münster — also ich weiß nicht, mich erinnert das eher an rüde »Streiche« und an Bomben, kurz: an Terroranschläge. Empfehle daher dringend Umtaufe in Droste — und schon haben wir Ruhe, Klarheit, herbe Schönheit, mit einem Wort: Westfalen, wie wir eskennen und lieben. — Der bedrohlich klingende Drachenfels sollte besser Hildegard von Bingen heißen oder wenigstens Loreley. Nomen est Oma! Die Konkurrenz hat schon um die Jahrhundertwende begriffen, daß eine solche Kur Wunder wirkt: Mercedes ist ein weiblicher Vorname.
    In letzter Zeit sind Sie, verehrte Dame, leider gänzlich einfallslos geblieben — verständlich mit gut hundertfuffzig Jährchen auf dem Buckel, aber trotzdem ein unschöner, richtig lieblos wirkender Zug: Die sieben neuen ICs zwischen Bremerhaven/Bremen und Hannover heißen alle Weser-City, und die sechs zwischen Oldenburg und Hannover alle Oldenburg-City. Für Oldenburg hätte Helene Lange auf der Hand gelegen, für Hannover Hannah Arendt, Mary Wigman, Caroline Herschel, Grethe Weiser undso-weiter und für Bremen Paula Modersohn-Becker, Betty Gleim, Hedwig Heyl und und und.
    Am besten, wir setzen uns mal gemütlich zusammen und bringen Ihren altmodischen Laden Zug zum Zug auf Vorderfrau.

    1986

Freche Frauen machen müde Möpse munter

    Den deutschen Männern saß der Schreck über das Grüne Feminat noch in den leidgeprüften Gliedern, da mußten sie schon den nächsten gezielten Tritt verkraften. Die Katastrophenmeldung kam aus Hamburg: Dort zog die Grün-Alternative-Liste (GAL) im Herbst mit einem Damenkränzchen in die Bürgerschaft ein. Die Gefahr, daß nun die Bürgerschaft zu einer frech kichernden Bürgerinnenschaft (schon das Wort klingt so lächerlich, näch?) verkommt, scheint mit Händen zu greifen.
    Diesmal haben die Frauen sich selbst einen Namen gegeben, anders als damals beim »Feminat«. Freche Frauen nennen sie sich, denn Alliteration und Assonanz machen sich immer gut, scheinen besonders für und bei Frauen beliebt. Schon Shakespeare setzte darauf mit seinen Merry Wives of Windsor. Die Franzosen steuerten die femme fatale bei, Betty Friedans Übersetzerin den Weiblichkeitswahn, Mary Daly (unter vielem anderen) die Amazing Amazons und die shrewd shrews, ihre Übersetzerin Erika Wisse-linck die gewitzten Weibsen. Margarete Mitscherlich präsentierte uns letzthin die friedfertige Frau, und schließlich bekamen wir auch noch die flambierte Frau serviert. Gegen diesen Sprachputz wirken die paar noch heute gängigen Männer-Alliterationen geradezu karg: Mir fällen nur die müden Männer mit der muntermachenden Milch, Big Brother und der Mann im Mond ein. Es scheint, daß die Männer, nachdem sie sich in ihren stabreimenden Helden-Epen und dem wotanischen Wortwahnwitz Wagners samt anschließendem Blubo-Blubber gründlich ausgetobt haben, nunmehr eher fürs Schlichte sind.
    So schlicht und bescheiden sind sie, daß sie meist ganz darauf verzichten, sich selbst einen Namen zu geben. Als das Feminat raus war-haben da die männlichen Führungsgremien der anderen Parteien etwa mit der Selbst-Proklamation zum Maskulat gleichgezogen? Naja, das Wort klingt vielleicht auch ein bißchen zu sehr nach Salat oder noch Ungenießbarerem. Aber jetzt, die Frechen Frauen — treten ihnen etwa Muntere Männer mannhaft entgegen? Nichts — sie verharren

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