Alle Menschen werden Schwestern
167 Der Rezensierte und sein Rezensent singen die große Frauen-Beschimpfungs-Arie unisono, wie schon im Falle Walter Klier und Willi Winkler — wie überhaupt in den hier diskutierten Rezensionen 168 ].
Und noch einmal San Quentin: »So manche Vollzugsbeamtin, die vom Kindergarten bis zu ihrem Job bei >Safeway< stets litt — wegen ihrer kurzen dicken Beine und ihrer üppigen Hüften, ihrer vorstehenden Zähne und ihres schwach entwickelten Busens — , hörte in San Quentin erstmals in ihrem Leben Komplimente.« 169
Nanu — üppige Hüften und schwach entwickelter Busen schon im Kindergarten?? Der Autor gehört wohl nicht zu den schärfsten Denkern und opfert die Plausibilität gern der Häme. Das zeigt auch folgende Lesefrucht, mit der ich es dann gut sein lassen möchte: »Rosalie ist sich ihrer Schönheit bewußt. In das Klischee von Hollywood-Regisseuren, die weibliche Wächter als grobknochig und sadistisch, als männlich oder zumindest lesbisch [wieso zumindest ?] darstellen, paßt sie nicht: Hochgewachsen, wasserblaue Augen, lange schwarze Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hat.« 170 Gemäß der Klischee-Vorstellung dieses Autors kann eine Frau offenbar nicht zugleich grobknochig und blauäugig oder lesbisch und hochgewachsen sein.
4 Fazit
Das Lesen von Schrott stumpft ab. Nach drei Tagen bist du nicht mehr so wählerisch und schon ganz begeistert, wenn ein Artikel mal halbwegs vernünftig ist. Auf das frauenverdummende Drumherum achtest du dann schon gar nicht mehr. So erging es mir mit dem Journal für die Frau, das mir plötzlich als Quelle der feministischen Weisheit vorkam.
Mit dieser Einschränkung also möchte ich folgendes Ergebnis verkünden: Aus dem Test ist das Journal für die Frau als Siegerin hervorgegangen. Es enthält, wie gesagt, ein ironisch-distanziertes Männerporträt (A. August von Andrea Riepe) und zwei vernünftige, informative Frauenporträts (Paula Modersohn-Becker von Monali Hierl und Sophie Freud Löwenstein von Walter Unger).
Die saure Gurke hingegen haben sich der Spiegel und seine Namenscousine, die Frau im Spiegel, redlich verdient.
1989
Glossen
Die Compute
Der Computer wurde 1982 in den USA zum Mann des Jahres gewählt. Ein Mann, der noch nicht mal bis drei zählen kann. Daß er dafür sehr fix zwischen Null und Eins unterscheiden kann, millionenmal pro Sekunde oder noch schneller, macht ihn allerdings für verschiedene Arbeiten ziemlich nützlich.
Wahrscheinlich war es die Dummheit des Computers, zusammen mit seinem technischen Innenleben und seiner totalen Befehlsabhängigkeit, die ihn vom Gerät zum »Mann«, gar zum Mann des Jahres aufsteigen ließ. Jedenfalls werden es immer mehr Männer, unter den Jugendlichen immer mehr Knaben, die nach ihrem neuen Alter ego geradezu verrückt, süchtig und nicht mehr von ihm wegzukriegen sind.
Frauen dagegen tun sich schwer mit diesem Mann, jedenfalls im Privatbereich. Im Beruf dagegen nimmt er ihnen schon fast alle Arbeit ab bzw. Arbeitsplätze weg. Auch das hängt mit seiner Dummheit zusammen: Er eignet sich so prächtig für die geistlosen Routine-Arbeiten in Büro und Verwaltung, die bis vor kurzem noch wir machen durften. Den noch nicht wegrationalisierten Frauen ist es dafür beschieden, gebannt in sein Glotzauge zu starren und sich dabei Augen und Hirn zu verderben.
Angesichts dieser Lage beschloß ich vorzusorgen und mich auf diesem neuen Männerspielplatz wenigstens schon mal umzusehen. Ich wanderte also in den nächstbesten Computerladen und verlangte nach einer Compute. Ein Puter kommt mir nicht ins Haus! Besser eine dumme Pute als einen dummen Puter, logo! Dem smarten Verkäufer mit seinem Mund voller Hardware, Software, IBM-PC, Unix, PC/M, Schnittstellen, ROM, RAM und Megabytes verschlug mein freundlich, aber entschlossen vorgetragener Wunsch glatt die Sprache. »Sie meinen wohl einen Computer!« — »Neinnein — ich will eine Compute.« — »Ich hätte da einen Commodore, spottbillig, aberleistungsfähig!« - »Nein!« - »Einen Sirius?« — »Nein!« — »Demnächst bekommen wir auch den Adam rein!« — »Sie hören doch, ich will eine Compute, meinetwegen kann sie Eva heißen, aber nicht Adam, zum Donnerwetter!« Er seufzte und führte mich in das Allerheiligste des Ladens. »Da sehen Sie, das ist Lisa, mit der Maus. Sie kann alles, aber sie ist auch entsprechend teuer.« Er musterte meine bescheidene Kleidung. »Für Sie wahrscheinlich zu teuer: 30.000, inklusive Maus.« Ich
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