Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)
Laptop, lächelte ihn verliebt an und wurde schon wieder rot im Gesicht.
„Chiara, haben Sie in der Zwischenzeit das von Jonas Blau übersprayte Tag in den Datenbanken mit den Fällen der letzten drei Jahre abgeglichen?“, hörte er jetzt Elena Kafka rufen und bemerkte auch, dass ihn Braun aufmerksam betrachtete. Betont gleichgültig schlenderte Gruber zum Kaffeeautomaten und weiter hinter die Bühne, wo sich die Toiletten befanden. Als er den Abdruck von Brauns Wagenschlüssel gemacht hatte, fühlte er sich noch beschissener als zuvor.
50. Die Geschichte von Chloe
In einer eiskalten Nacht im Februar vor drei Jahren verliert Chloe ihre Stimme und wird für immer stumm. Sie erinnert sich noch daran, dass sie mitten in der Nacht in ihrem Bett hochschreckt und in die Dunkelheit hineinlauscht. Sie hat sich eingebildet, dass ihre Mutter zurückgekommen sei, leise die Tür zu Chloes Zimmer geöffnet hat, um einen Blick auf ihre fünfzehnjährige Tochter zu werfen. Wahrscheinlich hat sie das alles nur geträumt, aber trotzdem wird sie unruhig und stößt ihren Liebhaber mit dem Ellbogen in die Seite.
„Ich habe ein Geräusch gehört!“, flüstert sie und richtet sich im Bett auf. „Mutter ist zurückgekehrt und hat zur Tür hereingesehen!“
„Sie ist doch die ganze Woche im Ausland“, antwortet ihr Liebhaber. „Du hast nur geträumt. Komm, leg dich wieder unter die Decke, sonst erkältest du dich noch!“
Die Stimme ihres Liebhabers hat etwas Beruhigendes und als Chloe wieder unter die Decke schlüpft und die brutalen Hände ihres Liebhabers sie gegen ihren Willen zu einem verdorbenen Höhepunkt bringen, zerstreut das andere Mädchen ihre Scham und wiegt sie in den Schlaf.
Doch keine Stunde später wird sie schon wieder wach und die Helligkeit hinter ihrer Tür auf dem Gang kommt ihr unnatürlich vor. Durch die Türritzen dringt dichter Rauch wie grauer Nebel, der rasch stärker wird und Chloes Zimmer in ein düsteres, schattenhaftes Zwischenreich verwandelt. Der starke Rauch verbreitet einen Gestank, der direkt aus der Hölle zu kommen scheint.
„Ich musste Mutter eine Lektion erteilen“, sagt das andere Mädchen ruhig und schlüpft auch wieder unter die Decke. Doch Chloe lässt der Rauch keine Ruhe, sie beginnt zu husten und rüttelt ihren Liebhaber wach. Dieser ist vom Rauch schon halb ohnmächtig und braucht einige Zeit, um sich zu orientieren.
Als er hustend und mit tränenden Augen seine Hose sucht, wird plötzlich die Tür aufgerissen und Mutter steht in der Türöffnung. Ihr Gesicht ist nicht zu erkennen, sondern nur die Umrisse ihres Körpers, der in einem langen Kaftan aus Kunstfaser steckt, und ihre langen roten Haare beginnen sich in der Hitze des brennenden Korridors bereits zu kräuseln. Wie eine Schlafwandlerin tappt Mutter barfuß auf das Bett zu, in dem Chloe und ihr Liebhaber wie erstarrt sind. In der Hand hält Mutter einen Kanister, aus dem sie eine nach Benzin riechende Flüssigkeit über den Boden, Chloes Schreibtisch und ihre Kleider schüttet. Erst als Mutter nur noch wenige Schritte von ihr entfernt ist, kann Chloe grenzenlose Enttäuschung in ihren Augen sehen und das Feuer aus Hass, das in ihnen zu lodern beginnt.
„Ich habe ihr geraten, alles niederzubrennen, ein reinigendes Feuer zu entfachen“, sagt das andere Mädchen, das jetzt zwischen Chloe und ihrer Mutter steht.
Dahinter in dem Korridor wütet bereits das Feuer und mit einem lauten Krachen stürzen Holzteile der Dachkonstruktion herunter. In dem wütenden Feuersturm ist jetzt auch das panische Bellen von Rufus, ihrem jugoslawischen Schäferhund, zu hören. Rufus, den sie über alles liebt und dem sie als Liebesbeweis ein Auge ausgestochen hat, weil ihr Liebhaber es verlangte.
„Du Schlampe!“, zischt Mutter und will den Kanister hochheben, um einen Schwall Benzin über Chloe zu schütten. Doch das andere Mädchen ist stärker und stößt den Kanister zurück, sodass Benzin über Mutters Kaftan aus Kunstfaser rinnt.
„Du Schlampe!“, schreit Mutter immer und immer wieder. „Du Schlampe!“ Mutter stößt dabei ein irres Kichern aus, das so schrill und verrückt klingt, dass Chloe sich schüttelt, wenn sie darüber in ihrer Therapie spricht.
Mutter zögert und bricht in Tränen aus, überall stinkt es nach Benzin und die Flammen greifen bereits auf die Wände des Zimmers über, lodern bedrohlich nahe und die Hitze wird unerträglich.
„Das hier ist unser Ende!“, schreit Mutter unter Tränen dann zu
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