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Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Titel: Alle müssen sterben - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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eine Mülltonne und im Schein der Flammen wirkte der starke Regen wie ein Perlenvorhang. Ein verirrter Hund rannte kläffend kreuz und quer durch tiefe Pfützen über die Straße, die zur Donau führte. Miller wollte nach oben eilen und Braun von dem Gespräch erzählen und ihn warnen.
    Als er die Studioräume erreicht hatte, war das Stechen in seiner Brust stärker geworden und er hatte das Gefühl, als würde sein Herz mit einer Zange zusammengedrückt. Sein Atem ging pfeifend und es wurde ihm immer wieder schwarz vor den Augen. Nur mühsam konnte er sich auf den Beinen halten, als er die Tür zum Webmaster aufriss.
    „Muss Braun noch schnell etwas über seinen Wagen sagen. Eine Warnung“, nuschelte er kraftlos und ließ sich vom besorgten Webmaster in den Ruheraum führen, wo er ächzend auf das durchhängende Bett fiel.
    „Braun warnen! Der Wagen!“, stöhnte er und massierte sich die Brust.
    „Geht klar, Boss.“ Der Webmaster gab ihm einen Becher mit Wasser und Miller schluckte schnell eine seiner Herztabletten und eine Schlafpille, die ihm der Webmaster reichte.
    „Wenn du aufwachst, fühlst du dich wie neugeboren“, munterte ihn der Webmaster auf und verschwand wieder in seinem Studio.
    Ehe Giorgio Miller endgültig wegschlummerte, hörte er noch Brauns Stimme aus dem Lautsprecher, der als Nighthawk gerade einem ziemlich frechen jungen Asylanten ins Gewissen redete.
    *

    „Das ist doch komplette Scheiße, alten Frauen die Handtaschen zu klauen, du Weichei!“, fluchte Braun und war nahe daran, den Anrufer aus der Leitung zu werfen. „Jetzt tut dir das leid, hast so etwas noch nie gemacht! Alles nur, weil du komplett abgebrannt bist. Ist doch totaler Mist, den du hier verzapfst!“
    „Was würdest du machen, Klugscheißer, wenn du als Flüchtling hier in Österreich bist und keine Arbeit findest? Wovon willst du leben???“, konterte der Anrufer.
    „Du kannst dich in der Zwischenzeit weiterbilden, die Sprache perfekt lernen! Alten Frauen Handtaschen klauen ist echt keine Alternative!“
    „Hör mal, ich habe das nur ein einziges Mal gemacht und ich kann deine verfickte Sprache, ich habe auch einen Schulabschluss, aber was nützt mir das? Ich kriege ja nicht einmal eine eigene Wohnung, weil man sofort sieht, dass ich Ausländer bin. Dann heißt es, hast du einen Job, du Kanake, hast du Geld? Nein??? Dann verpiss dich wieder zurück zu den Wilden, wo du herkommst!“ Der Anrufer redete immer schneller und sein wütendes Keuchen drang wie Donner aus dem Lautsprecher.
    „Stopp! Du hast ja recht! Hier läuft vieles nicht korrekt ab und was du erzählt hast, stimmt sicher, ich kenne ja diese ausländerfeindlichen Typen von meiner Arbeit bei der Polizei.“ Braun machte eine Pause und trank einen Schluck Bier, ehe er weiterredete.
    „Aber mit einem Handtaschenraub erfüllst du alle Vorurteile, die man gegen dich hat. Kapierst du das, Mann?“
    So ging das noch eine Weile hin und her, Braun trank inzwischen seine Dose Bier leer und die Wut des Anrufers war inzwischen verraucht. Alles, was Braun noch brauchte und was sein Talkradio auch so kultig gemacht hatte, war ein positiver Abschluss des Gesprächs.
    „Also, Junge, ich mache dir einen Vorschlag“, raunzte Braun nicht mehr ganz nüchtern in das Mikro. „In der Handtasche, die du der alten Dame geklaut hast, ist doch sicher auch ihr Ausweis. Du suchst ihre Adresse, bringst ihr die Handtasche mit dem ganzen Geld zurück, kapiert! Dazu nimmst du noch Kuchen mit und lädst sie auf eine Tasse Kaffee ein.“
    Eine lange Pause entstand und Braun dachte schon, dass der Anrufer einfach aufgelegt hatte – das wäre scheiße gewesen.
    „Woher willst du wissen, dass ich das auch mache?“ Die Stimme war zögernd, weich und hatte das Rotzfreche von zuvor verloren.
    „Ganz einfach, Arschloch! Die alte Dame hat sicher eine Anzeige gemacht und so viele Handtaschendiebstähle gibt es in Linz täglich auch wieder nicht, dass wir sie nicht überprüfen können!“
    Braun schloss das Mikro und zog den Regler für den Sound nach oben. Als die Anfangstakte von „There’s a light that never goes out ...“ in der Earls-Court-Liveversion von Morrissey aus den Lautsprechern knallten, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, schloss die Augen und dachte an Kim Klinger, die Mail und ihr Foto.
    *

    Dominik Gruber saß auf dem Boden in seinem Loft und schlug mit dem Hinterkopf ununterbrochen auf den Stahltresen seiner offenen Designküche. Aus dem kleinen Tivoli-Radio, das

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