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Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Titel: Alle müssen sterben - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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schwarz geworden, modrig grünes Moos wucherte aus allen Ritzen und verlieh ihnen ein noch gespenstischeres Aussehen.
    Seit ihn Tim mit den Skulpturen verglichen hatte, liebte Dimitri den Park mit seinen hässlichen Figuren und verbrachte viel Zeit damit, sie zu fotografieren, um sie vielleicht irgendwann einmal als Designmotive zu verwenden. Doch bis jetzt war ihm noch keine kreative Idee gekommen, wie sich die Freak-Skulpturen einsetzen lassen würden, und er bezweifelte auch, dass ihm in dieser Nacht noch irgendetwas dazu einfallen würde. Er war viel zu aufgewühlt und nicht einmal die Anmut seiner Silhouette verschaffte ihm die stille Befriedigung, die er sonst immer dabei erlangt hatte.
    Mit gezierten Handbewegungen band er die breiten Satinbänder der Mappe zu anmutigen Schleifen, denn die Designs sollten noch in der Nacht abgeholt und in das Flugzeug nach Moldawien verfrachtet werden. Während er die Blätter ordnete, sortierte, verpackte und schließlich in einen Karton legte, diesen verklebte, summte er einen Song und das Feuer auf dem See rückte in weite Ferne.
    Mit kleinen Schritten trippelte er auf den Wandspiegel zu, schob sich sein enges, schwarzes T-Shirt in die Höhe, um das eiserne Mieder in seiner ganzen Pracht auf sich wirken zu lassen. Die eisernen, spitz zusammengefeilten, senkrecht in das Blech gesteckten Drahtstäbe hatten sich während der Arbeit schon tief in seine Haut gebohrt und überall waren kleine Blutflecke entstanden, die auf seiner Haut wie winzige Inseln der Lust leuchteten. Er befeuchtete seinen Zeigefinger mit der Zunge und fuhr den Drahtstab entlang, der direkt unterhalb seines Herzens die Haut durchstoßen hatte.
    Gott, war das aufregend, wenn er daran dachte, dass er sich nicht bücken konnte, ohne Gefahr zu laufen, sein Herz zu durchstoßen. Diese Vorstellung, dass er mit seinem Leben spielte, jagte ihm kalte Schauer über den Rücken und er seufzte tief. Viel hätte er gegeben, wenn er jetzt Tim bei sich gehabt hätte. Tim, den er liebte. Doch Tim wollte ihn verlassen und das hatte ihn wütend gemacht. Da war er mit seinem Boot bloß wie ein zorniger Idiot hinterhergerudert und Abgründe hatten sich plötzlich geöffnet. Denn man hatte ihn abgewiesen und zurückgelassen mit gebrochenem Herzen und das war das Schlimmste, was man Dimitri antun konnte.
    Genau in diesem Augenblick, als eine Träne über seine Wange lief, sah er aus dem Fenster hinunter in den Park, der in der verregneten Dunkelheit wie ein Vorplatz zu einer mittelalterlichen Hölle wirkte. Doch am Ufer, dort, wo er das Boot in das Gebüsch gezogen hatte, blitzte es kurz auf. Dimitri trat näher an das Fenster heran, um etwas in der Finsternis zu erkennen. Wieder blitzte es, doch diesmal länger und in dem winzigen Lichtkreis erkannte er jetzt das Waldmädchen. Die grüne Regenjacke, die strähnigen roten Haare – kein Zweifel, sie war es. Wie immer hielt sie ihr Smartphone in der Hand, filmte alles.
    Dimitri öffnete das Fenster, beugte sich hinaus in den Regen, winkte und rief mit seiner hohen, dünnen Stimme:
    „Warum kommst du nicht herein und trocknest deine Kleider. Ich kann für dich eine private Vorstellung inszenieren.“
    Das Waldmädchen hob das Smartphone in die Höhe und der dünne Lichtstrahl wies direkt zu ihm, war aber zu schwach, um ihn zu erreichen, sondern fiel irgendwo auf halber Strecke in sich zusammen, wurde von der Nacht verschluckt. Trotzdem filmte das Waldmädchen beharrlich weiter, stand regungslos und stumm im Regen und Dimitri fragte sich unwillkürlich, ob dieses besessene Filmen vielleicht ein Teil ihrer Therapie war.
    „Leiste mir Gesellschaft. Ich bitte dich“, machte er einen letzten Versuch, obwohl er wusste, dass es zwecklos war. Das Waldmädchen war zu scheu, er hatte es noch nie zusammen mit anderen Menschen gesehen. Noch nie?
    Nein, früher, als er noch der Gehilfe der Kreativdirektorin gewesen war, hatte sie viel gelacht und er hatte sie spaßhalber das „Feuermädchen“ wegen ihrer roten Haare genannt. Aber das war lange her. Jetzt war sie einsam, genauso einsam wie er. In dieser Nacht hatte er versucht, diese Einsamkeit zu durchbrechen und ihn zurückzubekommen, doch alles, was er bekommen hatte, waren Hass und Ablehnung gewesen.
    Als er zögernd wieder hinausblickte, war das Ufer leer und das Wasser des Sees schwappte über die feuchten Wiesen. Draußen auf den Stufen hörte er leises Trippeln und für einen kurzen Moment hatte er den unsinnigen Wunsch, das

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