Sternenschweif 31 - Die Magie der Sterne
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Laura Foster seufzte. Schule war manchmal wirklich ungerecht. Während draußen schon den ganzen Nachmittag die Sonne vom Himmel strahlte, saß sie in ihrem Zimmer und lernte Grammatikregeln für den Englischtest morgen. Sie ging die Aufgaben noch einmal durch.
Fehlerfrei, endlich! Entschlossen klappte Laura ihr Grammatikheft zu. Jetzt hatte sie genug gelernt. Irgendwie würde sie den Test schon schaffen. Sie schaute zum offenenFenster hinaus zu der kleinen Koppel, auf der Sternenschweif graste. Ein leichter Wind wehte durch die Mähne ihres grauen Ponys. Vogelgezwitscher erfüllte die Luft und an den Bäumen entfalteten sich bereits erste Knospen. Es war ein perfekter Frühlingsabend zum Ausreiten.
Doch noch mehr sehnte sich Laura danach, endlich mal wieder in Ruhe mit Sternenschweif zu reden. Er war nämlich nicht einfach nur ein Pony. Wenn Laura einen besonderen Zauberspruch aufsagte, verwandelte sich Sternenschweif in ein schneeweißes, strahlend schönes Einhorn. Dann konnte er mit ihr sprechen und hatte auch noch zahlreiche andere magische Kräfte. Diese durfte er aber nur nutzen, um anderen Tieren oder Menschen zu helfen. Als seine Einhornfreundin stand Laura ihm jederzeit bei und zusammen waren sie ein unschlagbares Team. Seit Laura zur Hüterin der Einhorngeheimnisse ernannt worden war, hatte sie die besondere Aufgabe, anderen Einhornfreunden und ihren Einhörnern bei Problemen zu helfen.
Außer den Einhornfreunden durfte allerdings niemand wissen, dass Sternenschweif ein Einhorn war, nicht einmal Lauras Familie oder ihre besten Freundinnen. Arkadia, das Land der Einhörner, wäre nicht länger sicher, wenn zu viele von den Einhörnern und ihrer Magie wissen würden. Nur Auserwählte durften davon erfahren. Deshalb schlich Laura meistens nachts zu Sternenschweif, um mit ihm zu ihrer geheimen Lichtung im Wald zu reiten. Dort konnte sie ihn ungestört verwandeln und mit ihm durch den glitzernden Nachthimmel fliegen. Was für ein wunderschönes Gefühl das war!
Laura seufzte bei dem Gedanken daran. Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, hob Sternenschweif seinen Kopf und schaute zu ihrem Fenster hoch. Jetzt hielt sie nichts mehr. Sie schlüpfte in ihre Reitstiefel und nahm ihren Helm.
„Ich reite noch ein wenig mit Sternenschweif aus!“, rief sie in das Arbeitszimmer ihrer Mutter hinein, wo diese eifrig in den Computer tippte.
„Ist gut, aber sei zum Abendessen zurück!“, erwiderte sie und sah dabei nur kurz auf, bevor sie weiterschrieb.
„Klar!“ Laura ließ die Tür hinter sich zufallen. Sie musste es einfach riskieren, Sternenschweif schon in der Dämmerung zu verwandeln. Zu lange hatte sie keine Gelegenheit mehr gehabt, spätabends mit ihm loszufliegen. In letzter Zeit hatte ihre Mutter lange gearbeitet. Sie war Kinderbuchautorin und schrieb oft bis in die Nacht hinein. Natürlich hätte sie dann sofort bemerkt, wenn Laura sich aus dem Haus hätte schleichen wollen.
Als sie nach draußen trat, ging die Sonne schon goldrot hinter den Bäumen am Waldrand unter. Sternenschweif wartete bereits am Zaun.
„Hallo, mein Kleiner, wollen wir ausreiten?“, rief Laura ihm zu. Er verstand auch als Pony jedes Wort. Freudig trabte er in den Stall, wo Laura ihn sattelte.
Wenig später ritten die beiden an den Feldern vorbei und Laura genoss die frische Abendluft. Bevor es in den Wald hineinging, hielt sie kurz an, um sich die letzten Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen zu lassen.
„Frühling ist die schönste Jahreszeit, findest du nicht auch?“, sagte sie und Sternenschweif nickte zustimmend. Ein kleiner gelber Schmetterling flatterte um sie herum und setzte sich mitten auf Sternenschweifs Kopf. Laura musste lachen.
„Na, dir gefällt es bei Sternenschweif wohl auch so gut wie mir!“
Als die Sonne schon fast hinter den Bäumen verschwunden war, ritten sie weiter in den frühlingsgrünen Wald. Bald erreichten sie die geheime Lichtung. Der Duft der glitzernden Mondblumen schlug ihnen entgegen. Laura stieg ab. Jetzt konnte sie endlich den Verwandlungszauber sprechen:
„Silberstern, Silberstern,
hoch am Himmel, bist so fern.
F unkelst hell und voller Macht,
brichst den Bann noch heute Nacht.
Lass dies Pony grau und klein
endlich doch ein Einhorn sein.“
Ein violetter Blitz flammte auf und schon stand Sternenschweif als strahlend weißes Einhorn vor ihr. Sein Horn schimmerte silbern in der Dämmerung. Laura umarmte ihn. „Wie schön, dich endlich mal wieder als Einhorn zu sehen“,
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