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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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auch?“
    „Vesna? Nein, die hängt bloß mit uns rum. Ich kenne sie nicht näher.“ Jimmy zuckte mit den Schultern und blickte an Braun vorbei ins Nirgendwo.
    „Wir reden morgen weiter.“ Braun stand auf und streckte sich. Jimmy hatte mittlerweile seinen Kopfhörer aufgesetzt und war völlig in seiner eigenen Welt versunken. Braun seufzte. Er kam einfach nicht klar mit seiner Rolle als Vater. Der Junge war noch nicht mal fünfzehn Jahre alt und wurde ihm immer fremder. Vielleicht sollte er einmal ein Wort mit seiner Exfrau Margot über die Erziehung reden, sobald diese mit ihrem neuen Freund aus dem Urlaub in Finnland zurück war. Als Braun die Tür öffnete, nahm Jimmy den Kopfhörer ab.
    „Vergiss nicht, dass wir Großmutter besuchen wollen. Du hast es versprochen!“
    Scheiße, auch das noch. Mit seiner Mutter hatte Braun seit zwanzig Jahren nicht mehr gesprochen, obwohl sie in derselben Stadt lebten. Und jetzt hatte Jimmy die fixe Idee, die ganze Familie wieder zusammenzuführen! Es war echt zum Kotzen.
    „Das habe ich nicht vergessen. Habe nur im Moment ziemlich viel um die Ohren.“ Er lächelte seinem Sohn aufmunternd zu und schloss dann leise die Tür hinter sich. Braun war übernächtigt, lechzte nach einer Dose Bier. Er wollte einfach nur „Discreet Music“ von Brian Eno in der Originalversion hören und mit Kim um zwei Uhr eine Stunde lang nur reden und für sie die Sterne vom Himmel holen und ihr als funkelnde Glücksbringer zu Füßen legen.

34. Ein Herz aus Feuer

    Der helle Lieferwagen raste im nächtlichen Regen an der Donau entlang und fuhr durch ein menschenleeres Industriegelände, vorbei an leerstehenden Hallen, die eine Immobilienfirma aufgekauft hatte, um supermoderne Büroflächen direkt am Ufer zu errichten. Doch das Immobiliengeschäft hatte eine ernstzunehmende Flaute und damit auch die Firma, die Pleite gegangen war, und so standen dutzende Hallen leer und nur die Stadtfüchse und Wildkatzen trieben sich in den baufälligen Gebäuden umher.
    Vor einer großen, leeren Halle, deren Dach halb eingestürzt war, stoppte der Lieferwagen. Der Lärm des noch einmal aufheulenden Motors schreckte die Fledermäuse auf, die hektisch umherflatterten und sich erst wieder beruhigten, als der Motor des Lieferwagens abgestellt wurde. Eine seitliche Schiebetür wurde quietschend aufgeschoben und eine undefinierbare Lichtquelle leuchtete in den dunklen Laderaum.
    Jonas Blau lag auf dem Rücken und spürte den sanft gewellten Boden des Lieferwagens durch seine Kleider. Hektisch blickte er umher, konnte aber niemanden erkennen. In seinem Kopf rasten die Gedanken herum, doch es gelang ihm nicht, sie zu stoppen und in eine klare Abfolge zu bringen. Eine Fliege setzte sich auf seine Stirn und der Juckreiz wurde unerträglich. Er versuchte sie mit der Hand zu verscheuchen, doch so sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, auch nur einen Finger zu bewegen. Als er feststellte, dass er weder Arme noch Beine rühren konnte, ging sein Atem immer hektischer und ein dröhnender Schmerz pochte hinter seiner Stirn, wurde zu einem Trommelwirbel, der so stark war, dass ihm die Augen fast aus den Höhlen traten.
    In der Türöffnung tauchte eine Gestalt auf, die ihm mit einer starken Taschenlampe direkt ins Gesicht leuchtete. Der Strahl war so intensiv, dass nur noch schwarze Kreise und dunkle Flecke auf seiner Netzhaut tanzten, obwohl er die Augen sofort wieder geschlossen hatte. Die Gedanken in seinem Kopf begannen verrückt zu spielen, Traum und Wirklichkeit, Gegenwart und Vergangenheit verschmolzen zu einer einzigen Höllenfahrt, einer Reise ans Ende der Nacht.
    Mit der Zungenspitze tippte er auf das Klebeband, das seinen Mund verschloss. Wenn es dieses Pflaster nicht geben würde, dann würde er jetzt laut um Hilfe schreien, seinen Dämon herauslassen, der eine Schimpfkanonade hervorspeien würde. Als hätte die Gestalt seine Gedanken erraten, riss sie ihm das Pflaster brutal vom Mund, ohne sich um die ausgerissenen Barthaare zu kümmern. Der Schmerz kam so überfallsartig, dass Jonas die Tränen in die Augen traten und er nicht mehr aufhören konnte zu weinen.
    „Warum bist du zurückgekehrt?“, krächzte er und seine Stimme kam ihm fremdartig vor. „Warum hast du mich nicht gleich getötet?“
    Doch statt einer Antwort wurde ihm wieder das Pflaster über den Mund geklebt. Dann fassten ihn die behandschuhten Hände an den Knöcheln und zogen ihn aus dem Lieferwagen. Als sein Körper unsanft auf den

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