Alle Robotergeschichten
Sie bewegte sich nur um so viel schneller, daß klar wurde, daß sie sich genauso freute, mich zu sehen.
Ich wandte mich dem Mann neben mir zu. »Das ist Sally«, sagte ich.
Er lächelte mich an und nickte.
Mrs. Hester hatte ihn zu mir geführt. »Das ist Mr. Gellhorn, Jake«, hatte sie erklärt. »Sie erinnern sich, er schrieb Ihnen einen Brief, in dem er um eine Zusammenkunft bat.«
Das war natürlich nur Gerede, wirklich. Ich habe auf der Farm tausenderlei Dinge zu erledigen und kann meine Zeit wirklich nicht damit vertrödeln, die Post zu lesen. Dafür habe ich Mrs. Hester. Sie lebt ganz in der Nähe, kümmert sich um den täglichen Kleinkram, ohne mich dauernd damit zu belästigen, und, was, das Wichtigste ist, sie mag Sally und all die anderen. Einige Leute tun das nicht.
»Erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Gellhorn«, sagte ich.
»Raymond J. Gellhorn«, erklärte er und gab mir die Hand, die ich ergriff, schüttelte und wieder losließ.
Er war ein kräftiger Bursche, einen halben Kopf größer als ich und auch breiter. Er war ungefähr halb so alt wie ich, irgendwo in den Dreißigern. Er hatte schwarzes Haar, das durch einen Mittelscheitel geteilt und glatt an den Kopf gekämmt war, und einen dünnen sorgfältig gestutzten Schnurrbart. Seine breiten Kinnbacken vermittelten den Eindruck, als litte er unter einem leichten Mumps. Im Fernsehen hätte er einen prächtigen Schurken abgegeben, also ging ich erstmal davon aus, daß er ein netter Kerl war.
»Ich bin Jacob Folkers«, sagte ich. »Was kann ich für Sie tun?«
Er grinste. Es war ein großes, breites, weißzahniges Grinsen. »Sie können mir ein wenig über die Farm hier erzählen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Ich hörte Sallys Räder hinter mir und streckte die Hand aus. Sie glitt sofort heran, und ich fühlte den glatten Lack ihres Kotflügels warm auf meiner Handfläche.
»Ein nettes Automatobil«, sagte Gellhorn.
So konnte man es auch nennen. Sally war ein 2045 Kabriolett mit einem positronischen Hennis-Carlton-Motor und einem Armat-Chassis. Sie besaß die schönsten, feinsten Linien, die ich je bei einem Modell gesehen hatte. Seit fünf Jahren war sie schon mein Liebling, und ich hatte alles in sie hineingesteckt, das ich erträumen konnte. Und in all der Zeit hatte nie ein menschliches Wesen hinter ihrem Lenkrad gesessen.
Nicht ein einziges Mal.
»Sally«, sagte ich und tätschelte sie sanft, »das ist Mr. Gellhorn.«
Sally ließ den Motor kurz aufheulen. Sorgfältig lauschte ich, ob ich vielleicht ein ungewohntes Rattern feststellen konnte. Vor kurzem hatte ich in allen Wagen ein Klopfen im Motor gehört, und es hatte überhaupt nichts genutzt, die Benzinmarke zu wechseln. Aber Sallys Motor klang geschmeidig wie immer.
»Haben Sie für alle Ihre Autos Namen?« fragte Gellhorn. Er klang amüsiert, und Mrs. Hesters mochte es nicht, wenn jemand so klang, als ob er sich über die Farm lustig machte. Scharf sagte sie: »Sicher. Die Autos sind ausgeprägte Persönlichkeiten, nicht wahr, Jake? Die Limousinen sind männlich und die Kabrioletts weiblich.«
Wieder lächelte Gellhorn. »Halten Sie sie auch in getrennten Garagen, Madam?«
Mr. Hesters starrte ihn an.
»Könnte ich nun vielleicht mit Ihnen allein sprechen, Mr. Folkers?« wandte sich Gellhorn an mich.
»Das kommt darauf an. Sind Sie Reporter?«
»Nein, Sir. Ich bin Handelsvertreter. Nichts von unserem Gespräch wird an die Öffentlichkeit dringen. Ich kann Ihnen versichern, daß ich aus einem rein privaten Grund zu Ihnen gekommen bin.«
»Gehen wir ein Stück die Straße hinunter. Unten ist eine Bank, da können wir uns unterhalten.« Wir machten uns auf den Weg, Mrs. Hesters entfernte sich, und Sally fuhr leise hinter uns her.
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn Sally mitkommt?« fragte ich.
»Keineswegs. Sie kann ja nicht ausplaudern, worüber wir sprechen, nicht wahr?« Er lachte schallend über seinen Witz, streckte den Arm aus und streichelte Sallys Kühlergrill.
Sallys Motor kreischte auf, und Gellhorn zog seine Hand schnell zurück.
»Sie ist nicht an Fremde gewöhnt«, erklärte ich.
Wir nahmen auf der Bank unter der großen Eiche Platz. Am anderen Ufer des kleinen Sees konnten wir die Rennbahn sehen. Es war ein warmer Tag, und alle Autos waren draußen. Mindestens dreißig. Sogar aus dieser Entfernung konnte ich sehen, daß Jeremiah sein übliches Kunststück vollführte. Er schlich sich von hinten an irgendein älteres, gesetztes Modell heran, dann ruckte er
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