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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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obwohl die Firma Gerstacker vertragsgemäß dazu verpflichtet gewesen wäre, die Anlage zweimal jährlich zu warten. Und der eine Heizkörper im Wohnzimmer sei immer noch undicht, ein geschlagenes Jahr nach der Beanstandung des Schadens. »Da fehlt nicht mehr viel, und das rostet durch.« Aber statt sich hier nützlich zu machen, hätten die Stiesel sich im Vertragszeitraum nur ein einziges Mal blicken lassen und dabei eine Badewannenkachel zerdroschen.
    Noch schlechter als auf alle Handwerker war Papa auf die Amerikaner zu sprechen, die er bei seinen Dienstreisen kennengelernt hatte. In den USA würden nur Großschnauzen nach oben kommen, und am Feierabend söffen sie gemeinsam Cocktails und versicherten sich gegenseitig ihrer Unentbehrlichkeit. »Happy Hour« heiße das bei denen.
    Ein komisches Völkchen, die Amis. Um sich zum zweihundertsten Geburtstag ihrer Nation was zu gönnen, hatten sie die Todesstrafe wieder eingeführt. Mama sagte, daß es keinem Menschen zustehe, darüber zu entscheiden, ob ein anderer Mensch weiterleben dürfe oder nicht. »Einfach zu sagen, der muß jetzt sterben, und dann wird er einen Kopf kürzer gemacht, das ist doch barbarisch!« Ganz egal, was der verbrochen haben möge. »Davon, daß ein Mörder hingerichtet wird, steht niemand von den Toten wieder auf!« Das sollten sich die Amerikaner mal hinter die Ohren schreiben.
    Stars and Stripes. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Amerika, sagte Volker, sei das Land der begrenzten Unmöglichkeiten, aber den Witz hatte ich schon gekannt.
    Amis raus aus USA – Winnetou ist wieder da.
    Volker fraß abends Schnitten mit Butter und Salz. Von alleine wäre ich nie darauf gekommen, gesalzene Butterbrote zu essen, aber die schmeckten gar nicht so schlecht. Mama war damit einverstanden, daß wir uns jeder sein eigenes Abendbrot schmierten, und ich experimentierte ein Weile rum. Geschlagenes Ei mit Zucker, gepfefferte Radieschen und danach drei Scheiben Honigbrot und ein halber Liter Kaba, das war die bekömmlichste Mischung. Wenn ich mich ranhielt, brauchte ich für die Zubereitung dieses Drei-Gänge-Menüs nur elf Minuten und fürs Aufessen nur fünf bis sechs.
    Spätestens um zwanzig Uhr lag ich dann vollgefressen oben in Renates altem Zimmer und hörte mir die Nachrichten an.
    In Entebbe hatten israelische Geheimdienstleute den entführten Airbus gekapert und die Geiseln befreit, bis auf den letzten Mann, und aus einem Berliner Gefängnis waren vier Terroristinnen ausgebrochen. An zusammengeknoteten Bettlaken hatten die sich abgeseilt, wie in einem Krimi. Inge Viett, Monika Berberich, Juliane Plambeck und Gabriele Rollnick. Wo die sich jetzt wohl versteckt hielten mit ihren Gangsternamen im Personalausweis? Die hörten sich schon so verdächtig an: Rollnick, Plambeck, Berberich, Viett. Nicht ganz so schlimm wie Baader und Meinhof, aber doch übler als Kater Karlo.
    Zu Höherem berufen war man, wenn man so hieß wie der amtierende französische Staatspräsident: Valéry Giscard d’Estaing. Der weilte gerade zu »Konsultationen« in Hamburg.
    Renate mußte in Bielefeld Klausuren nachholen und in Meppen Fahrstunden. Als Olaf bei uns ankam, um noch welche von Renates Sachen einzusammeln, wollte Mama von ihm wissen, wie er sich das denke mit dem Studium und der ganzen Wohnerei in Bonn in wilder Ehe mit Renate und so weiter und was seine eigenen Eltern eigentlich dazu sagen würden.
    »Das hab ich mich auch schon oft gefragt«, sagte Olaf, und er machte schnell wieder die Biege.
    Auf Geheiß von Michaels Bruder Harald setzten er und seine Freundin Martina sowie Volker, Michael, Holger und ich uns abends in der Gutenbergstraße in einer Kneipe namens Bürgerstube zusammen. Michael und ich bestellten uns jeder eine Cola, und die anderen soffen Bier.
    Außer ein paar Zauseln an der Theke waren wir die einzigen Gäste. Über unseren Getränkeverbrauch führte der dicke Wirt eine Strichliste. In einer Saufkneipe hatte ich vorher noch nie gesessen und mich bewirten lassen. Für eine zweite Cola hätte mein restliches Geld noch gelangt.
    Aus der Musikbox meldete sich dieser Schönling aus Prag, wie hieß er noch? Der mit diesem unverschämten Namen? Karel Gott.
    Herz, Schmerz
    und dies und das,
    ach, das ist uralt ...
    Haralds Freundin war schon fast 19, hatte lange blonde Haare und stammte aus Arzheim. Geredet wurde hauptsächlich über Lehrer vom Max-von-Laue-Gymnasium, die ich nicht kannte, aber einmal auch kurz über eklige alte Kindersprüche.

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