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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Zigaretten fielen haufenweise Krümel auf den Boden, und der Aschenbecher quoll über.
    Auf dem Mallendarer Berg lief ich zu Gerlachs, aber die waren gerade am Essen, und am Nachmittag hatte Michael keine Zeit, weil er so viele Hausaufgaben aufhatte. »Kennste ja, die alte Leier«, sagte er, und Holger zeigte mir durchs Küchenfenster einen Vogel.
    In unserem alten Haus wohnten wir nur provisorisch. Tische, Stühle und Matratzen: alles Leihgaben von Rautenbergs, unseren ehemaligen Nachbarn, die wir dann auch noch peu à peu um Filtertüten, Tesafilm, Baldrian, Pflaster, Klopapier und eine Nagelschere und ein Teesieb anzubetteln hatten.
    Renate war nach Bonn entschwunden, um da irgendwas Dringendes zu erledigen. Immer auf der Flucht vor der Gartenarbeit: So hätte ich’s auch gemacht, wenn ich gekonnt hätte.
    Auf dem Fußballplatz fand ich keinen einzigen meiner alten Vereinskameraden wieder. Da rannten irgendwelche alten Herren um die Wette, mit schwappendem Bierbauch, und ein mir persönlich unbekannter Platzwart wies mich darauf hin, daß die Bolzerei von dreizehn Uhr bis fünfzehn Uhr dreißig zu unterbleiben habe, wegen der Mittagsruhe.
    Dreckig und verschwitzt kam Volker abends an und moserte über die Victoria und deren Dreitaktgemisch. Die pesere wie sonstwas. Mit einer einzigen Pferdestärke den Wilgeshohl hoch, bei 24% Gefälle, das habe die alte Kanne fast umgebracht, sagte Volker auf dem Weg in die obere Badewanne, die er aus Gewohnheit benutzte, obwohl die untere im Erdgeschoß länger war und Volkers Extremitäten mehr Raum zur Entfaltung geboten hätte.
    Der Polo, in dem Mama vorfuhr, hatte das Kennzeichen MEP–IS 77. IS wie Ingeborg Schlosser. Das hatte Mama der Zulassungsstelle abgetrotzt.
    Ewig und drei Tage lang hätten sie und Wiebke da noch warten müssen, sagte Mama. Mitgebracht hatte Mama die neue Zeit , und in der stand mein Beitrag drin! Stark gekürzt, und einen Satz hatte ich irgendwie anders formuliert, aber was soll’s? »Martin Schlosser, 14 Jahre«, stand untendrunter.
    Jetzt war ich also ein freier Mitarbeiter der Zeit. Sieh mal kucke.
    Als nächstes sollte man in der Rubrik die Frage beantworten, ob Zensuren im Sportunterricht heute noch sinnvoll seien. Ich pflanzte mich vor Mamas Schreibmaschine. Schüler mit guten Sportnoten, schrieb ich, würden diese Frage sicherlich bejahen, während Schüler mit schlechten Sportnoten wahrscheinlich anderer Meinung wären. Zweckmäßig wäre ein Kompromiß: Sport sollte Wahlfach werden. Den Uninteressierten könne man ja ein Ersatzfach anbieten.
    Und ab dafür. Briefmarke druff und hinein in den Briefkasten. Die sollten mich noch kennenlernen. Das war erst der Anfang!
    In der Zeit wurde Helmut Kohl mit den Worten zitiert: »Wir wollen den Sozialismus bekämpfen, zu Lande, zu Wasser und in der Luft!« Das erinnerte mich irgendwie an Tschitti-tschitti-bäng-bäng, das fliegende Wunderauto von Karaktakus Pott, und auch an Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt. Und an Goofy als Supergoof. Komische Vorstellung, wie der dicke Helmut Kohl den Sozialismus in der Luft bekämpfte, mit wehender Pelerine ...
    »Große Klappe, nix dahinter«, sagte Mama, die von Helmut Kohl nichts hielt, und dann wechselte sie das Thema: Wenn die Sonne weiter so knalle wie jetzt, dann dürften unsere Kohlpflänzchen und Tomaten und Erbsen in Meppen am Ende der Sommerferien wohl verdorrt sein.
    Volker demonstrierte mir mal wieder, wie man Filtertüten kniffen und sie vor dem Einfüllen des Kaffeepulvers in der Halterung der Kaffeemaschine glattstreichen müsse, aber das fand ich albern. Man hätte Volker mal zwei Kaffeetassen vorsetzen und ihn dann raten lassen sollen, welcher Kaffee aus ’ner geknifften Filtertüte gerieselt war und welcher aus ’ner ungeknifften. Um das herauszuschmecken, hätte Volker Geschmacksknospen im Matterhornformat besitzen müssen, und davon konnte ja wohl kaum die Rede sein nach siebzehn Jahren der Beköstigung mit Mahlzeiten auf der Grundlage von Rezepten aus Mamas speckigem Dr.-Oetker-Kochbuch.
    Im Garten spielte Wiebke Federball mit Ute Rautenberg. Falls man dieses traurige Gestümper überhaupt als »Spielen« bezeichnen konnte. Wiebke haute sogar beim Aufschlag oft daneben. »Manno!« rief sie dann jedesmal und kicherte dümmlich, und auch Ute Rautenberg gickste und gackste sich was zusammen. Weiber!
    Für eine Radtour mit Michael und Holger Gerlach lieh mir Olaf sein altes Fahrrad aus. Das hatte zwar nur 26er-Reifen, aber eine

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