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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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einer halben Stunde tatsächlich verheiratet sein werde. Nun gut, streng genommen bin ich das ja bereits. Schließlich haben wir schon gestern auf dem Standesamt die Ringe getauscht, sie aber gleich darauf wieder abgenommen und bei Oliver in Verwahrung gegeben. Für mich hatte dieser Behördengang nichts mit der eigentlichen Hochzeit zu tun. Ein stickiger Raum, in dem es nach muffigem Teppich und einem Hauch von Schimmel riecht, ein Beamter, der seinen Text runterrattert, Zettel, die man unterschreibt, als würde man eine Waschmaschine kaufen, nein, das alles passt für mich nicht zu Liebe und Romantik. Und auch den Namen Sintinger werde ich erst annehmen, nachdem ich vor Gott und der Welt Michaels Frau geworden bin. Selbst wenn ich dafür noch mal zum Standesamt latschen muss. In einiger Entfernung erklingt Glockengeläut, einmal, zweimal, dreimal.
    »Ich habe Michael übrigens am Telefon schon gesagt, dass ich ein paar Minuten später komme«, gebe ich in Olis Richtung Entwarnung. »Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.«
    »Ich kapier’s trotzdem nicht«, grummelt der vor sich hin. »Aber jetzt sind wir ja da.« Und tatsächlich. In diesem Moment erscheint vor uns die kleine, weiße Hochzeitskirche mit den bunten Fenstern und den blühenden Rhododendronbüschen drumherum. In der strahlenden Nachmittagssonne ist sie sogar noch schöner, als ich sie
in Erinnerung habe. Das Portal steht weit offen, im Vorraum entdecke ich meinen Vater, der darauf wartet, mich zum Altar zu führen. Er winkt mir zu und ich winke zurück. Ansonsten ist der Kirchenvorplatz wie ausgestorben. Sämtliche Gäste befinden sich schon im Inneren und warten. Auf mich. Die Braut. Mein Herz beginnt aufgeregt zu pochen.
    »Verdammt, jetzt ist hier natürlich kein Parkplatz mehr«, flucht Oli durch die Zähne hindurch und wirft mir über den Rückspiegel einen giftigen Blick zu.
    »Weißt du was? Du kannst wirklich von Glück sagen, dass ich so ruhig bin und nicht das geringste Anzeichen von Panik oder kalten Füßen zeige. Ansonsten wärst du mit deiner Aufgabe hoffnungslos überfordert.«
    »Dann wäre ich ja auch noch hier«, wirft Julia ein. »Also keine kalten Füße?«
    »Überhaupt nicht.« Ich strahle sie an. »Ich werde gleich da reingehen und den tollsten Mann der Welt heiraten.«
    »Falls wir irgendwann einen Parkplatz finden«, unkt Oli, dessen Gesichtsfarbe mittlerweile ins Purpurrote gewechselt hat, während er Runde um Runde um die Kirche dreht.
    »Stell dich doch da in die Einfahrt«, schlage ich vor und deute mit dem Finger in Richtung eines rot gestrichenen Garagentors.
    »Willst du nachher zu Fuß zum Empfang laufen?«, fragt er mich. »In den Schuhen?«
    »Die werden doch nicht das Brautauto abschleppen«, sage ich wegwerfend.
    »Aber das hier ist ein Firmenwagen«, gibt er noch zu bedenken und ich kann förmlich sehen, wie es in seinem
Gehirn rattert. Schließlich entscheidet er, dass es im Moment nichts Wichtigeres gibt, als endlich zu Michael zu eilen und ihm in dieser schweren Stunde zur Seite zu stehen. Also parkt er den Wagen und hält mir die Tür auf.
    »Wenn du nichts dagegen hast, laufe ich schon mal vor und sage Michael, dass du jetzt da bist. Dass alles in Ordnung ist und du, also, dass du gleich kommst. Das tust du doch, oder? Ich kann ihm sagen, dass du in drei Minuten da bist?« Verwundert sehe ich ihn von unten herauf an. Dem Armen stehen die Schweißperlen auf der Stirn und er atmet kurz und stoßweise.
    »Ja«, sage ich mit meiner sanftesten Stimme und nehme seine Hand, die er mir hilfreich entgegenstreckt. »Es ist alles in bester Ordnung. Ich komme gleich nach. Ich werde nicht ausreißen.«
    »Alles klar. Gut. Dann renne ich mal. Schließt ihr bitte ab?« Damit wirft er Julia über das Wagendach die Autoschlüssel zu, die diese geschickt auffängt.
    »Gut. Bis gleich. Ach, warte noch kurz, Oli«, rufe ich ihm hinterher.
    »Ja?«
    »Hast du die Ringe?« Für den Bruchteil einer Sekunde sieht er mich so entsetzt an, dass es auch um meine Ruhe geschehen ist. Doch gleich darauf fasst er sich an die Brusttasche und seine Gesichtszüge entspannen sich.
    »Klar, ich hab sie. Dann bis gleich.«
    »Ja, bis gleich«, krächze ich heiser. Muss der mich so erschrecken? Ich lege die Hand auf meinen Brustkorb und versuche, tief ein- und auszuatmen, was bei der Enge der Korsage gar nicht so einfach ist.
    »Alles okay, Schwesterherz?«, erkundigt sich Julia aufgeräumt
und plötzlich läuft ein Adrenalinstoß

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