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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne LaBastille
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Innenwand genagelte Leiter erreichte ich (ausgestattet mit der Gewandtheit eines Eichhörnchens) mühelos mein Schlafgemach. Innen war es richtig lauschig: große Schaumstoffmatratze, Daunenkissen, schwere wollene Hudson-Bay- und Guatemala-Decken. Nachts schlief ich praktisch in den Ästen der Balsamtannen. Ich schnitt mir ein paar Zweige ab und legte sie mir unter die Matratze, damit ihr Duft immer bei mir war.
    Unabdingbar war auch eine Küche. Die ganze Einrichtung mußte mit Propan-Flaschengas funktionieren. Zum Glück fand ich einen Gaskühlschrank und einen dreiflammigen Gasherd mit kleiner Backröhre. Beide Geräte wurden auf der offenen Veranda unter der Schlafkoje aufgestellt. Bald wurde mir klar, daß das Kochen an Wind- und Regentagen hier kein Vergnügen sein würde. Vor Winteranbruch mußte die Veranda verschlossen werden. Vorläufig, über die Sommermonate, ging es.
    Allerdings gibt es in den Adirondacks auch im Juli und August Nächte, in denen es fast frostkalt wird, und Nieselregentage, dunkel wie bei einer Sonnenfinsternis. Die Hütte brauchte Heizung und Licht. Der Holzofen mit dem höchsten Wirkungsgrad ist der »Franklin«, und einen solchen besorgte ich mir in der Stadt. Dann begann der Kampf, das gußeiserne, sperrige Ungetüm heimzubefördern. Der Ofen muß an die drei Zentner gewogen haben, und drei Männer und ich waren nötig, um ihn ins Boot und an Land, den Hügel hinauf und in eine Ecke der Hütte zu wuchten. Herrlich dann das Geräusch des ersten Feuers, das Prasseln und Knacken, die flackernde Wärme im Raum. Neben seiner lebenserhaltenden Funktion sollte der Franklin-Ofen im Herbst und Winter, wenn die Tage kurz, trist und einsam sind, auch seelisch zu meiner Hauptstütze werden.
    Die Beleuchtung war einfach zu arrangieren. Fürs erste reichten Kerzen und Petroleumlampen, später ergänzt durch propanbetriebene Gaslampen. Sie sind weniger grell und geräuschvoll als Coleman-Laternen, und nachts geben sie einen milden Schein, der zum Lesen, Schreiben und für feine Näharbeiten vollkommen ausreicht.
    Der Hüttenbau hatte den ganzen Mai gedauert. Jetzt begann ich, die langen Juniabende nutzend, mit der Inneneinrichtung. Wieder erwies sich die Motorsäge als unentbehrlich zum Bau von Bücherregalen und kleinen Bänken. Ein schwarzglänzender Boston-Schaukelstuhl, echte schwarz-rot-weiße Navajo-Teppiche, ein knallroter Schrank, zwei Aktenschränkchen unter einer langen glatten Schreibplatte und eine antike Kirschbaumkommode bildeten mein Mobiliar. Aus dem großen Einrichtungsfundus in Morgans Hotel nahm ich praktisch nichts.
    Der 1. Juli kam heran. Mein Ultimatum lief ab. Ich nahm mir vor: Bis zum 4. Juli bist du aus dem Hotel in die Hütte umgezogen. Durch den radikalen Bruch mit meinem Lebensstil der vergangenen Jahre würde der Unabhängigkeitstag diesmal auch für mich ganz persönlich ein »Tag der Befreiung« werden.

    Noch an vieles galt es letzte Hand anzulegen. Die neueingesetzte Tür und die Fenster mußten dunkelgrün gestrichen werden, ehe handgewebte rote und weiße Guatemala-Indianervorhänge aufgehängt werden konnten. Die Pfosten der Hütte mußten gründlich mit Kreosot imprägniert werden, damit sie nicht faulten. Der Küchenboden bekam einen dunkelbraunen Anstrich: schmutzige Schuhabdrücke sollten das Sperrholz nicht verfärben. Auf die Dachsparren kam weißes Zederfurnier, was eine warmgetönte rustikale Decke ergab. An die Wände nagelte ich Geweihsprossen als Kleiderhaken und Gewehr- und Angelrutenhalter. Eine mexikanische Gitarre und ein Kojotenpelz aus Colorado vervollständigten das Wanddekor. Auf der vorderen Veranda wiegten sich zwei Schaukelstühle der Art, wie sie in den Adirondacks üblich sind, und eine brasilianische Hängematte im Wind. Rote Topfgeranien sorgten für fröhliche Farbtupfer. Ich packte Feuerlöscher, ein Barometer, ein Maximum-Minimum-Thermometer und ein Batterieradio aus. Und vor allem richtete ich meine Bibliothek ein — die komplette Encyclopaedia Britannica, das Journal of Wildlife Management, das Auk (Fachblatt des Amerikanischen Ornithologenverbandes), den New York State Conservationist, Webster’s Dictionary und Roget’s Thesaurus nebst Dutzenden wissenschaftlicher Nachschlagewerke, eine bunte Phalanx auf rustikalen Regalen.
    Mein neues Heim, das erste echte Zuhause meines Erwachsenenlebens, war bezugsfertig. Einer meiner ersten Besucher, eine Schriftstellerin, hinterließ mir den denkwürdigen Spruch: »Ihr Blockhaus hat die

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