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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Tatsache, dass es das Gerücht gibt, macht die Sache doch sensationell.«
    »Und trotzdem - wenn es nur ein Gerücht ist?«
    »Genau, da haben wir es. Indem man >Gerücht< schreibt, nimmt man dem Thema den Ernst.«
    »Es ist also mehr als ein Gerücht.«
    »Es ist die nackte Wahrheit. Es handelt sich nicht um eine marginale Erscheinung, was an sich schon schlimm genug wäre. Es geht um das Gerücht über ein Gerücht.«
    »Ein Mythos, der keiner ist?«
    »Ja.«
    Sie stellte sich neben das Bett und plötzlich glitt ein schneller Schatten über ihr Gesicht.
    »Lebt Sven Holte noch?«
    »Gerade so eben.«
    Er sah sie den Mantel anziehen, ihr Körper ein wenig schwerer, aber immer noch vertraut, die Brüste fest nach einem Leben ohne BH.
    »Ich geh unter die Dusche. Ach, übrigens, das hab ich ganz vergessen . Jonathan hat angerufen.«
    »Warum hast du das nicht eher gesagt?«
    »Ich hatte gewissermaßen keine Zeit.«
    Er hörte ein Auto am Schlafzimmerfenster vorbeifahren, das Geräusch der Reifen auf dem Asphalt klang, wie wenn man Tesafilm von Papier abreißt. Er streckte seinen weichen Körper und setzte sich auf die Bettkante.
    »Das macht nichts. Ich weiß, was er mir sagen wollte.« Wie lange hatte Wide gebraucht, um es herauszubekommen? Oder hatte er es längst gewusst?

36
    Das war ein Schreckschuss ... oder ein Versuch, Interesse zu wecken.«
    »Ein Hilferuf?«
    »Er weiß, dass ich ganz schön hartnäckig bin, wenn ich erst mal eine Spur habe.«
    »Er hat also nur auf dich gewartet?«
    »So was in der Richtung.«
    »Wonach haben sie denn gesucht?«
    »In meiner Wohnung?«
    »Mm.«
    »Mein Archiv.«
    »Hattest du was über ihn . von früher?«
    Jonathan Wide sah Sten Ard an.
    »Vielleicht. Vielleicht hab ich auch was über dich.«
    Sie saßen in Ards Küche, die Fenster standen offen in die Nacht, Grillen in der Gartenlaube. Wide hatte ein Glas Fisherman abgelehnt, eine Flasche Jever aber gern angenommen. Auf dem Tisch lag ein schweres Holzbrett mit einer in dicke Scheiben geschnittenen Wurst aus der Ukraine, daneben grobes Roggenbrot und Butter. Kleine eingelegte Gurken. Ein Krug mit Wasser, in der eine Scheibe Zitrone schwamm.
    Ard biss in eine Wurstscheibe und nahm den kräftigen, säuerlichen Geschmack nach rotem Pfeffer und veredeltem Fett wahr. Holte . immer noch im Krankenhaus.
    »Oder hast du ihn in Verdacht gebracht?«
    »So was ist ja nicht schwer.«
    »Ich hab einige Briefe gekriegt.« »Die waren von Holte.«
    »Nein. So viel wissen wir. Aber er könnte natürlich dahinter stecken.«
    »Ein gefallener Bulle als Sündenbock? Natürlich könnte ich in Frage kommen.«
    Einige Häuser entfernt fing ein Hund an zu bellen, es klang schrill und klar in der stillen, warmen Luft. Plötzlich brach das Bellen ab und wurde zu einem schwachen, undeutlichen Gegrummel, als hätte sich jemand angeschlichen und ihm etwas über den Kopf gestülpt. Vielleicht hatte jemand das Gebell verrückt gemacht und ihm eins über den Schädel gegeben. Vielleicht hatte der Hund etwas zu fressen bekommen.
    Ard nahm eine Scheibe Wurst in die eine und ein Stück Gurke in die andere Hand.
    »Du wirst mit offenen Armen empfangen, wenn du wiederkommst.«
    »Das müsste dann jetzt sein.«
    »Bei uns kannst du mehr für die Menschheit tun.«
    »Da bin ich nicht so sicher. Kürzlich hab ich - in meiner Eigenschaft als Privatdetektiv - einen Skinhead in den Schoß der Familie zurückgeführt.«
    »Eine heroische Tat!«
    »Hab ich auch geglaubt. Deswegen war ich sehr überrascht, als ich vorgestern denselben Kopf auf einem Bild von dieser Faschistendemonstration in der Zeitung gesehen habe.«
    »Wie kannst du die überhaupt voneinander unterscheiden?«
    »Ich war nah an ihnen dran. Und jetzt stand er unter einer Fahne mit einem umgedrehten Hakenkreuz.«
    »So eine Enttäuschung!«
    »Dass das Hakenkreuz umgedreht war?«
    Wide nahm das Messer und schnitt mehr Scheiben von der duftenden Wurst ab.
    »Dass es dir offenbar doch nicht gelungen ist, den Skinhead seinen Lieben zurückzugeben.«
    »Sag das nicht. Jeder kann mal einen Rückfall haben.«
    Sten Ard sah, wie sich der Vorhang am Fenster leicht bewegte. Der Wind hob den Vorhang an und bewegte ihn in die entgegengesetzte Richtung zum Fenster hinaus. Jetzt hörte er den Wind, zum ersten Mal seit langer Zeit. Er sah auch, wie die Tür sich bewegte, zur halb offenen Tür hinaus stahl sich ein letzter Windhauch, fort in das Unsichtbare, und ein trat der Tod, die Scharniere mussten unbedingt

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